Bei Massenprotesten gegen die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem sind am Montag mindestens 16 Palästinenser von israelischen Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen erschossen und mehr als 900 weitere verletzt worden. Unter den Toten war auch ein 14-Jähriger.
Dies teilte das Gesundheitsministerium im Palästinensergebiet mit. Tausende Palästinenser protestierten im Gazastreifen an mehreren Orten an der Grenze zu Israel. Es kam zu schweren Zusammenstössen mit den israelischen Soldaten.
Israels Armee hat die Zahl ihrer Soldaten an der Gaza-Grenze verdoppelt. Seit Ende März sind dort bei gewaltsamen Konfrontationen von Palästinensern und israelischen Soldaten Dutzende Palästinenser getötet und Tausende verletzt worden.
Grosse Feier geplant
Der US-Botschaftssitz in Jerusalem sollte am Nachmittag im Beisein von rund 800 Gästen aus Israel und den USA eröffnet werden. Auch US-Finanzminister Steven Mnuchin, Präsidententochter Ivanka Trump sowie ihr Mann und Trump-Berater Jared Kushner wurden erwartet.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von einem «bewegenden Tag für das Volk Israel und den Staat Israel». In der mit US-Flaggen geschmückten Stadt hiess es auf Plakaten: «Trump make Israel great again!»
Auch in Ramallah im Westjordanland nahmen rund 5000 Palästinenser an einem Protestmarsch teil. Sie trugen palästinensische und schwarze Flaggen sowie Schlüssel. Damit wiesen sie auf ihre Forderung nach einer Rückkehr in die Gebiete hin, aus denen 1948 im Zuge der israelischen Staatsgründung Hunderttausende Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Demonstranten verbrannten auch eine US-Flagge.
Alleingang Trumps
US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem im Dezember im Alleingang als Hauptstadt Israels anerkannt. Dies löste schwere Unruhen in den Palästinensergebieten aus. Die Palästinenser sehen in dem 1967 von Israel eroberten Ostteil die Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates. Israel, das die ganze Stadt als seine Hauptstadt beansprucht, feiert den Schritt dagegen als politischen Triumph.
Die arabische Liga rief wegen der Botschafts-Einweihung eine Sondersitzung für Mittwoch ein. Die vom Iran gestützte Hisbollah im Libanon, die die Vernichtung Israels anstrebt, erklärte, die Verlegung der US-Botschaft sei ein «nutzloser Schritt». Das russische Präsidialamt warnte vor weiteren Spannungen. (sda/dpa/afp/reu)