Verkauf von Toshibas Chipsparte stockt

Verkauf von Toshibas Chipsparte stockt

28.06.2017, 11:40

Der angeschlagene japanische Technologiekonzern Toshiba kommt beim Verkauf seiner Chipsparte nicht so schnell voran wie erhofft.

Statt den Aktionären auf der Hauptversammlung am Mittwoch wie zugesagt den besiegelten Deal zu präsentieren, kann sich die Führungsriege nur für eine weitere Verzögerung entschuldigen.

Wann die dringend benötigten Milliarden aus der Veräusserung des weltweit zweitgrössten Herstellers von Speicherchips (NAND) nun fliessen werden, scheint offen.

Zwar will Toshiba den Verkauf seiner boomenden Chip-Einheit mit einer Milliarden-Klage gegen den US-Partner Western Digital doch noch durchboxen. Für Verzögerungen sorgen aber auch Differenzen innerhalb der ausgewählten Bietergruppe.

«Es braucht Zeit, um die Meinungsverschiedenheiten unter den Mitgliedern des Konsortiums zu beheben», sagte Toshiba-Chef Satoshi Tsunakawa. Eine Einigung mit dem von Japans Regierung angeführten Konsortium solle aber «so schnell wie möglich» erfolgen. Ziel sei, den Verkauf bis zum Ende des Geschäftsjahres im kommenden März unter Dach und Fach zu haben.

Gegen eine schnelle Einigung spricht der eskalierte Streit zwischen Toshiba und seinem US-Partner Western Digital, mit dem die Japaner das wichtigste Chip-Werk betreiben. Die Amerikaner wollen die Einheit selber übernehmen und sind der Ansicht, dass ein Verkauf ihre Zustimmung voraussetzt. Der US-Konzern versucht nun, mit einer in den USA eingereichten Klage eine Veräusserung zu blockieren. In letzter Minute legte Western Digital zudem am Dienstag erneut ein Gebot für die Chip-Einheit vor.

Toshiba holt nun zum Gegenschlag aus und kündigt eine Klage gegen den US-Partner an, weil dieser den Verkaufsprozess störe. Toshiba fordert deshalb Schadenersatz über 120 Milliarden Yen - das sind etwa eine Milliarde Franken.

Die ins Schaufenster gestellte Chipsparte hat Interessenten aus aller Welt auf den Plan gerufen, darunter auch Apple und Dell. Toshiba will mit dem Verkauf mindestens zwei Billionen Yen (umgerechnet gut 16 Milliarden Euro) einnehmen.

Die Japaner brauchen das Geld dringend, um sich nach der Insolvenz der US-Kraftwerkstochter Westinghouse neu aufzustellen. Zuletzt musste der Technologiekonzern einräumen, dass seine Finanzlage noch dramatischer ist als bislang angenommen. Die Vorlage der Bilanz wurde zum sechsten Mal seit dem Bilanzskandal 2015 verschoben.

Zu der ausgewählten Gruppe an Interessenten gehören früheren Angaben zufolge die beiden staatlich unterstützten Investmentfonds Innovation Network Corp of Japan und Development Bank of Japan, der US-Finanzinvestor Bain Capital und der südkoreanische Halbleiter-Spezialist SK Hynix.

Dem von der Regierung unterstützten Konsortium waren bereits im Vorfeld gute Chancen eingeräumt worden, weil Japan die Kontrolle über die wichtige Halbleitertechnik im Land behalten will. Insidern zufolge stören sich aber einige Mitglieder der Toshiba-Geschäftsführung an der Beteiligung des Chip-Rivalen aus Südkorea, weil sie einen Technologietransfer befürchten.

Das juristische Tauziehen geht in gut zwei Wochen in die nächste Runde. Ein US-Gericht hat den 14. Juli als Anhörungstermin für die von Western Digital beantragte einstweilige Verfügung gegen Toshiba wegen Verletzung von Joint-Venture-Verträgen angesetzt. (sda/reu)

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