Das Smartphone ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Chatten, Fotografieren, im Netz surfen. Es ist ein kleines, nützliches Gerät für jedermann. Das erste Smartphone, das vor 20 Jahren auf den Markt kam, war noch als mobiles Büro mit Fax-Anschluss konzipiert.
Ein typischer Smartphone-Nutzer sieht im Schnitt 88 Mal täglich aufs Handy. Das ist zumindest das Ergebnis der Studie des Bonner Wissenschaftler Alexander Markowetz. 35 Mal überprüft der Anwender demnach, ob eine Mitteilung eingetroffen ist oder will wissen, wie spät es ist. 53 Mal am Tag entsperrt der Nutzer das Gerät, um eine Nachricht zu schreiben, ein Foto aufzunehmen, eine App zu starten oder im Web zu surfen.
Die Bedeutung im Alltag schlägt sich auch in den Verkaufszahlen nieder: 2015 wurden weltweit 1.43 Milliarden Smartphones verkauft, 10 Prozent mehr als im Jahr davor. Allein in der Schweiz waren es 2014 3.1 Millionen Geräte, die über den Ladentisch gingen.
«Büro im Westentaschenformat»
Dieser Massentrend war zu Beginn der Smartphone-Ära vor 20 Jahren noch nicht in Sicht. Dieses Zeitalter begann im Jahr 1996 - über zehn Jahre vor dem ersten iPhone. Auf der CeBIT in Hannover kündigte der finnische Mobilfunkkonzern Nokia den «Nokia 9000 Communicator» als «Büro im Westentaschenformat» an, der dann am 15. August 1996 in die Läden kam.
Als eine der wichtigsten Funktionen wurde damals angepriesen, dass der aufklappbare «Communicator» auch Faxe senden und empfangen konnte. Ausserdem brachte das rund 400 Gramm schwere Gerät, das in der Schweiz für rund 2200 Franken verkauft wurde, auch einen elektronischen Kalender, ein digitales Adressbuch, eine Notizanwendung und einen Taschenrechner mit.
Manche Experten sehen im «Simon Personal Communicator» das erste Smartphone der Welt, der bereits ab August 1994 von IBM in den USA verkauft wurde. Doch im Gegensatz zum «Communicator» von Nokia konnte man mit dem klobigen «Simon» von IBM nicht im Web surfen, was für die meisten Technik-Historiker den Begriff «Smartphone» mitdefiniert.
Und während IBM sich bald wieder vom Markt zurückzog, legte Nokia immer weiter nach. 1999 brachten die Finnen mit dem «Nokia 7110» das erste WAP-Handy auf den Markt, mit dem man für mobile Verbindungen formatierte Web-Seiten aufrufen konnte. Zusammen mit Samsung begründete Nokia dann 2004 mit seinen Geräten die dritte Mobilfunkgeneration UMTS in Deutschland.
Vom iPhone überrannt
Es blieb aber Apple-Chef Steve Jobs überlassen, dem Smartphone-Markt den entscheidenden Impuls zu geben. In einer inzwischen legendären Präsentation zum Auftakt der Messe MacWorld am 9. Januar 2007 versprach er dem Publikum gleich drei Geräte: einen Musikplayer mit Touch-Bedienung, ein revolutionäres Telefon und einen grundlegend neu konzipierten Internet-Kommunikator. Jobs wiederholte die drei Begriffe so oft, bis es alle im Saal begriffen hatten und laut johlten: Alle drei Funktionen steckten in einem Gehäuse. Das iPhone betrat die Bühne und sollte den Markt grundlegend umkrempeln.
Die damaligen Mobilfunkpioniere Nokia, Motorola und Blackberry wurden von der iPhone-Ankündigung kalt erwischt und hatten selbst Jahre später noch grosse Schwierigkeiten, eine angemessene Antwort zu geben. Nur Google mit seinem damaligen Chef Eric Schmidt war gut vorbereitet. Schmidt sass seit 2006 auch im Verwaltungsrat von Apple und hatte wohl mitbekommen, in welche Richtung sich der Zukunftstrend im Mobilfunk bewegen wird.
Im Oktober 2008 kam mit dem HTC Dream das erste Android-Smartphone auf den Markt. Apple-Chef Jobs tobte, weil die Android-Oberfläche dem iPhone so sehr ähnelte. Es gelang Apple allerdings nicht, das Google-System vor Gericht auf breiter Front stoppen zu lassen. Jobs' Nachfolger Tim Cook beendete schliesslich den Patentkrieg.
Neben Google kann sich Samsung als Gewinner des danach einsetzenden Android-Booms fühlen. Im ersten Quartal 2012 lösten die Südkoreaner Nokia als weltgrössten Mobilfunkhersteller ab. Diese Spitzenposition hatte Nokia seit 1998 innegehalten.
Keine Wende durch Verkauf an Microsoft
Der Abstieg der Finnen beschleunigte sich ab 2011, weil die Nokia-Entwickler nicht in der Lage waren, ihr Symbian-System zu einer attraktiven Alternative zu Apples iOS oder Android von Google zu erneuern. Der damalige Nokia-Chef Stephen Elop beschwor im Februar 2011 seine Mitarbeiter: «Wenn man auf einer brennenden Öl-Plattform steht, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder zu bleiben und zu verbrennen, oder ins kalte Wasser zu springen.»
Nokia wagte den Sprung ins Wasser und wurde vom Rettungsboot Microsoft mit seinem Windows-System aufgenommen. Doch konnte das Manöver die Nokia-Smartphone-Sparte nicht vor dem Untergang bewahren. Dieser Geschäftsbereich von Nokia sowie die Patente der Finnen landeten im April 2014 für 5.4 Milliarden Euro bei dem US-Konzern. Nach einer Serie von schlechten Quartalsergebnissen wurde die Sparte vom neuen Microsoft-Chef Satya Nadella aber auch schon wieder abgewickelt. (sda/dpa)