Terrorismus - Deutschland: Axt-Angriff in Regionalzug gemäss Ermittler islamistisch motiviert

Terrorismus - Deutschland: Axt-Angriff in Regionalzug gemäss Ermittler islamistisch motiviert

19.07.2016, 18:36

Der Axt-Angriff in einem Regionalzug bei Würzburg hat nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler einen islamistischen Hintergrund. Der 17-jährige Täter aus Afghanistan habe sich an Nicht-Muslimen rächen wollen.

Seiner Meinung nach hatten diese seinen Glaubensbrüdern Leid angetan, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager.

Bei dem Angriff am Montagabend waren fünf Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwebten am Dienstag noch in Lebensgefahr. Unter den Opfern waren eine Familie aus Hongkong und eine Passantin.

Der auf der Flucht erschossene junge Mann sei mit dem vorgefassten Entschluss in den Zug gestiegen, ihm unbekannte «Ungläubige» umzubringen.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte wenige Stunden nach dem Attentat, den Angriff mit fünf Verletzten für sich beansprucht. Ausserdem wurde ein Bekenner-Video veröffentlicht, das den mutmasslichen Attentäter vor der Tat zeigen soll.

Es gebe keine Beweise, dass der Täter sich bereits vor seiner Einreise am 30. Juni 2015 als Flüchtling nach Deutschland radikalisiert habe, so Ohlenschlager.

Auch seien konkrete Verbindungen zum IS nicht belegt, selbst wenn der Angreifer wohl eine Sympathie für die Terrorgruppe gehabt habe. Während der Tat habe er mehrmals «Allahu akbar» («Gott ist gross») gerufen, so LKA-Ermittler Köhler.

Täter wohnte bei Pflegefamilie

Er wohnte seit kurzem bei einer Pflegefamilie. In seinem Zimmer dort wurde ein Block mit einem IS-Symbol gefunden sowie einer Textpassage, die wohl ein Abschiedsbrief an seinen Vater ist. Darin beklagte sich der Jugendliche «über Ungläubige und Taten, die diesen Ungläubigen zuzurechnen sind».

Am Dienstag veröffentlichte die IS-Propaganda-Agentur Amaq zudem im Internet ein Video. Darin bekennt sich ein junger Mann zum IS, der der spätere Attentäter sein soll. «Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschland.» Dabei hält er ein Messer in der Hand. Noch sind die Ermittler nicht sicher, ob das Video den Attentäter aus dem Regionalzug zeigt.

Gläubiger Moslem

Bisher sei der 17-Jährige strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, erklärte der LKA-Ermittler in Würzburg weiter. Er sei «polizeilich ein völlig unbeschriebenes Blatt» gewesen, so Köhler. Der Jugendliche sei ein gläubiger Muslim gewesen, der aber nicht regelmässig in die Moschee gegangen sei und privat gebetet habe.

Der 17-Jährige war mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg-Heidingsfeld losgegangen. Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang er aus dem Zug, flüchtete und griff noch eine Spaziergängerin an.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe gewesen war, nahm die Verfolgung auf und erschoss den 17-Jährigen. Die Polizisten hätten in einer Notwehrsituation gehandelt. (sda/afp/dpa)

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