Serbien und Kosovo im Clinch wegen eines Zuges

Serbien und Kosovo im Clinch wegen eines Zuges

14.01.2017, 21:08

Nach 18-jähriger Unterbrechung hat Serbien am Samstag den Zugverkehr in das Kosovo wiederaufgenommen - mit einem Propagandazug in den serbischen Nationalfarben. Das sorgt für neuen Konfliktstoff zwischen beiden Ländern.

Der Zug mit der Aufschrift «Kosovo ist Serbien» in mehreren Sprachen startete am Morgen vom Hauptbahnhof in Belgrad. Albanische Polizisten mit Gewehren und gepanzerten Fahrzeugen hätten die Weiterfahrt des Zuges über die Grenze verhindert, kritisierte der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic am Samstag vor der Presse in Belgrad.

Zuvor hatte Kosovo-Präsident Hashim Thaci die Behörden aufgefordert, den serbischen Zug zu stoppen. Die kosovarische Beauftragte für Verhandlungen mit Serbien, Edita Tahiri, erklärte, es handle sich um eine Einmischung, «die unsere Souveränität bedroht und beweist, dass Serbien das Kosovo destabilisieren will.»

Das Kosovo hatte sich im Jahr 2008 einseitig für unabhängig von Serbien erklärt. Die serbische Regierung und die Kosovo-Serben erkennen die Unabhängigkeit jedoch nach wie vor nicht an.

Der Zug soll von der serbischen Hauptstadt Belgrad nach Kosovska Mitrovica im Norden des Kosovo fahren, wo die serbische Minderheit die lokale Mehrheit stellt. Allerdings hatte der von Russland gekaufte Zug viele umstrittenen Symbole an Bord. Im Inneren des Zuges sind Repliken von Ikonen aus serbisch-orthodoxen Klöstern im Kosovo zu sehen.

Die zu mehr als 90 Prozent von ethnischen Albanern bewohnte ehemalige serbische Provinz war nach dem Kosovo-Krieg der Jahre 1998 und 1999, bei dem 13'000 Menschen starben, unter internationale Verwaltung gestellt worden.

Die Normalisierung der Beziehungen zwischen Pristina und Belgrad ist Voraussetzung für den von Serbien angestrebten Beitritt zur Europäischen Union. Auch das Kosovo strebt die Aufnahme in die EU an. Das 1.8-Millionen-Einwohner-Land wird von mehr als hundert Staaten anerkannt, darunter von der Schweiz, den meisten EU-Ländern und den USA. (sda/afp/dpa)

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