Vor der Londoner Geberkonferenz für Syrien am kommenden Donnerstag hat die Hilfsorganisation Oxfam eine Verdopplung der Hilfszahlungen zur Bewältigung der Syrien-Krise gefordert. Die Hauptlast der Krise werde von ärmeren Ländern geschultert.
Die bislang zur Verfügung gestellten Mittel reichten «bei weitem nicht aus, um der wachsenden Not in Syrien und auch in Nachbarstaaten wie Libanon und Jordanien zu begegnen», erklärte Oxfam am Montag. Die Hilfsaufrufe der Vereinten Nationen für Syrien und die Nachbarländer seien 2015 «nur zur Hälfte gedeckt» gewesen. Reiche Geberstaaten hätten finanziell «nur einen Bruchteil dessen beigetragen, war ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft entspricht».
Gemessen an der Grösse der Wirtschaft spende etwa Russland nur ein Prozent und Saudi-Arabien 28 Prozent des Anteils, der eigentlich auf sie entfalle, kritisierte Oxfam. Bei Frankreich sind es demnach 45 Prozent.
Alle drei Staaten intervenieren in Syrien: Russland unterstützt die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad mit Luftangriffen, Saudi-Arabien leistet Rebellen Militärhilfe, und Frankreich beteiligt sich am internationalen Militäreinsatz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Oxfam zufolge zahlen die meisten reichen Länder weniger als sie eigentlich sollten. Von den 8.9 Milliarden Dollar, die im vergangenen Jahr angefordert worden seien, seien zudem nur 56.5 Prozent gezahlt worden.
Positive Ausnahmen
Zu den wenigen positiven Ausnahmen zählten Deutschland, Norwegen, Dänemark, Grossbritannien und Kuwait, die «deutlich mehr als ihren 'gerechten Anteil' aufgewendet» hätten, hiess es weiter.
Die Krise in Syrien gehe alle an, reiche Staaten müssten sich endlich ihrer Verantwortung stellen und ihre Hilfe massiv aufstocken, forderte der Syrien-Experte von Oxfam Deutschland, Robert Lindner. «In diesem Jahr brauchen wir das Doppelte von dem, was 2015 aufgebracht wurde.»
Von den europäischen Regierungen forderte Oxfam, sichere und legale Einreisewege für Menschen auf der Flucht zu schaffen. Syrische Flüchtlinge, die in Nachbarländern wie Jordanien und im Libanon bleiben wollten, sollten die Möglichkeit erhalten, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen und ausreichenden Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheitsfürsorge erhalten.
Die «einflussreichen Staaten», die auf der Geberkonferenz in London am Donnerstag zusammenkämen, müssten «alles daran setzen, eine tragfähige Friedenslösung für den Konflikt in Syrien zu ermöglichen», forderte Oxfam. (sda/afp/reu)