In Argentinien sind 15 ehemalige Armeeangehörige wegen der Verfolgung von Oppositionellen zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Das Urteil stellt erstmals die kriminelle grenzübergreifende Zusammenarbeit mehrerer südamerikanischen Militärdiktaturen fest.
Die Koordination der Militärs und Geheimdienste in Argentinien, Uruguay, Brasilien, Chile, Paraguay und Bolivien in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde von den Verantwortlichen «Plan Cóndor» genannt. Die Koordination hatte weltweit Schlagzeilen gemacht.
Das Berufungsgericht in Buenos Aires befand unter anderen den letzten argentinischen Militärherrscher Reynaldo Bignone (1982-83) für schuldig, massgeblich an der kriminellen Vereinigung teilgenommen zu haben, die für mehr als hundert Morde verantwortlich sei.
Bignone wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, er sitzt derzeit schon wegen der Verschleppung von Kindern politischer Häftlinge in Hausarrest. Die anderen Verurteilten sollen für acht bis 25 Jahre hinter Gitter. Der argentinische General Santiago Riveros und der uruguayische Oberst Cordero Piacentini wurden zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.
Diktator verstorben
Piacentini wurde als Schuldiger für elf Verschleppungen ausgemacht, darunter die der damals schwangeren Schwiegertochter des argentinischen Dichters Juan Gelman. Die in Gefangenschaft geborene Tochter der später ermordeten Frau wurde illegal einer uruguayischen Familie zur Adoption gegeben. Sie fand erst im Alter von 23 Jahren ihre wahre Identität heraus.
Unter den Angeklagten in dem vor über drei Jahren aufgenommenen Prozess war ursprünglich auch der ehemalige argentinische Diktator Jorge Videla (1976-1981) gewesen. Er starb aber 2013.
Die Opfer der Verurteilten waren Uruguayer, Chilenen, Paraguayer, Bolivianer und Argentinier, die in Zusammenarbeit der damaligen Diktaturen in Südamerika verschleppt, gefoltert und ermordet wurden. Teilweise wurden die im Rahmen der «Operation Condor» Verschleppten illegal vom Land der Festnahme in ihr Geburtsland gebracht. (sda/dpa)