Bei einem Feuer am Rande einer Demonstration in der bolivianischen Stadt El Alto sind sechs Mitarbeiter der Stadtverwaltung ums Leben gekommen. Die drei Männer und drei Frauen starben durch das Feuer im Bürgermeisteramt an Erstickungen und Rauchvergiftungen.
Die Demonstranten hätten das Feuer gelegt, teilte die Bürgermeisterin der zweitgrössten Stadt des Landes, Soledad Chapeton, am Mittwoch (Ortszeit) mit. El Alto ist eine Millionenstadt auf 4100 Meter Höhe nahe dem Regierungssitz La Paz.
Bei den Demonstranten soll es sich um Väter gehandelt haben, die vernünftige Unterrichtsgebäude für ihre Kinder forderten, da diese zum Teil in Zelten unterrichtet würden. Menschen seien in das Gebäude eingedrungen, hätten Computer und Dokumente an sich gerissen und das Feuer gelegt, berichtete die Nachrichtenagentur ABI.
Die Partei von Präsident Evo Morales, die Bewegung zum Sozialismus (Movimiento al Socialismo - MAS), hatte vor knapp einem Jahr nach Korruptionsskandalen das Bürgermeisteramt an Chapetón von der Oppositionspartei Unidad Nacional (UN) verloren.
Unklar war zunächst, ob die Täter tatsächlich aus dem Kreis der demonstrierenden Schülerväter kamen. Chapetón macht laut der Zeitung «La Razón» Anhänger ihres im Gefängnis sitzenden MAS-Amtsvorgängers Édgar Patana für das Feuer verantwortlich, da vor allem Patana belastende Dokumente verbrannt worden seien.
Gegenseitige Anschuldigungen
In einer Pressekonferenz meinte sie sichtlich bewegt: «Wir verstehen das nicht - was haben die Alteños (Bewohner El Altos) gemacht, dass man sie so behandelt?».
Der Vizeminister des Innenministeriums, Marcelo Elío, machte dagegen die Opposition selbst für die Tragödie verantwortlich. Elío meinte, UN-Politiker hätten sich unter Demonstranten gemischt und den Protest angestachelt. Dafür lagen aber zunächst keinerlei Beweise vor. Die Tragödie geschah kurz vor einem wegweisenden Referendum, das die Gemüter bewegt und laut Umfragen in seinem Ausgang offen ist.
Am Sonntag stimmen die Bürger Boliviens über eine Verfassungsänderung ab, ob dem bis 2019 gewählten Morales die Möglichkeit zu einer Wiederwahl bis zum Jahr 2025 eröffnet werden soll. Kritiker werfen Morales und dem MAS autoritäre Tendenzen vor. Der frühere Kokabauer regiert seit 2006 und ist der erste indigene Präsident des Landes. (sda/dpa)