Papst Franziskus hat Kolumbien zu einem Neubeginn aufgerufen. «Jede Friedensbemühung ohne die ehrliche Verpflichtung zur Versöhnung wird scheitern», sagte er am Freitag bei einer Heiligen Messe in der früheren Konfliktregion Villavicencio mit rund 600'000 Gläubigen.
Die meisten waren ganz in weiss gekleidet, die Reise wirkt wie ein grosses Fest des Friedens. «Sich versöhnen heisst allen Menschen, welche das Drama des Konflikts erlebt haben, eine Tür zu öffnen», betonte der 80 Jahre alte Papst.
Franziskus sprach den Bischof Jesús Emilio Jaramillo und den Priester Pedro María Ramírez selig. Jaramillo war Bischof der Stadt Arauca, als er 1989 von der ELN-Guerilla entführt und ermordet wurde. Ramírez war bereits im Jahr 1948 ermordet worden.
Auch rund 6000 Opfer des jahrzehntelangen Konfliktes waren in Villavicencio dabei. Der Vatikan hatte die Verhandlungen mit der FARC-Guerilla massgeblich unterstützt, um nach fast 220'000 Toten in den Konflikten zwischen Guerilla, Streitkräften und rechten Paramilitärs eine neue Ära einzuläuten.
Auch mit der letzten Guerillagruppe ELN ist ein Friedensabkommen geplant. Ausländische Unternehmen setzen auf einen Boom in den Land. 2016 kamen zudem erstmals über fünf Millionen Touristen.
Hunderttausende in Bogotá
Nach Angaben der Stadt hatten sich zuvor bereits in Bogotá bei einer Messe 1.3 Millionen Menschen versammelt. Hunderte fliegende Händler verkauften dort Franziskus-Artikel.
Starker Regen hielt die vielen Pilger nicht ab. Auch an den Strassen entlang der Routen des Papst-Trosses jubelten die Menschen dem Oberhaupt der katholischen Kirche zu.
Rund 80 Prozent der Kolumbianer sind katholisch, die Kirche spielt in den ländlichen Regionen eine tragende Rolle als Friedensstifter. Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos sprach von einem grossen Beweis der Einheit.
2016 hatte er mit der linken Guerillaorganisation FARC einen mühsam ausgehandelten Friedensvertrag unterzeichnet, der in einem Referendum zunächst abgelehnt, dann aber vom Kongress beschlossen wurde. Vor allem eine Sonderjustiz mit milden Strafen für Verbrechen stösst auf Widerstand; zudem werden die Massnahmen zur Wiedereingliederung der Ex-Guerilleros und zur Verstärkung der staatlichen Präsenz in Konfliktregionen sehr viel Geld kosten.
Weiter nach Medellín und Cartagena
Am Samstag besucht Franziskus Medellín. Die Stadt gilt als «katholische Hauptstadt» des Landes. Am Sonntag endet die Reise in Cartagena.
Der Argentinier ist der dritte Papst, der Kolumbien besucht. Zuvor waren Papst Paul VI. 1968 und Johannes Paul II. 1986 in das südamerikanische Land gereist. (sda/dpa)