In der Regel tagt der sechsköpfige Verwaltungsrat der BDWM Transport AG vier Mal pro Jahr. 2015 soll jeder gewöhnliche Verwaltungsrat für diese vier Sitzungen 10'000 Franken Honorar erhalten, der Vizepräsident 14'000 und der Präsident gar 32'000 Franken.
Jeder Sondereffort wird zusätzlich mit 200 Franken pro Stunde vergütet. Zusätzliches Geld gibt es auch für das Mitwirken etwa im Prüfungs- und Risikoausschuss. Schliesslich erhalten alle Verwaltungsräte als pauschale Spesenentschädigung ein Generalabonnement der 1. Klasse.
Martin Keller, SVP-Grossrat und Nationalratskandidat stört sich an den seiner Meinung nach zu hohen Honoraren und Entschädigungen. Er verlangt jetzt Auskunft vom Regierungsrat.
Die BDWM Transport AG entstand im Jahr 2000 aus der Bremgarten-Dietikon-Bahn und der 1997 auf Busbetrieb umgestellten Wohlen-Meisterschwanden-Bahn. Sie betreibt auch den SBB-Bus Zofingen/Reiden, den Schnellbus Bremgarten/Remetschwil-Zürich Enge und die Limmat Bus AG.
Die BDWM Transport AG mit Sitz in Bremgarten gehört zu 51,84 Prozent dem Kanton Aargau, zu 30,28 Prozent dem Bund. Der Kanton Zürich besitzt 7,87 Prozent, diversen Gemeinden gehören 7,44 Prozent, diversen Privaten 2 Prozent – und 1 Prozent gehört der BDWM selber.
Weil der Kanton Hauptbesitzer der BDWM ist, stellt Grossrat Martin Keller in einer Interpellation dem Regierungsrat verschiedene, aus seiner Sicht drängende Fragen. Keller hat recherchiert und gerechnet. Und hat herausgefunden, dass die Honorare für Verwaltungsratstätigkeiten von 2001 bis 2015 zwischen 272 und 525 Prozent gestiegen sind.
Konkret: Bezog ein Verwaltungsratsmitglied 2001 noch 1600 Franken pro Jahr, sind es heute bereits 10'000. Der Vizepräsident erhielt 2001 noch 2600 Franken, heute sind es 14'000 – und der VR-Präsident steigerte sich von 8600 auf 32'000 Franken. «Das erinnert an einen Selbstbedienungsladen», erklärte Keller gegenüber der AZ. Denn die Aufgaben des Verwaltungsrates seien keineswegs grösser oder schwieriger geworden. Zumal die Geschäftsleitung der BDWM Transport AG hervorragende Arbeit leiste.
Deshalb möchte Keller vom Regierungsrat wissen, ob der Kanton Aargau als Hauptaktionär die überdurchschnittlich gestiegenen Honorare bemerkt und bewilligt habe. Und wie sich das mit der Sorgfaltspflicht im Bezug auf Steuergelder vereinbaren lasse. Keller möchte weiter wissen, wie sich das Anrecht auf ein kostenloses Generalabonnement 1. Klasse als Spesenpauschale rechtfertigen lasse. Zur Erinnerung: Es handelt sich um vier Sitzungen in Bremgarten; ein GA 1. Klasse kostet zurzeit 5970 Franken.
Keller wundert sich, dass die BDWM Transport AG die «Altersguillotine» wieder aufweicht, nachdem man erst vor wenigen Jahren das Pensionsalter von 65 Jahren für den Verwaltungsrat festgelegt hatte. Von der Aufhebung profitiert Verwaltungsratspräsident Herbert Huber, er kann auch mit Jahrgang 1947 weiter im Amt bleiben. Weiter möchte Martin Keller wissen, wie der Kanton als Hauptaktionär den Verwaltungsrat künftig kontrollieren wird; ob sich die BDWM Transport AG nicht mit weniger Verwaltungsräten führen liesse.
Schliesslich erkundigt sich Keller, wie es mit dem Synergiepotenzial bei den Verwaltungsräten der Privatbahnen im Aargau bestellt sei. Ob es Möglichkeiten zum Know-how-Transfer und zur Honorarsenkung gebe. Für einen Verwaltungsrat kommt dieser Vorstoss zur denkbar schlechtesten Zeit: Walter Dubler, Wohler Gemeindeammann und unter politischem Dauerbeschuss wegen umstrittenen Geldbezüge, sitzt seit 2001 auch im BDWM-Verwaltungsrat.
(aargauerzeitung.ch)