Flüchtlinge: Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland rollt wieder

Flüchtlinge: Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland rollt wieder

14.09.2015, 10:24

Der Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland läuft nach Angaben der Deutschen Bahn seit Montag wieder weitgehend normal. Die am Sonntag um 17.00 Uhr verhängte Sperre sei wie geplant um 7.00 Uhr aufgehoben worden. Im Autoverkehr kam es dagegen zu Staus.

An den Grenzübergängen waren die Strassen auf eine Spur verengt worden, um die am Sonntag verfügten Kontrollen durchzuführen. Auf der Autobahn 8 bei Bad Reichenhall standen die Fahrer am Morgen auf einer Länge von rund drei Kilometern, wie das Verkehrslagezentrum in Rosenheim berichtete. Auf der Autobahn 3 bei Passau waren es dem Bayerischen Rundfunk zufolge sechs Kilometer.

Für Montagvormittag rechneten die Beamten mit einem erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen an den Grenzübergängen. Nach der Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Deutschland und Österreich um 7.00 Uhr würden auch Zugreisende an den Grenzen oder in nahen Bahnhöfen kontrolliert, teilte die Sprecherin der Bundespolizei mit.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann rechnet damit, dass die Grenzkontrollen mindestens einige Wochen dauern. Es müsse stärker kontrolliert werden, weil viele unterwegs seien, die «keine echten Flüchtlinge seien», sagt der CSU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk.

Züge München-Zürich betroffen

Weiterhin für den Zugverkehr gesperrt war die Strecke zwischen Salzburg und München. Dort befänden sich Menschen auf den Bahngleisen, weshalb hier noch nicht gefahren werden könne, sagte ein Bahn-Sprecher in Berlin. Ob es wegen dieser Sperrung am Montag zu Zugausfällen kommen könnte, war zunächst nicht absehbar.

Am Sonntagnachmittag war der Zugverkehr zwischen den beiden Ländern auf Weisung der deutschen Bundesbehörden unterbrochen worden. Betroffen waren die Linie Zürich über Bregenz nach München, sowie die Strecken Klagenfurt-Frankfurt, Verona-München über Kufstein, Budapest-München sowie Wien-Dortmund-Frankfurt.

Ungarn meldet Rekordzahlen

Über das gesamte Wochenende waren rund 19'100 Flüchtlinge in München angekommen. Am Sonntag hatten 7100 Flüchtlinge die bayerische Landeshauptstadt erreicht, wie eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern mitteilte.

Der Strom der Flüchtlinge, die über die Balkan-Route nach Mitteleuropa gelangen, dürfte auch in den nächsten Tagen nicht abreissen. Die Zahl der nach Ungarn kommenden Flüchtlinge hatte am Sonntag einen neuen Rekord erreicht: 5809 Menschen und damit so viele wie noch nie an einem Tag seien ins Land gekommen, meldete die ungarische Polizei am Montag. Der vorherige Rekord war erst am Samstag mit 4330 Neuankömmlingen aufgestellt worden.

Vor Inkrafttreten der verschärften ungarischen Einwanderungsgesetze am Dienstag waren die Flüchtlingszahlen zuletzt immer weiter angestiegen. Die neuen Gesetze sehen unter anderem Haftstrafen für Menschen vor, die illegal in das EU-Land einreisen. Überdies soll die Grenze zu Serbien hermetisch abgeriegelt werden.

Kontrollen auch in Österreich

Grenzkontrollen einführen möchte nun auch Österreich. Sonst drohe die totale Überforderung, sagte Aussenminister Sebastian Kurz. Österreich sei das letzte attraktive Zielland für Flüchtlinge vor Deutschland. Bundeskanzler Werner Faymann hatte zuvor verschärfte Grenzkontrollen abgelehnt.

Wegen der eingeführten Grenzkontrollen Deutschlands würden laut Kurz nun binnen kürzester Zeit Zehntausende Flüchtlinge in Österreich bleiben statt wie bisher nur durchzureisen. Alleine am Sonntag seien laut Polizeiangaben 15'000 Menschen im Grenzort Nickelsdorf nahe der ungarischen Grenze angekommen. (sda/dpa/reu/afp)

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