Mehr Power fürs Vaterland: Unter diesem bewusst provokativen Titel hat männer.ch ein Schweiz-Programm zur weltweiten MenCare-Kampagne gestartet. Das Ziel: Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu einer fairen Gesellschaft und ein Ende des Kampfs der Geschlechter.
Den Anfang sollen die Väter machen und sich deutlich mehr in die Familie einbringen. Das hilft den Kindern, den Müttern, der Gesellschaft, der Wirtschaft und dem Staat gleichermassen, wie männer.ch und das Institut für Männer- und Geschlechterfragen (SIMG) gemäss Unterlagen am Montag vor den Medien in Bern erklärten.
Nur halbe-halbe ist fair
Nur wenn Väter und Mütter sich Familien- und Erwerbsarbeit halbe-halbe teilen, könne die Schweiz den Verfassungsauftrag der «Gleichstellung in allen Lebensbereichen» auch umsetzen. Und nur eine solche Arbeitsteilung sei fair.
Die Initiatoren möchten aufräumen mit Klischees. Männer sollen Kinder betreuen, Fenster putzen, Angehörige pflegen oder sich in Gemeinde oder Kirche engagieren. Auch Frauen können Autos waschen oder Fussball-Junioren trainieren - und Karriere machen.
Der Ernährer im Kopf
Das Rollenbild des Familienvaters befindet sich bereits im Wandel. «Das Bild des Vaters als Patron und Ernährer der Familie hat ausgedient»; es finde höchstens noch in der Rentner-Generation und bei tieferen Bildungsschichten eine Mehrheit.
Eine Mehrheit der Männer wolle - mit dem Herz - «präsente und emotional involvierte Väter» sein. In der Praxis aber bleibe die Ernährerrolle «zentraler Pfeiler väterlicher Identität».
Das Dilemma in dem diese Männer stecken ist, dass Familie und Vaterschaft in der Schweiz «aussergewöhnlich stark als Privatsache gesehen» werden. Damit bleibt aber - vor allem in ländlich geprägten Regionen - die Kinderbetreuung vor allem Sache der Familie.
Arbeit ungleich verteilt
Es sei «wissenschaftlich unhaltbar», dass Familien sich «unabhängig von Rahmenbedingungen und Strukturen entwickeln» könnten.
Doch dabei erscheint die Schweiz in Europa als Schlusslicht, wie männer.ch und SIMG anhand von Eckdaten aufzeigen: In keinem anderen Land Europas sei die bezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen so ungleich verteilt. Und beim Vaterschaftsurlaub befindet sich die Schweiz nur noch in Gesellschaft mit Albanien und Irland. Vergangene Woche wurde mit der Initiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub ein neuer Versuch für die Einführung gestartet.
Das in den Augen der Vereinigungen unfreundliche Umfeld wirkt sich auf die Geburtenrate aus. Zwar hat sich diese von den Tiefstwerten in den 2000-er Jahren etwas erholt und lag gemäss Bundesamt für Statistik 2014 bei 1.54 Kindern pro Frau, doch lag sie weit von Schweden mit 1.88 entfernt.
Mann will Vater sein
Die Schweizer Männer hätten es in der Hand, bei Abstimmungen oder auch im Betrieb für sich und ihre Familien ein besseres Umfeld zu schaffen. Der SIMG hat in seinem ersten MenCare-Schweiz-Report festgestellt, dass der Kinderwunsch der Männer grösser ist als jener der Frauen.
Demnach wünschen sich neun von zehn Männern eine Familie mit mindestens zwei Kindern. Ebenso viele möchten ihre Erwerbsarbeit reduzieren, wenn die Kinder kommen. Doch nur einem von zehn Vätern gelingt dies. Dies will die MenCare-Schweiz-Kampagne ändern.
Die Kampagne will in der Politik, bei der Bevölkerung und Unternehmen ansetzen. Sie ist auf zwölf Jahre angelegt und wird vom Dachverband der Frauenorganisationen, Alliance F, der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und dem Fachverband der Mütter- und Väterberatungen Schweiz unterstützt. Auch der Bund und verschiedene gemeinnützige Stiftungen machen mit.
Startschuss war am Montag in Bern mit der Eröffnung der Ausstellung «Swiss Dads» des schwedischen Fotografen Johan Bävman.
http://www.mencare.swiss/de (sda)