Jacques Tardi-Retrospektive im Cartoonmuseum Basel

Jacques Tardi-Retrospektive im Cartoonmuseum Basel

08.11.2018, 11:0808.11.2018, 11:08

Seine Figuren mit rundlichen Konturen aus scharfem Strich strahlen Persönlichkeit aus, selbst wenn ihre Umgebung jede Menschlichkeit vermissen lässt: Jacques Tardis Kriegscomics sind um die Welt gegangen. Das Basler Cartoonmuseum widmet ihm nun eine Retrospektive.

Als Künstler breit aufgefallen war der 1946 im südfranzösischen Valence geborene Tardi in den 1970er-Jahren mit der Comicreihe «Adeles ungewöhnliche Abenteuer». Deren Protagonistin bewegt sich in der Belle Epoque und sieht sich mitunter mit fliegenden Dinosaurieren und Tintenfischen in der Badewanne konfrontiert.

Tardis Kernthema jedoch ist die Sinnlosigkeit des Krieges, das Leiden der Menschen, die von Mächtigen sinnlos und gewissenlos geopfert wurden, zu Kanonenfutter degradiert wurden. Er verarbeitete unter anderem Erlebnisse seines Grossvaters im ersten Weltkrieg und seines Vaters im zweiten. Dazu recherchierte er Schauplätze akribisch vor Ort.

Diese semidokumentarischen Schlüsselwerke haben rund um den Globus das Publikum berührt. Dazu beigetragen hat sein unverwechselbarer Schwarzweiss-Stil mit kontrastreichem Strich und hartem Schatten. Oft kontrastieren gerundete Gesichter mit realistischem Hintergrund. Laut Museum hat Tardi eine ganze Generation von Comiczeichnern beeinflusst.

Ehrenlegion abgelehnt

Heute blickt Tardi auf über 50 Bücher zurück, in denen er politische und gesellschaftliche Themen aus linker Perspektive seziert. Auch in Satirezeitschriften und Magazinen hat er ätzende Zeichnungen publiziert. Unter anderem hat er Léo Malets Detektivfigur Nestor Burma in Comics adaptiert und sich mit der Pariser Kommune von 1871 beschäftigt.

Für seine Arbeiten hat Tardi diverse hochkarätige Auszeichnungen erhalten. Die Aufnahme in die französische Ehrenlegion hat der Kriegsgegner jedoch mit Nachdruck abgelehnt.

Das Cartoonmuseum dokumentiert Tardis Weg von Samstag bis Ende März mit über 200 Originalzeichnungen sowie grossformatigen -plakaten. Während der Ausstellung wird der Künstler zudem zusammen mit seiner Frau und einer Band Soldatenlieder aus dem ersten Weltkrieg zeichnerisch-musikalisch live darbieten - Comic in der vierten Dimension quasi.

www.cartoonmuseum.ch (sda)

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