Im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein hat am Sonntagmorgen eine mit Spannung erwartete Landtagswahl begonnen. Sie gilt als wichtiger Gradmesser vier Monate vor der nationalen Wahl. Umfragen zufolge ist mit einem knappen Ergebnis zu rechnen.
Die seit 2012 in Kiel regierende Koalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) könnte ihre Mehrheit demnach verlieren. Die CDU mit Spitzenkandidat Daniel Günther dürfte stärkste Partei vor der SPD von Ministerpräsident Torsten Albig werden.
Die Grünen können den Umfragen zufolge entgegen dem Bundestrend ihr zweistelliges Ergebnis von vor fünf Jahren halten, die FDP sich deutlich verbessern. Die rechtspopulistische AfD dürfte es in den Landtag schaffen, die Linkspartei muss um den Einzug ins Parlament des nördlichsten Bundeslandes bangen.
Etablierte wollen keine Koalition mit AfD
Ausser einer grossen Koalition wären laut den Umfragen allein Dreierbündnisse aus SPD oder CDU mit Grünen und FDP möglich, da keine der etablierten Parteien eine Koalition mit der AfD eingehen will.
Rund 2.3 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über die Zusammensetzung des neuen Landtags zu entscheiden. Rund ein Drittel der Wähler war kurz vor dem Wahltag noch unsicher, ob und wen sie wählen wollten.
Erste Prognosen der Fernsehsender werden mit Schliessung der Wahllokale um 18.00 Uhr erwartet. Hochrechnungen folgen wenig später. Das vorläufige Endergebnis dürfte gegen 23.00 Uhr vorliegen.
«Schulz-Effekt» lässt nach
Sollte die SPD nicht mehr den Regierungschef stellen können, wäre dies ein herber Rückschlag für die Sozialdemokraten und ihren neuen Chef und Kanzlerkandidaten Martin Schulz eine Woche vor der Landtagswahl im grössten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort liegen die regierende SPD und die oppositionelle CDU nahezu gleichauf.
Nach der Nominierung von Schulz Ende Januar hatten die Sozialdemokraten zunächst einen Höhenflug in den Meinungsumfragen verzeichnet. Inzwischen hat der «Schulz-Effekt» schon wieder nachgelassen. Bei der Landtagswahl im Saarland am 26. März landete die SPD weit hinter der CDU. (sda/afp/dpa/reu)