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Schaffhausen

Sarco-Verantwortliche sitzen in Schaffhausen noch in Haft

Philip Nitschke enters a 'suicide pod' known as 'The Sarco' in Rotterdam, The Netherlands, July 8, 2024. (AP Photo/Ahmad Seir)
Sarco-Chef Philip Nitschke steigt in die Kapsel.Bild: keystone

Sarco-Verantwortliche und ein Journalist sitzen in Schaffhausen noch in Haft

25.09.2024, 08:5125.09.2024, 09:28
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Die Personen, die am Montag wegen des Sarco-Einsatzes in Merishausen SH verhaftet wurden, befinden sich nach wie vor nicht auf freiem Fuss. Sie seien noch in Haft, teilte der zuständige Schaffhauser Staatsanwalt am Mittwochmorgen auf Anfrage mit.

Ob Staatsanwalt Peter Sticher Untersuchungshaft beantragen wird, ist noch offen. Entscheiden muss er dies bis am Mittwochabend, da der Antrag innerhalb von 48 Stunden ab Verhaftung gestellt werden muss.

Hinter Gittern sitzen derzeit unter anderem der Co-Präsident der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort», Florian Willet, zwei Anwälte sowie ein holländischer Journalist, der den ersten Einsatz der Suizidkapsel Sarco begleitet hatte. Die Staatsanwaltschaft leitet gegen die Verhafteten ein Strafverfahren wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord ein.

Am Montag wurde Sticher von einem Anwalt darüber informiert, dass im Wald bei Merishausen die Suizidkapsel angewendet worden sei. Die sofort ausgerückten Einsatzkräfte stellten die Kapsel sicher und brachten die verstorbene Person zur Obduktion nach Zürich.

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Todeskapsel Sarco
Die Todeskapsel Sarco ermöglicht assistierten Suizid.
quelle: keystone / ennio leanza
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Sarco hat «funktioniert wie geplant»

Gemäss der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» nahm sich eine 64-jährige US-Amerikanerin in der Kapsel das Leben. Sie habe seit vielen Jahren unter den Folgen einer Immunschwäche gelitten. Sarco habe so funktioniert wie geplant und der Frau einen medikamentenfreien Tod gebracht.

«The Last Resort» hatte in diesem Sommer angekündigt, dass die Sterbekapsel noch in diesem Jahr in der Schweiz zum Einsatz kommen solle. Die Staatsanwaltschaften mehrerer Kantone kündigten daraufhin an, ein Verfahren einzuleiten, falls die Kapsel bei ihnen verwendet werde - darunter war auch Schaffhausen.

Genau zum selben Zeitpunkt wie Sarco im Wald von Merishausen erstmals angewendet wurde, sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) bei der Fragestunde im Parlament, dass die Suizidkapsel nicht rechtskonform sei.

Zum einen erfülle Sarco die Anforderungen des Produktesicherheitsrechts nicht. Und zum anderen sei die Verwendung von Stickstoff mit dem Zweckartikel des Chemikaliengesetzes nicht vereinbar.

Per Knopfdruck aus dem Leben scheiden

Sarco soll erlauben, durch Knopfdruck aus dem Leben zu scheiden. Die Maschine kann zum Sterben an jeden beliebigen Ort gebracht werden. Auf Knopfdruck strömt Stickstoff in die Kapsel, der den Sauerstoff verdrängt. Nach wenigen Atemzügen wird die Person bewusstlos.

Der Tod tritt gemäss «The Last Resort» nach etwa fünf Minuten ein. Ziel der Organisation ist es gemäss eigenen Angaben, einen «schöneren Tod» zu ermöglichen.

Bei einer Präsentation in Zürich kündigten die Verantwortlichen im Sommer an, künftig auch eine «Paar-Lösung» anbieten zu wollen, damit Paare gemeinsam sterben können. (sda)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
25.09.2024 09:18registriert Januar 2024
Ok, Frau Baume-Schneider, es ist nicht rechtskonform. Ist so. Und nun bitte auch eine Antwort und eine legale Lösung auf das Bedürfnis und den Wunsch von Menschen, welche terminal krank sind und nicht noch monatelang komplett palliativ zugedröhnt oder unter massiven Schmerzen und oftmals alleine in den Sterbehospizen elend verr*cken möchten. Und bitte kein moralisierendes oder religiöses Geschwafel als Rechtfertigung nichts machen zu müssen. Legale Lösungen für etwas, was jeden Menschen irgendwann betreffen kann und wird.
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Neruda
25.09.2024 09:48registriert September 2016
Wenn Frauen zusammengeschlagen werden vertrödelt die Schaffhauser Polizei das Verfahren, aber wenn jemand freiwillig aus dem Leben scheidet werden die Leute, die ihren Wunsch ermöglicht, rsp. auch nur beobachtet haben, sofort in Haft genommen 🤦
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-C-
25.09.2024 11:25registriert Februar 2016
Es ist gut und richtig, dass in der Schweiz gewisse Formen der Sterbehilfe legal sind.
Aber wenn diese Möglichkeiten von Organisationen so genutzt werden, dass es zu einem Sterbehilfe-Tourismus kommt, sollten hierbei sowohl moralische, ethische via auch finanzielle Fragen geklärt werden, bevor diese Organisationen tätig sein dürfen. Dies wurde vor dem erstmaligen Einsatz von Sarco nicht getan, so dass die notwendigen Abklärungen nun im Nachhinein laufen müssen.
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