Der Waadtländer Nationalrat Roger Nordmann präsidiert neu die SP-Bundeshausfraktion. Er tritt die Nachfolge von Andy Tschümperlin an. Der Schwyzer war am 18. Oktober als Nationalrat nicht wiedergewählt worden.
Kandidiert hatten auch Barbara Gysi (SG) und Beat Jans (BS). Im ersten Wahlgang erhielten die drei Kandidierenden beinahe gleich viele Stimmen, wie SP-Präsident Christian Levrat am Freitagabend vor den Bundeshausmedien sagte.
Im zweiten Wahlgang fiel Jans dann aus dem Rennen. Er war im Vorfeld von vielen Medien als Favorit gehandelt worden. Im dritten Wahlgang schliesslich entschied sich die Fraktion deutlich für Nordmann. Der Sieger wurde laut Levrat mit rund zwei Dritteln der Stimmen gewählt.
In Westschweizer Hand
Dass nun sowohl der Parteipräsident als auch der Fraktionschef der SP aus der Romandie stammen, sehen beide nicht als Problem. Er mache nationale Politik, stellte Nordmann fest. Und er glaube auch, «einigermassen Verständnis für die Deutschschweizer Seele» mitzubringen.
Nordmann hat in Bern studiert und gearbeitet und ist beinahe perfekt zweisprachig. Vor den Medien gab er auch zu bedenken, dass die SP-Fraktion seit 35 Jahren nicht mehr von einem Romand geführt worden sei.
Gegen Staatsabbau kämpfen
Der neue SP-Fraktionschef sieht nach dem Ausgang der Nationalratswahlen grosse Herausforderungen auf die Linke zukommen. Er sprach von einer «Welle des Staatsabbaus», die bereits spürbar sei.
Die SP müsse den Schaden begrenzen, sagte Nordmann. Zu den wichtigsten Dossiers der Legislatur gehören für ihn die Energiestrategie, die AHV-Reform und die Unternehmenssteuerreform III.
Keine Richtungswahl
Nordmann sitzt seit elf Jahren im Nationalrat und ist unter anderem Mitglied der Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK). Dass die Fraktion ihn Barbara Gysi und Beat Jans vorzog, ist aus Sicht von Parteipräsident Levrat nicht als Richtungswahl zu verstehen.
Die Unterschiede zwischen den drei Kandidierenden seien nicht derart gross, sagte Levrat. Alle von ihnen politisierten in manchen Fragen eher mit dem linken und in anderen eher mit dem rechten Flügel der Partei.
Kein Thema ist für Levrat und Nordmann auch, dass beide SP-Spitzenpositionen in Männerhand sind. Die Frauen hätten die Mehrheit in der Fraktion, gaben sie zu bedenken. Offenbar sei das Geschlecht bei der Wahl nicht das Hauptkriterium gewesen. (sda)