Nun ist die Entscheidung offiziell: Das Kunstmuseum Bern nimmt das millionenschwere Gurlitt-Erbe an und bestätigt damit die Spekulationen der letzten Tage. Feierlich und sichtlich erleichtert haben Christoph Schäublin, Präsident des Stiftungsrates, die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der bayrische Justizminister Winfried Bausback heute in Berlin eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Das sind die wichtigsten Punkte:
Die Sammlung umfasst mehr als 1'500 Bilder, darunter wertvolle Werke von Matisse, Picasso, Renoir und Monet aber auch zahlreiche weniger spektakuläre Bilder. Raubkunst oder Werke, die der Raubkunst verdächtigt werden, bleiben so lange in Deutschland, bis deren Herkunft geklärt ist.
Das Kunstmuseum Bern verpflichtet sich, Raubkunst gemäss dem Washingtoner Abkommen den rechtmässigen Erben zurückzugeben und entartete Kunst polnischen, deutschen und österreichischen Museen auszuleihen, sofern dies gewünscht wird. Bis dahin werden alle Bilder in München verwahrt.
Die Provenienzforschung wird, wie bisher, von der deutschen Taskforce Schwabiger Kunstfund durchgeführt. Ziel sei es, sämtliche Provenienzen zu klären und damit alle Raubkunst restituieren zu können. Die Nachlass-Liste des Gurlitt-Erbes soll noch heute Nachmittag veröffentlicht werden, laufend werden die Ergebnisse der Provenienzforscher auf lostart.de vermeldet.
Ebenfalls öffentlich einsehbar sind ab sofort die Geschäftsbücher von Cornelius Gurlitt.
An der Pressekonferenz wurde die Herkunft eines weiteren Werks aus der Gurlitt-Sammlung bekanntgegeben: Neben Henri Matisses «Sitzenden Frau» und Max Liebermanns «Reiter am Strand» handelt es sich auch bei Carl Spitzwegs «Das Klavierspiel» um NS-Raubkunst.
Das Bild gehe «sofort» an die Erben des 1942 in Auschwitz verstorbenen jüdischen Sammlers Henri Hinrichsen, kündigte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters an.
Den Löwenanteil der Kosten für die Provenienzforschung und Restituierung der Werke dürfte Deutschland übernehmen. Wie Grütters sagte, habe der Deutsche Bund die Mittel verdreifacht. Zudem beteiligt sich der Freistaat Bayern an den Kosten.
Darüber, was die Annahme des Erbes aus finanzieller Hinsicht für das Kunstmuseum Bern bedeutet, wurde an der Pressekonferenz nicht gesprochen. Während Stiftungsratspräsident Christoph Schäublin sagte, das Museum ziehe die Einrichtung einer eigenen Forschungsstelle in Erwägung, drückte sich der Berner Kultur- und Erziehungsdirektor Bernhard Pulver verbindlicher aus: Eine Berner Forschungsstelle sei zentral, ausserdem prüfe der Kanton, in welcher Form das Museum finanziell zu unterstützen sei.