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Hinter Menstruations-Beschwerden kann sich Endometriose verstecken – die unbekannte Krankheit, unter der Millionen Frauen leiden
Whoopi Goldberg leidet darunter. Dolly Parton und das Ex-«Spice Girl» Emma Bunton auch. Von Marilyn Monroe wird angenommen, dass sie süchtig war nach den Schmerztabletten, die sie gegen die Krankheit nahm, was mit ihrem Tod endete.
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Manchmal ist es eben nicht so, dass die Frau den Monatsschmerz einfach ertragen muss. Manchmal steckt Endometriose dahinter. Eine Krankheit, deren Ursachen trotz Millionen von betroffenen Frauen noch ungeklärt ist.
Prof. Dr. med. Marc Possover ist der Leiter des Endometriosezentrums Zürich. Seiner Meinung nach wird die Krankheit sowohl von ärztlicher Seite als auch von den Patientinnen unterschätzt:
Deshalb müsse jede Frau «mit regelmässigen Unterbauchschmerzen während der Periode, erst recht wenn sie deswegen ihren Arzt aufsucht, ernst genommen werden – die Möglichkeit einer Endometriose sollte dabei bedacht werden», fährt der Mediziner fort.
Was genau ist Endometriose?
Gutartige Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut treten da auf, wo sie eigentlich nicht hingehören – ausserhalb der Gebärmutter. Das ruft die chronische Erkrankung Endometriose hervor. Diese Zellansammlungen treten meist im Unterleib auf, an den Eileitern, den Eierstöcken, der Vagina, der Harnblase, am Darm oder Bauchfell. Die Geschwulste können so klein sein wie Stecknadelköpfe, wenn die Krankheit jedoch fortgeschritten ist, können sich grössere, blutgefüllte Zysten bilden, die dann den Eileiter und die Eierstöcke verkleben. Und das kann zu Unfruchtbarkeit führen.
Der Guardian schreibt, dass Endometriose gar der Grund für die Hälfte aller unerklärter Unfruchtbarkeitsfälle bei Frauen sei. Dass die medizinische Forschung einer Krankheit, die 176 Millionen Frauen weltweit betrifft, so wenig Aufmerksamkeit schenkt, sei ein «riesiger Skandal», sagt Lone Hummelshoj, die Leiterin der World Endometriosis Research Foundation. Possover vom Endometriosezentrum Zürich hält dagegen: Es werde schon viel geforscht, aber die Ursache der Krankheit sei wohl deshalb noch nicht gefunden worden, weil sie wahrscheinlich multifaktoriell sei. Hinzu komme, dass es verschiedene Formen der Endometriose gebe.
Genauere Informationen findest du auf der Homepage des Endometriose-Zentrums Zürich.
Hier bekommst du eine ausführliche Liste der Symptome und Gefahren.
Hier findest du Erklärungsvideos zum Krankheitsbild, der Diagnostik und der Behandlung von Endometriose.
Welche Frauen sind davon betroffen und was sind die Symptome?
Endometriose tritt hauptsächlich bei Frauen zwischen dem 20. und 40 Lebensjahr auf. Junge Frauen werden auf dem Höhepunkt ihres Lebens Opfer dieser Wucherungen – und das kann sie derart einschränken, dass 50 Prozent der Betroffenen kaum Sex haben können, weil es zu schmerzvoll für sie sei, so Hummelshoj weiter. Die Schmerzen von manchen Frauen seien so unerträglich, dass die Betroffenen nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen können oder depressiv werden.
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Da die Krankheit von den hormonellen Veränderungen während des weiblichen Menstruationszyklus beeinflusst wird, treten die Symptome meist kurz vor oder während der Regelblutung auf:
- Die Symptome sind abhängig von der Lage und dem Ausprägungsgrad der Gebärmutterschleimhaut-Wucherungen.
- Häufig treten auch jahrelang gar keine Symptome auf, so dass die Endometriose in vielen Fällen lange Zeit unentdeckt bleibt.
- Die Krankheit versteckt sich aber auch oft hinter sehr starken Menstruationsbeschwerden bis hin zu Krämpfen und wird darum oft nicht erkannt. Das kann so weit gehen, dass die betroffenen Frauen vor Schmerz in Ohnmacht fallen.
- Es können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten.
- Unfruchtbarkeit: Die Erkrankung stellt einen der häufigsten Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch dar.
- Bei Wucherungen in der Blase oder im Darm kann Blut im Urin oder im Stuhl auftreten und die Betroffenen leiden unter Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang sowie Entleerungsstörungen.
Wen soll man aufsuchen beim Verdacht auf Endometriose?
Possover rät den Frauen als erstes mit ihrer Frauenärztin zu sprechen. Die Diagnose erfolgt dann in drei weiteren Schritten:
- Gynäkologische Untersuchung: Grössere Wucherungen können dabei direkt gesehen oder ertastet werden.
- Ultraschalluntersuchung: Dieses bildgebende Verfahren kann dabei helfen, Endometriose-Zysten zu erkennen. Ein unauffälliges Resultat schliesst jedoch eine Endometriose noch nicht aus.
- Um die Diagnose allerdings eindeutig stellen zu können, ist ein operativer Eingriff notwendig – meist wird eine Bauchspiegelung durchgeführt, um für eine anschliessende mikroskopische Untersuchung Gewebeproben der Wucherungen zu entnehmen.
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Es sei aber so, dass sich die Beschäftigung mit Endometriose zu einer Art «Subspezialität» innerhalb der Frauenheilkunde entwickelt habe, fährt Possover fort – und nicht jeder Frauenarzt sei ein Endometriose-Spezialist. Das Gebiet werde von Chirurgen, aber auch von Fachleuten der Kinderwunschtherapie bestritten.
Wie sieht die Behandlung von Endometriose aus?
Die Behandlung von Endometriose sei absolut individuell, sagt Possover – sie sei abhängig vom Alter, der Beschwerden und dem Vorhandensein des Kinderwunsches der betroffenen Patientin.
Der goldene Standard sei aber die Bauchspiegelung mit Entfernung kleinerer Endometriose-Herde.