In Afghanistan haben Fotos einer Frau, die mit einem Rock durch die Strassen von Kabul läuft, zu einem Aufschrei in den sozialen Medien geführt. Zahlreiche User äusserten sich besorgt über die Verrohung der Sitten in dem Land. Eine beschämende Situation, urteilte ein Facebook-Nutzer, andere interpretierten die Bilder als Ausdruck der Überhandnahme westlichen Lebensstils und riefen die Regierung auf, Massnahmen zu ergreifen.
Wieder andere vermuteten angesichts der ungewohnten Freizügigkeit, dass die Frau wohl an psychologischen Störungen leide – als Indiz dafür dient ihnen nicht zuletzt die Tatsache, dass die Frau keine Schuhe trägt.
Obwohl sich die Stellung der Frauen in Afghanistan den Jahren seit dem Sturz des Taliban-Regimes verbessert hat, ist das Land von der Gleichberechtigung der Geschlechter weit entfernt.
Dabei geht schnell einmal vergessen, dass in den 60er und 70er Jahren der Anblick von Miniröcken in den Strassen der afghanischen Hauptstadt nichts Aussergewöhnliches war, wie der Auslandsredaktor der «Washington Post», Sudarsan Raghavan, in einem Blogbeitrag schreibt. (wst)