Go out with a bang.
Ein Knall zum Ende einer Knallershow.
Eigentlich passt das wunderbar zu «Top Gear», zu der Sendung, die sich über Jahre niemals vor Kontroversen, vor Lächerlichkeit und vor der grossen Geste drückte.
Nun ist es amtlich: Jeremy Clarksons Vertrag wird nicht verlängert. Millionen Fans weltweit werden trauern. Aber gleichzeitig werden auch einige hunderttausend Briten frohlocken.
Lang, lang ist's her, dass ich zum ersten Mal «Top Gear» und zum ersten Mal Clarkson sah. Damals noch in seiner Funktion als Autokritiker in der alten, etwas biederen «Top Gear»-Serie (1977-2001). Clarksons Beiträge waren erfrischend, witzig, schräg. Die BBC erkannte richtig: Dieser schlecht gekleidete, etwas zu gross gewachsene, leicht chaotische Moderator kommt beim Publikum an. Nur logisch, dass sie beim Relaunch der Sendung auf Clarkson und dessen Qualitäten setzten.
Was danach folgte, ist Geschichte. Heute steht «Top Gear» als eine der erfolgreichsten TV-Sendungen aller Zeiten da. Clarkson war und ist stets ein genialer, unglaublich witziger Moderator. Fakt ist aber auch: Mit fortschreitendem Alter wurde er immer schroffer. Und konservativer. Und er vergriff sich im Ton. Und und und.
Seine vielen Fehltritte in Wort und Ton sind mir persönlich ziemlich egal. Als Einzelereignisse aufgelistet (wie es momentan in allen Medienmeldungen der Fall ist) hören sie sich furchtbar und verachtenswert an, im jeweiligen Kontext sind sie meist keiner Rede wert.
Doch ich finde es richtig, dass die BBC Clarkson entlässt.
Entscheidungsträger wollte man beim britischen Sender in den letzten paar Tagen nicht sein! Zwischen einem untragbaren TV-Star und den finanziellen Argumenten eines Mega-Erfolgs zu wählen, ist unglaublich schwer. Doch der Entscheid ist gut. Gut für das Renommee der BBC. Ein Entscheid, der sich auf lange Sicht wohl auszahlen wird. BBC steht für Qualität. BBC steht für gewisse ethische Werte. Ein Sender soll für seine Mitarbeiter einstehen. Und zwar für alle. Nicht nur für seine Stars.
Wenn ein Star also immer untragbarer wird, weil er sich immer öfter mit anderen Mitarbeitern anlegt, dann muss er gemassregelt werden. Wenn er sich nicht massregeln lässt (und Jeremy Clarkson lässt sich garantiert nicht massregeln), sind wiederholte Beleidigungen und eine Schlägerei ein Entlassungsgrund. Gut so.
Und dann noch dies: Vielleicht ist es Zeit zu gehen. Noch ist die Sendung auf der Höhe, die Beiträge sind weiterhin brillant und witzig, die Moderatoren lustig wie eh und je. Nun stell dir vor, wir müssten zusehen, wie die Jungs von Jahr zu Jahr etwas lahmer und langweiliger werden, wie die Show anfängt, sich zu wiederholen (macht sie ohnehin bereits ein wenig), wie die Fans einen langen, schmerzhaften Tod à la «Wetten, dass ..?» erleben müssen. Nein, besser aufhören, wenn es noch gut ist.
«Top Gear» – das war eine grandiose Ära. Danke, Jeremy Clarkson. Danke, Richard Hammond. Danke, James May. Danke, Jungs.