Die BBC hat ihn aus der Kultserie «Top Gear» rausgeschmissen – doch Jeremy Clarkson will von der Show, die er seit den Achtzigerjahren moderiert, anscheinend nicht lassen. Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Chipping Norton sagte er laut «The Telegraph»: «Manche von Ihnen wissen vielleicht, dass es da eine Sendung ‹Top Gear› gab. Bei der BBC. Aber wir könnten irgendwo anders wiederkommen. Oder vielleicht sogar nicht woanders, wer weiss?»
Der 55-jährige Clarkson, der als Auktionator im Rathaus seines Wohnorts auftrat, pries eines seiner Bücher an und scherzte: «Ich bin ein Niemand, daher ist es das vielleicht nicht wert. Aber wartet, ich werde bald bei Netflix sein und dann würden Sie es haben wollen.» Der US-Streamingdienst produziert seit einigen Jahren auch TV-Serien. Ob Clarkson nur gespasst hat?
Ende März stand für Clarkson immerhin ein Job bei einem Militärsender in Aussicht. «Zvezda» lud den Briten ein, «Moderator einer Autosendung in unserem TV-Sender in Moskau zu werden». Clarksons Manager tat dies als Missverständnis ab – Clarkson hatte sich in seinen Shows immer wieder über russische und sowjetische Fabrikate lustig gemacht.
Mitte März war der Brite mit dem fiesen Humor von der BBC geschasst worden. Seit Jahren gab es Beschwerden über politisch unkorrekte Äusserungen. Den Ausschlag gab am Ende ein Streit mit dem Produzenten Oisin Tymon, bei dem Clarkson handgreiflich wurde. Sein Vertrag wurde nicht verlängert.
Auf Facebook und Twitter wurden sowohl BBC-Chef Hall als auch der Sender mit hasserfüllten Kommentaren bedacht. Auch erhielt Hall Polizeischutz nach Todesdrohungen. Vergangenen Dienstag teilte die Polizei von New Yorkshire mit, dass sie die Untersuchungen über den Angriff abgeschlossen hätte und keine weiteren Schritte gegen Clarkson einleiten werden. Tymon selber wollte keine Anklage erheben.
Wetten auf Clarksons weiteren Karriere-Verlauf können abgegeben werden
Wie es mit «Top Gear» weitergeht, steht bisher noch nicht fest. Die BBC hatte zwar ankündigt, die Sendung im kommenden Jahr mit einem überarbeiteten Konzept fortzusetzen. Einen Namen für die Moderation gab der Sender jedoch noch nicht bekannt.
Ganz nach britischer Tradition wird aber schon fleissig gewettet. Zurzeit liegt Sue Perkins vorne, meldet der Buchmacher Coral laut «Telegraph». Die 45-jährige Komödiantin, Radiosprecherin und Schauspielerin moderiert den Backwettbewerb «The Great British Bake Off» und eine Nachmittags-Talkshow auf ITV. Platz zwei hat der ehemalige «X-Factor»-Moderator Dermot O'Leary, 41, inne, auf drei liegt Jodie Kidd, ein 36-jähriges Model.
Ob Clarksons Co-Moderatoren James May und Richard Hammond in der BBC-«Top Gear»-Show weitermachen, ist ebenfalls noch unklar. «Auch wenn er ein Widerling ist, arbeite ich sehr gerne mit Jeremy zusammen», sagte May zu «Sky News». Anfang April tilgte BBC zumindest die Fotos von May und Hammond zusammen mit dem von Clarkson vom Header der Top Gear-Webseite. Zu sehen ist lediglich der stumme Rennfahrer «The Stig».
Die drei Kultmoderatoren werden in den nächsten Monaten noch in ihrer Roadshow zu sehen sein. Trotz Rausschmiss hat BBC das Live-Format nicht gestoppt, «um die Fans nicht zu enttäuschen». Statt «Top Gear Live» wird es allerdings nun «Clarkson, Hammond and May Live» heissen, weder Clips aus der TV-Show oder BBC-Logos dürfen gezeigt werden, noch darf «The Stig» auftreten. Die erste Veranstaltung findet am 22. Mai in Belfast statt, dann geht's nach Südafrika, Norwegen, London und Australien.
Auf der Wohltätigkeitsauktion in England verabschiedete sich Jeremy Clarkson, in dem er den Zuhörern dankte, «dass sie gekommen waren, um einen Arbeitslosen zu sehen».
abl