Wer nachts alleine durch die dunklen Gassen Basels geht, kann es schnell einmal mit der Angst zu tun bekommen. Es sei unbestritten, dass die Kriminalität in Basel seit langer Zeit auf sehr hohem Niveau sei, findet die Riehener Grossrätin Daniela Stumpf (SVP). Sie fordert deshalb den Regierungsrat in einer Interpellation auf, die Einführung eines «Heimwegtelefons» zu prüfen.
Stumpf schreibt, der Staat müsse die Gewährung der Sicherheit der Bürger wahrnehmen und optimieren. Genau das ist die Idee eines solchen Telefondienstes, den es schon in Stockholm und in Berlin gibt. Allerdings sind weder das schwedische noch das deutsche Modell staatlich. Beide beruhen vor allem auf Freiwilligenarbeit.
In Stockholm gibt es das «Heimwegtelefon» seit etwa zehn Jahren. Das Angebot heisst dort «Nattknappen» – auf Deutsch etwa «die Nachttaste». Der Telefondienst mit Gratisnummer ist immer freitags und samstags von 23 bis 3.30 Uhr erreichbar.
«Nattknappen wird von freiwilligen Privatpersonen in Zusammenarbeit mit der Stadtpolizei betrieben», sagt Lars Byström, Sprecher der Stockholmer Polizei, gegenüber der bz. «Es geht darum, dass man auf dem Heimweg von der Stadt oder von der U-Bahn jemanden anrufen kann und nicht alleine durch die Dunkelheit gehen muss.»
Wer sich bedroht fühle, soll jemanden zum Reden haben und im Notfall so schnell wie möglich Hilfe bekommen. Die Freiwilligen arbeiten von zu Hause aus und rufen bei Bedarf eine Polizeistreife in der Nähe. «Man kann der Person am Telefon erzählen, wo man gerade ist, und sich unterhalten, bis man sicher zu Hause angekommen ist. Ausserdem geben die Freiwilligen Sicherheitstipps», erklärt Byström.
Das schwedische Projekt ist sehr erfolgreich. Das «Heimwegtelefon» wird oft auch von Nachtschwärmern aus anderen Landesteilen Schwedens angerufen. Bisher können die Freiwilligen allerdings nur den direkten Kontakt zur Stockholmer Polizei vermitteln. Diese weist darauf hin, im Notfall solle man so oder so sofort die Notfallnummer 112 anrufen.
Für die Stockholmer Stadtpolizei arbeiten rund 500 Freiwillige. Ausser dem Telefondienst helfen sie auch in der Opferhilfe und unterstützen die Polizei bei Grossveranstaltungen wie Demonstrationen und Fussballspielen. Die Volontäre erhalten kein Gehalt, dafür eine Grundausbildung im Rechtswesen, und sie werden in Gesprächsführung geschult. Die Stadt Stockholm kostet das umgerechnet etwa 575'000 Franken im Jahr.
Daniela Stumpf kam auf die Idee, weil ihr von vielen Leuten zugetragen wurde – unter anderem von ihrer Tochter –, dass sie sich abends nicht mehr in die Stadt trauen und sich nicht mehr sicher fühlen würden: «Das waren sowohl Frauen als auch Männer, Junge und Alte. Ich getraue mich am Abend auch nicht mehr alleine in die Stadt.»
Für Stumpf ist der Bezug zur Polizei wichtig, über die Finanzierung müsse man später reden: «Ich finde, man sollte das einfach einmal andenken.» Stumpf sagt, wenn sie die Zeit hätte, würde sie sich auch selbst engagieren. «Im Moment fehlt mir neben der Arbeit und der Politik die Zeit dazu. Aber ich denke, es gibt genügend Leute, die nicht arbeiten, die Zeit hätten und das gerne machen würden.»
In Berlin gibt es seit dem Jahr 2011 das gemeinnützige Unternehmen «Heimwegtelefon». Zielgruppe nach eigener Aussage: Alle, die sich vom mulmigen Gefühl auf ihrem nächtlichen Weg ablenken lassen möchten. Anders als in Stockholm nehmen die freiwilligen Mitarbeiter in Berlin Anrufe aus ganz Deutschland – und theoretisch auch aus der Schweiz – entgegen. Hier liegt der Fokus weniger auf der Nähe zur Polizei als auf dem subjektiven Sicherheitsgefühl.
Das Unternehmen schreibt auf seiner Homepage: «Es geht in erster Linie darum, Sicherheit zu schenken. Durch ein nettes Gespräch hat der Anrufer das Gefühl, nicht alleine nach Hause zu gehen.» Dadurch fühle er sich nicht nur wohler, sondern strahle auch eine grössere Sicherheit aus: «Das kann im besten Fall zu einer Vermeidung von Überfällen beitragen, weil man aus der typischen Opferrolle herauskommt.» Das Projekt wird mit Spenden finanziert. Auch hier ist der Anruf gratis und die ehrenamtlichen Gesprächspartner arbeiten umsonst. (bzbasel.ch)
Ich bin zwar nur in Züri und Bern unterwegs, aber meine grösste Sorge ist dann eher, von einem Autofahrer übersehen zu werden!
Meiner Meinung nach gibt es halt in jeder Stadt Wege und Viertel die man zu gewissen Zeiten meiden oder nur in einer Gruppe besuchen sollte. Für mich ist es ganz klar dass ich um vier Uhr morgens nicht alleine den Unteren Rheinweg entlanggehe. Abgesehen davon kann dir auch in einem Provinzkaff etwas zustossen wenn du zur falschen Zeit am falschen Ort bist. Finde hier wird ein wenig Übertrieben, man könnte meinen man würde in Basel ständig überfallen/angefallen.