Die Wahlen vom 24. November könnten die politische Landschaft in der Stadt Bern stark verändern: Laut einer Sotomo-Umfrage im Auftrag von «Berner Zeitung» und «Bund» hat SP-Gemeinderätin Marieke Kruit mit 44 Prozent klare Chancen auf das Stadtpräsidium und liegt deutlich vor dem amtierenden Stadtpräsidenten Alec von Graffenried (GFL), der nur auf 26 Prozent kommt.
BärnToday: War ein so klarer Vorsprung für Marieke Kruit zu erwarten?
Mark Balsiger, Politologe: Marieke Kruit hat mit der SP mit Abstand die stärkste Partei im Rücken, etwa jede dritte Person wählt rot in Bern. Zudem hat sie mutmasslich eine Mehrheit der Frauen hinter sich, das sind ihre beiden Pluspunkte. Bei Alec von Graffenried ist es hingegen so, dass er sich in den acht Jahren im Amt ab und zu eine Blösse gegeben hat, was jetzt auch in der Sotomo-Umfrage zu erkennen ist.
Ist das Rennen also schon gelaufen?
Balsiger: Die Umfrage wurde im Oktober gemacht. Das ist schon eine Weile her und bildet nicht ab, was seither passiert ist oder was in den nächsten drei Wochen passieren könnte. Es kann noch Unterschiedliches – selbst in der Stadt Bern – geschehen. Ich kann es mir nur schwer vorstellen, dass der aktuelle Amtsinhaber Alec von Graffenried schon nach dem ersten Wahldurchgang aufgeben wird. Er wird davon ausgehen, dass die Stimmen für Herrn Weyermann und Frau Mettler später mehrheitlich zu ihm kommen und daher das Rennen offener ist als jetzt angenommen.
Laut Umfrage könnte Alec von Graffenried gar aus dem Gemeinderat herausfallen. Wie wahrscheinlich ist das?
Balsiger : Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Entscheidend ist, welches Lager die nächsten drei Wochen optimal nutzt, dass man dann effektiv auf dem sicheren, dritten Platz ins Ziel läuft.