Noch nie so viele Übernachtungen in Berner SAC-Hütten wie 2023
Erstmals hat der Schweizer Alpen-Club (SAC) einen Umsatz von über zehn Millionen Franken erzielt. Ausser im Wallis wurden in allen Regionen zwischen Anfang Mai und Ende Oktober mehr Übernachtungen gezählt als im Vorjahr.
Über das ganze Jahr gesehen verzeichneten die Hütten schweizweit 373'123 Übernachtungen – das sind 1800 Logiernächte weniger als im Rekordjahr 2022. Von den guten Bedingungen für Hüttenwanderungen hat insbesondere das Tessin profitiert.
Aber auch die Hütten im Berner Oberland waren begehrter als in den Vorjahren. In den rund 30 Hütten wurden etwas mehr als 71'000 Übernachtungen verzeichnet, wie Fachleiter Hüttenbetrieb Bruno Lüthi auf Anfrage von BärnToday sagt. «Das sind 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr.» Und dies, obwohl bereits 2022 ein absolutes Rekordjahr gewesen sei.
Flucht vor der Hitze
Lüthi erklärt sich die hohen Zahlen dadurch, dass die Menschen in der Schweiz spätestens seit der Corona-Pandemie «die Berge wieder entdeckt haben und gerne in der Natur sind». Der Boom sei aber auch dadurch zu erklären, dass die Leute, die im Sommer in der Schweiz bleiben, zunehmend vor der Hitze flüchten, weil es im Flachland immer heisser wird.
Die schweizweit beliebteste Hütte war die Lämmerenhütte, die über dem Gemmipass zwischen Kandersteg, Adelboden und Leukerbad liegt. Über 8700 Übernachtungen wurden in der Hütte auf 2507 Metern über Meer verzeichnet. «Die Lämmerenhütte war bereits 2022 die Hütte mit den meisten Übernachtungen. In den Vorjahren war sie ebenfalls immer in den Top-5 anzutreffen», sagt Bruno Lüthi. Weshalb sich die Hütte, die 96 Schlafplätze bietet, seit Jahren dieser grossen Beliebtheit erfreut, begründet Lüthi folgendermassen: «Im Gegensatz zu hochalpinen Hütten ist sie sehr leicht zugänglich. Man kann also auch dorthin gehen, wenn das Wetter etwas weniger gut ist.»
Hüttenerlebnis entdeckt
Die meisten Besuchenden der SAC-Hütten seien Mitglieder des SAC oder von anderen Alpenvereinen, so Lüthi. Hochalpine Hütten würden vor allem von Alpinistinnen und Alpinisten oder von Leuten besucht, die auf eine Skitour gehen. «In einfacher zugänglichen Hütten hingegen hat man vor allem ein Bergwanderpublikum. Also Familien, Paare und Einzelpersonen, die das Hüttenerlebnis für sich entdeckt haben.»
Doch wieso zieht es immer mehr Menschen in die Berge? Auch darauf hat der SAC-Fachleiter eine Antwort: «Menschen suchen immer mehr das Authentische, man will entschleunigen und die Natur erleben. Es hat wohl auch mit dem zunehmenden Gesundheitsbewusstsein der Leute zu tun.» Die Bewegung in der Natur und ein Aufenthalt in den Bergen, verbunden mit einer Hüttenübernachtung, tue der Seele und dem Gemüt einfach gut. «Solange man es nicht scheut, mit anderen Leuten in einer Hütte zu übernachten», meint Lüthi.
