Frauen, die regelmässig an starken Menstruationsbeschwerden leiden, sollen sich von der Arbeit dispensieren lassen können – bis zu fünf Tage und bei voller Bezahlung. Die Forderung von zwei Politikerinnen der Grünen fand im Zürcher Stadtparlament Anklang. Nun soll die Stadtregierung ein entsprechendes Pilotprojekt starten. In der Stadt Bern hingegen laufen derzeit keine derartigen Bestrebungen. Bei der Stadtverwaltung heisst es auf Anfrage: «Eine bezahlte Dispensierung bei Menstruationsbeschwerden ist in der Stadtverwaltung Bern bisher kein Thema.»
Auch Berner Politikerinnen und Politikern wollen die Forderung aus Zürich nicht aufgreifen. So sieht Janina Aeberhard, GLP-Stadträtin, die Einführung eines Menstruationsurlaubs kritisch: «Ich habe das Gefühl, besonders wenn man an Gleichberechtigung denkt, dass so etwas bei männlichen Arbeitskollegen für Unmut sorgen könnte.» Sie rückt andere Möglichkeiten in den Fokus, auch wenn sie die Forderung nach Menstruationsurlaub durchaus nachvollziehen könne. «Vielleicht gäbe es andere Lösungen als frei zu nehmen, beispielsweise sich krankschreiben zu lassen oder im Homeoffice zu arbeiten.»
Ähnlich sieht man es in der SVP. Man könne sich bereits heute – wenn man starke Menstruationsbeschwerden hat – krankschreiben lassen, sagt SVP-Stadtrat Janosch Weyermann. «Ich persönlich halte gar nichts von einem Menstruationsurlaub», sagt er. Für die SVP ist eine solche Regelung gar kein Thema und sollte auch nicht zu einem gemacht werden. «Frauen werden so in eine Opferrolle gedrängt, die sie nicht nötig haben.» Zusätzlich kritisiert er die Vorteile, die Verwaltungsangestellte bereits heute haben: «Die Stadt nimmt sich immer wieder Sachen heraus. In der Privatwirtschaft würde man nicht im Traum daran denken, so etwas zu fordern.»
Lena Allenspach, SP-Stadträtin, will die Idee nicht direkt verwerfen. Es sei begrüssenswert, dass die Stadt Zürich einen Pilotversuch durchführen wolle. Die Politikerin betont, dass in der Arbeitswelt Menstruation noch immer ein grosses Tabu-Thema sei. Für manche Frauen seien die Beschwerden sehr einschneidend – physisch wie psychisch. «Da braucht es Enttabuisierung, Sensibilisierung und sicher auch gangbare Lösungen.» Derzeit sei aber kein politischer Vorstoss für einen Menstruationsurlaub geplant. «Wir blicken gespannt nach Zürich», so die Politikerin.
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