Seit 2017 hat der 62-Jährige das Amt des Stadtpräsidenten inne – und das soll so bleiben. Er sei noch nicht fertig damit, Stadtpräsident zu sein – deshalb auch das Motto «#wytermache». Von Graffenried politisierte vor seiner Zeit in der Berner Stadtregierung im Nationalrat. Überraschend kam für ihn die Gegenkandidatur aus dem eigenen Bündnis – für die SP hat sich Marieke Kruit als Kandidatin für das Stadtpräsidium aufstellen lassen.
Die Kandidatur der 56-Jährigen kam für viele überraschend. An der Hauptversammlung der SP wurde entschieden, bei den Wahlen im November mit der amtierenden Gemeinderätin Marieke Kruit für das Stadtpräsidium anzutreten. Damit greift die grösste Stadtpartei ihren Bündnispartner von der Grünen Freien Liste (GFL) an – und dies mit reellen Chancen, denn die SP ist die grösste Partei in der Stadt Bern. Die ehemalige TeleBärn-Moderatorin Kruit ist seit November 2020 im Gemeinderat und ist Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün. Davor war sie acht Jahre lang im Stadtrat.
Melanie Mettler ist Nationalrätin und Vizepräsidentin der Grünliberalen Partei. Als richtiges «Bärner Meitschi», das in Bern geboren und aufgewachsen ist, will sie nun auch das Stadtpräsidium. Die 46-Jährige war bereits ab 2012 Teil des Berner Stadtrats. 2019 wurde sie in den Nationalrat gewählt. Jetzt will sie aber in die Stadtberner Regierung und gleich auch das Präsidium der Stadt Bern übernehmen. Würden Marieke Kruit oder Melanie Mettler die Wahl gewinnen, hätte die Stadt Bern zum ersten Mal eine Frau als Stadtpräsidentin.
Der jüngste der vier Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen um das Stapi-Amt ist der 29-jährige Janosch Weyermann. Seit 31 Jahren wäre Weyermann der erste bürgerliche Stadtpräsident. Von 1993 bis 2017 war das Stadtpräsidium durch Klaus Baumgartner und Alexander Tschäppät in den Händen der SP, seit 2017 ist mit Alec von Graffenried die Grüne Freie Liste an der Macht. Weyermann ist seit 2019 Teil des Berner Stadtrats.
Die Wahl der Stadtpräsidentin oder des Stadtpräsidenten erfolgt nach dem Mehrheitswahlverfahren (Majorz). Die Kandidierenden treten hierbei als Einzelpersonen an. Gewählt ist, wer die absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Voraussetzung für die Wahl ins Stadtpräsidium ist zudem, dass man auch in den fünfköpfigen Gemeinderat gewählt wird. Falls eine Person im ersten Wahlgang als Stadtpräsidentin oder Stadtpräsident gewählt wird, jedoch nicht als Gemeinderätin oder Gemeinderat, muss die Wahl fürs Stadtpräsidium wiederholt werden.
Allgemein wird erwartet, dass das linke RGM-Bündnis einen seiner bisher vier Sitze verlieren könnte, da sich Mitte-Rechts erstmals von GLP bis SVP zu einem Bündnis zusammengeschlossen hat. Das erhöht die Chancen der Bürgerlichen, die Sitzzahl von einem auf zwei zu verdoppeln. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Von Graffenried um seine Wiederwahl in die Stadtregierung zittern muss.