Es gibt krude Formen alternativmedizinischer Methoden, die nicht selten zum Tod führen. Ein Beispiel ist die Germanische Neue Medizin, die der deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer in den 1980er-Jahren erfunden hat.
Weltbekannt wurde Hamer Mitte der 1990er-Jahre, als die österreichischen Eltern Helmut und Erika Pilhar mit ihrer sechsjährigen Tochter Olivia nach Spanien zu Hamer flohen. Das Mädchen hatte einen grossen Wilmstumor, als hätte sie einen Fussball verschluckt.
Die Behörden hatten eine Spitaleinweisung angeordnet, doch die Eltern verweigerten eine Krebstherapie. Sie vertrauten ihre Tochter lieber dem Scharlatan Hamer an, der behauptet, Krebs sei lediglich ein psychologisches Problem. Werde dieses gelöst, bilde sich der Tumor rasch zurück.
Nach der Flucht setzte eine fieberhafte internationale Suche nach Olivia ein. In einer dramatischen Aktion befreiten die Behörden Olivia aus den Fängen von Hamer.
Seine Eltern liefen Sturm und wehrten sich gegen die Zwangsbehandlung in Wien. Dank Bestrahlung und Operation konnten Ärzte das Mädchen retten. Der Vater von Olivia, vertraute trotzdem weiterhin Geerd Hamer und verfluchte die Schulmedizin.
Er widmete sein Leben dem Kampf für die Germanische Neue Medizin (GNM) und hielt Hunderte Vorträge. Fachleute stuften aber schon damals die Hamer-Methode als gefährliche Irrlehre ein.
Hamer wurde bereits 1986 die Berufserlaubnis entzogen. Viele seiner Patienten starben, weil sie schulmedizinische Behandlung ablehnten. Hamer wurde in verschiedenen Ländern zu Gefängnisstrafen verurteilt.
All dies kümmert Helmut Pilhar nicht. Bei Vorträgen behauptet er weiterhin, täglich würden allein in Deutschland 1500 Menschen «mit Chemo-Misshandlung und Morphium zu Tode kuriert». Bei seinen Veranstaltungen vertritt er wie sein Guru Hamer ein rechtsradikales und antisemitisches Gedankengut.
Bisher seien mehr als 20 Millionen Krebspatienten gestorben, die «fast alle» überlebt hätten, wenn sie mit der NGM behandelt worden wären, sagt er. Das sei Massenmord.
Seine inzwischen 27 Jahre alte Tochter gilt seit vielen Jahren als geheilt und ist der beste Beweis, dass die Krebstherapie der Schulmedizin seine Tochter gerettet hat. Ihr Tumor war damals so gross, dass er jeder Zeit hätte platzen können, was den sicheren Tod bedeutet hätte.
Die Eltern Pilhar verdrängen diesen Umstand bis heute. Ihre Frustration ist inzwischen sehr gross. Sie hatten einst prophezeit, die GNM werde dereinst die Standardmethode bei der Heilung von Krebs und anderen schweren Krankheiten sein. Inzwischen sind sie desillusioniert.
Nur so lässt sich die jüngste Aktion von Helmut Pilhar erklären. In einem Offenen Brief verlangt er nämlich vom neuen österreichischen Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine exorbitante Wiedergutmachung.
Er fordert für Olivia, seine Ehefrau, Hamer und sich selbst je 100 Mio Euro, steuerfrei, versteht sich, und eine monatliche Rente von 10'000 Euro pro Person. Weiter verlangt Pilhar die Ehrenbürgerschaft auf Lebzeiten und einen Diplomatenpass. Ausserdem müssten alle Leitmedien wöchentliche während drei Monaten eine Richtigstellung publizieren. Auf diese Weise sollen die Berichte über Olivia korrigiert und Hamer rehabilitiert werden.
Alternative Heilmethoden können also nicht nur tödlich sein, sondern auch das Bewusstsein trüben.
Sauäschnörrli
"Es gibt Menschen bzw. Krankheitsbilder, bei denen die Schulmedizin versagt. Oft kann gerade bei solchen Beschwerden eine alternative Heilmethode wie z.B. ... oder die Germanische Neue Medizin grosse Erleichterung bringen. Deshalb sind diese Möglichkeiten nicht zum Vornherein auszuschliessen, ... . Entsprechend müssen diese Heilmethoden, solange sie dem Patienten helfen, von den Versicherungen erfasst werden."
Wir sollen also das Leben dieses Quacksalbers mit unseren KK-Beiträgen finanzieren.
Stinkstiefel
Es gibt Medizin und es gibt Hokus-Pokus!
Angelo C.
Obwohl ich keinen guten Eindruck von ihm gewann, sandte ich ihm (wie verlangt) ein MRI meines Hirns, welches ich zu diesem Zweck nicht ganz billig im Hirslandenklinikum erstellen liess, nach Spanien.
Seine kruden Ratschläge brachten nichts, worauf ich dann nach längeren Aussitzversuchen die rechte Niere operativ entfernen liess, was nachhaltig Abhilfe schuf. Mit der verbliebenen linken gab es nachher nie Probleme.
Die Eltern Pilhar dagegen sind nicht ganz dicht, würden hier der KESB anheimfallen 🙄!