Energie-Baustelle Nummer eins in meiner Küche: der Kühlschrank. Ich habe den einfach irgendwann mal auf 5,5 Grad eingestellt und das so gelassen, ohne mir zu überlegen, warum. Genauso gedankenlos war ich beim Einräumen. Gemüse ins Gemüsefach, der Rest einfach so, wie es Platz hat. Dass sich die Erhöhung der Kühlschranktemperatur lohnt, sagen mir die Experten: 7 Prozent Energie pro Grad können gespart werden. Dabei muss eine höhere Kühlschranktemperatur nicht unbedingt Food Waste bedeuten, weil gewisse Sachen schneller kaputtgehen. Das Zauberwort heisst planen.
Während ich, als meine Kinder jünger waren, immer einen Menü-Plan für die ganze Woche gemacht habe, rechne ich heute noch jeweils mit zwei oder drei Mahlzeiten pro Woche, die ich (oder sie) nach Bedarf koche(n), da wir öfter nicht wissen, wann wer zu Hause ist zum Znacht. Mal schneits mir einen Job rein, mal meiner Tochter eine zusätzliche Band-Probe oder mein Sohn hat Früh- statt Spätschicht oder umgekehrt. Ich versuche trotzdem, so viel wie möglich in einem Wocheneinkauf zu posten, weil es mich nervt, täglich einzukaufen. Ich beschliesse, nur eine Mahlzeit mit frischem Fleisch zu planen, und die halt im Notfall in der ersten Wochenhälfte nur für mich zu kochen.
Nach dem Einkaufen gehts ans Einräumen. Unten ist kühler als oben, sagen die Experten, hinten kühler als vorne, am Wärmsten ists in der Tür. Da kommen Eier, Butter, Saucen und Getränke rein. Fleisch, Fisch und Wurst kommen aufs unterste Fach, Joghurt und Co. eins drüber und Käse, sowie Reste zuoberst. Nur eins lass ich mir nicht nehmen: die Schoggi (sorry, ich liebe Schoggi aus dem Kühlschrank) verstaue ich hinter dem Fleisch. Käse und Joghurt reichen nicht, um sie zu verstecken, und wenn mein Sohn sie sieht, kriege ich kein Stück mehr ab. Stolz schliesse ich die Tür. Mein Kühlschrank war noch nie so aufgeräumt!
Es kommt, was kommen musste. Am Donnerstagabend sind alle zu Hause, das Stroganoff hab ich allein genossen, es gibt, was halt noch da ist – Gemüsereis. «Kein Fleisch?», fragt mein Sohn missmutig. «Hat keins mehr.» – «Altääääää! Ich brauch Fleisch. Ich bin noch im Wachstum, Mann.» Sagt der fast 1.90 grosse 16-Jährige.
Eine Stunde später greift er sich eine Tiefkühlpizza aus dem Gefrierer und hantiert am Backofen herum. «Nicht vorheizen. Das spart bis zu zwanzig Prozent Energie», weise ich ihn an. «Aber da steht Vorheizen auf der Packung.» – «Die Experten sagen, moderne Backöfen heizen so schnell auf, dass es nicht nötig ist.» – «Du mit deinen Experten. Die wissen das ja sicher nicht besser als die Pizza-Packung!» – «Doch. Und wenn wir schon dabei sind: Mach Umluft. Spart bis zu 15 Prozent Energie im Gegensatz zu Unter- und Oberhitze.» Er zuckt die Schultern und schiebt seine Pizza in den Ofen. Gewonnen!
Der Geschirrspüler stellt mich indes vor ein kleines Dilemma. Nachdem ich alles eingeräumt habe, ist er nur zu Dreivierteln voll. Meine bescheidenen Mathe-Künste sagen mir, dass ich einen Viertel an Energie verschwende, wenn ich ihn jetzt laufen lasse. Das Problem ist folgendes: Das Eco-Programm, das 30 bis 50 Prozent Energie spart, dauert über zwei Stunden.
Kein Problem, wenn ich den Geschirrspüler am Abend laufen lasse. Wenn ich aber warte, bis er voll ist, also bis nach dem Frühstück, sind die Pfannen, die ich fürs Mittagessen brauche, in der Maschine. Ich spare also mehr Energie, wenn ich sie zu Dreivierteln voll im Eco-Programm laufen lasse, als wenn ich sie fülle und ein normales Programm wähle. Tja, und am meisten spare ich wohl, wenn ich die Pfannen, die ich so dringend brauche, von Hand abwasche. Was ich dann auch tue. Erinnert mich an die Schullager von früher, und das finde ich irgendwie noch cool. So ein kleiner Retro-Touch ist ja gerade an Weihnachten recht schön.
Ein bisschen planen, ein bisschen mitdenken und ein bisschen Handarbeit, schon hat man in der Küche eine Menge Energie gespart. Wenn auch hie und da auf die kulinarischen Kosten von Teenagern.
Echt jetzt?