Im Buch von Sybille Stillhart, «Müde Mütter – fitte Väter» geht es um den ewigen Kampf um Kind und Karriere. Vorneweg: Das Buch ist noch nicht ausgelesen.
Doch hängen geblieben bin ich bei «Frauen, wehrt euch!», einem Interview mit Remo Largo zum Ist-Zustand der Schweiz. «Es ist vermessen, zu glauben, dass die Wirtschaft je Rücksicht auf die Bedürfnisse der Eltern und Kinder nehmen wird. Unser gesellschaftliches Wertesystem verlangt einen vorbehaltlosen Einsatz am Arbeitsplatz – selbst wenn dies auf Kosten der Familien geht. Deshalb müssen sich die Frauen endlich klar werden: Wenn sie sich selbst nicht wehren, wird nie etwas passieren!»
Der renommierte Kinderarzt schlägt gar eine Frauen- oder Familienpartei vor. Revolution!
Lieber Herr Largo. Grundsätzlich bin ich mit Ihnen einverstanden. Dies bereits seit meiner Lektüre von «Babyjahre», wo Sie sagten, dass mein Baby auch einen gekauften Brei überleben würde. Danke Ihnen hierfür.
Was uns Frauen angeht: Ja, wir sollten uns wehren. Tun wir auch, in diversen Blogs und Zeitungen wehren wir uns gegen Chefs, die uns Mütter als faul bezeichnen, weil wir keine 100%-Stellen annehmen wollen.
Wir prangern täglich das gesellschaftliche Wertesystem an. In den eigenen vier Wänden versuchen wir mit unseren Partnern, alte Rollenbilder zu knacken, damit unsere Kinder sehen, wie eine gleichberechtigte Partnerschaft aussehen soll.
Eine Frauen- oder Familienpartei gründen? Das, lieber Herr Largo, gehört tatsächlich nicht zu den Dingen, die wir unternehmen. Nicht neben der (Teilzeit-)Karriere, den Kindern, der Küche und dem Kraulen unserer Ehemänner. Irgendwie liegt das nicht auch noch drin!
Und glauben Sie mir, ich wünsche mir nichts mehr, als eine solche Partei zu gründen, anzuführen, mit anderen Müttern auf die Strasse zu gehen und alten Säcken in den Chefetagen den Garaus zu machen. Aber ich habe keine Zeit.
Denn nebst einem eigenen Unternehmen habe ich zwei Kinder, die ich, wie sie selbst sagen «ab und zu bei Tageslicht sehen möchte», einen Mann, der mich tatkräftig unterstützt, der aber auch noch was von mir haben will, wenn der Computer aus und die Kinder im Bett sind. Und ich von ihm. Und ja, ein bisschen Wäsche und Haushalt wären da auch noch.
Eine Partei führen? Nicht im Moment, vielen Dank. Und wenn die Kinder grösser sind? Dann ist das Problem bei mir nicht mehr so brisant. Teenager brauchen keine Betreuungsangebote wie Kleinkinder, die kann man auch mal alleine lassen (hoffe ich).
Und wie das so ist mit der Politik: Wenn es mich nicht direkt betrifft, so unternehme ich nichts, schon gar nicht aktiv. Siehe die Beteiligung an Abstimmungs-Sonntagen.
Oder wie Sybille Stillhart lakonisch zum Abschluss ihres Buches sagt: «Es geht also weiter.»
Mehr über das Buch erfahrt ihr übrigens bald in diesem Blog. Falls es mir gefallen hat.