Was läuft eigentlich in Kobane? Und was ist mit den Unruhen in Ferguson? Und was singt Peach Weber dieses Jahr für Weihnachtslieder?
All dies sind Fragen, die in meinen Augen weitaus wichtiger sind als die sich seit Tagen hartnäckig in den Medien haltenden, nämlich ob nun der Roger den Andreas zuerst geginggt hat, ob Schawinski «das Interview» hätte abbrechen müssen und ob Thiels Frisur diejenige eines pubertären Rotzlöffels ist.
Die Frage, warum ein Streitgespräch zwischen diesen beiden Menschen aus dem Ruder läuft, ist wie die Frage, ob zwei Gockel sich irgendwann die Augen auspicken, wenn man sie gemeinsam in ein winziges Gatter sperrt. Streitgespräche zwischen narzisstisch veranlagten Personen haben grundsätzlich wenig Aussichten auf einen friedlichen Verlauf, sobald sie persönlich werden. Hallo, Captain Obvious!
Und obwohl alle «voll daneben fanden, wie sich Thiel / Schawinski verhalten hat», «Schawinski / Thiel sich nur selber darstellen wollte» und «Thiel / Schawinksi das Megaallerletzte ist», bietet man den beiden – was, zumindest bei einem der Beteiligten, ziemlich offensichtliches Ziel der ganzen Chose war – gerade die Plattform ihres Lebens. Ich inklusive. Hier. Jetzt. Oops.
Hat es eigentlich mit Weihnachten zu tun, dass öffentliche Diskussionen gerade jetzt so heftig, emotional und langanhaltend sind? Werden wir tatsächlich gegen Ende des Jahres dünnhäutiger? Fällt es uns schwerer, die Dinge einfach mal Dinge sein zu lassen und «uf d'Schnure» zu hocken?
Gut, Geschehnisse wie die vom 12. Dezember im Kreis 4 geben schon begründeten Anlass zu Diskussionen und es ist sehr zu begrüssen, dass diese in ihren ganzen Facetten geführt werden. Noch selten habe ich online solch differenzierte Auseinandersetzungen gelesen – es gab gar Facebook-Einträge, die aufgegriffen und grossflächig in Tageszeitungen kritisiert und weitergesponnen wurden. Gut so!
Trotzdem scheint es, als würden wir gegen Ende Jahr gerne mal das Gespür dafür verlieren, wann es genug ist und das führt dann zu endlosem, undifferenziertem Hickhack unter Onlineartikeln (und damit meine ich noch endloser und undifferenzierter als sonst, was weiss Gott schwierig ist) und zu nicht enden wollender Berichterstattung / Diskussion zu nicht allzu weltbewegenden Themen. Siehe diese Kolumne.
Vielleicht sind wir zu sehr mit Jahresabschlüssen, überfüllten Trams, Wiehnachtsgschänkli oder Blockflötenüben beschäftigt, um am Ende des Tages noch eine Zündschnur zu haben, die lang genug ist, um uns nicht innert drei Nanosekunden zum Explodieren zu bringen, was am Ende dazu führt, dass Andreas Thiels pinker Irokese und Schawinskis düster zusammengezogene Augenbrauen wohl auch 2015 noch über unsere Screens flackern.
Vielleicht ist’s nun auch okay mit Medien-2014 und es darf sich doch gerne langsam verabschieden. Ich für meinen Teil werde mich nicht mehr zu Diskussionen hinreissen lassen. Ich schwör'!
Ach ja, wie geht’s eigentlich Geri Müller?