In Brasilien bleibt die Links-Regierung an der Macht. Präsidentin Dilma Rousseff sicherte sich den Sieg knapp gegen den Mitte-Rechts-Kandidaten Aécio Neves. In der Stichwahl am Sonntag erhielt sie nach vorläufigen Resultaten 51,45 Prozent der Stimmen.
Die linke Politikern lag damit nach Auszählung von mehr als 98 Prozent der Stimmen nach Angaben der Wahlbehörde uneinholbar vor ihrem Gegenkandidaten, der auf 48,55 Prozent kam. Mit dem Wahlsieg wird die linke Arbeiterpartei PT im fünftgrössten Land der Erde am Ende des neuen Mandats 2018 insgesamt 16 Jahre an der Macht sein.
Rousseff hat nach ihrem Sieg zu Dialog und Einheit aufgerufen. Der Dialog werde ein zentrales Anliegen ihres zweiten Mandates sein, sagte die 66-Jährige am Sonntag vor ihren Anhängern in Brasília.
Sie glaube nicht, dass Brasilien durch den zurückliegenden Wahlkampf gespalten sei. Den Brasilianern versprach sie, eine Volksabstimmung über eine Politikreform anzugehen. «Ich will eine viel bessere Präsidentin als bisher sein», rief sie ihren Anhängern zu.
Brasiliens Oppositionskandidat Aécio Neves hat seine Niederlage bei der Stichwahl ums Präsidentamt anerkannt. Er habe Präsidentin Dilma Rousseff telefonisch beglückwünscht und viel Erfolg für die nächsten Jahre gewünscht, sagte der 54-Jährige.
«Ich habe einen guten Kampf gekämpft, meine Mission erfüllt und werde meinen Glauben behalten», sagte Neves vor seinen Anhängern in Belo Horizonte.
Die knappe Mehrheit der Brasilianer setzte mit der Entscheidung auf Kontinuität. Vor allem die Wähler in den ärmeren Landesteilen im Nordosten folgten offenbar der Argumentation Rousseffs, dass mit einem Machtwechsel auch die in den vergangenen zwölf Jahren erreichten sozialen Errungenschaften in Gefahr seien.
Die von der PT massiv ausgeweitete Familiensozialhilfe (Bolsa Família) erreicht in Brasilien inzwischen bis zu 50 Millionen Menschen. Die Regierung schuf zudem Milliarden-Programme für den sozialen Wohnungsbau.
Allerdings dümpelt das Wachstum der siebtgrössten Volkswirtschaft der Welt vor sich hin. Während Rousseff dafür vor allem die internationale Krise verantwortlich machte, sah ihr Herausforderer vorrangig interne Gründe wie eine mangelnde Infrastruktur und eine zu dirigistische Rolle des Staates in der Wirtschaft als Ursache.
Der mit Härte und gegenseitigen Vorwürfen geführte Wahlkampf hatte in Brasilien zu einer starken Polarisierung geführt. Eine der Hauptaufgaben der neuen Staatschefin wird es sein, die politische Spaltung des Landes zu vermindern.
Zudem steht die Regierung in den kommenden Jahren vor der Herausforderung, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Inflation zu bekämpfen. In diesem Jahr dürfte das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) in dem Schwellenland nur bei etwa einem Prozent liegen.
Ein wichtiges Wahlkampfthema war auch die Korruption. Rousseff musste sich auf den letzten Metern der Kampagne mit Vorwürfen auseinandersetzen, sie habe von einem massiven Korruptionsskandal beim staatlich kontrollierten Öl-Konzern Petrobras gewusst.
Sie wies entsprechende Berichte als «Wahl-Terrorismus» zurück. 2013 waren Hunderttausende Menschen Brasilien aus Protest gegen Korruption, Misswirtschaft und Mängel in Bildungs-, Gesundheits- und Transportwesen auf die Strasse gegangen. (sda/dpa/afp)