Dank internettauglicher Fernseher drängen auch Riesen wie Apple und Netflix ins Schweizer Heimkino-Geschäft. Doch die beiden Schweizer Telekom-Anbieter Swisscom und UPC Cablecom geben sich angesichts dieser Konkurrenz selbstsicher.
Im letzten Jahr riefen Swisscom-Kunden 8,8 Millionen Filme sowie Sport-Ereignisse ab – laut Unternehmensangaben zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Zurzeit umfasst das Swisscom-Angebot rund 6400 Filme, Dokumentationen und Musikvideos.
Mit diesem sogenannten Video on Demand setzte die Swisscom-Tochter Teleclub im vergangenen Jahr über 30 Millionen Franken um, wie Teleclub-Geschäftsleitungsmitglied Willy Heinzelmann zu einem Bericht der «Schweiz am Sonntag» sagte. In diesem Jahr rechne Teleclub erneut mit einem Wachstum im zweistelligen Bereich.
Auch bei der Konkurrentin Cablecom gibt es ein «signifikantes Wachstum» bei Filmen auf Abruf, wie Sprecher Roland Bischofberger zur Nachrichtenagentur sda sagte. Über die Anzahl Abrufe wollte er aber keine Angaben machen.
Mit etwas über 2000 Filmen ist das Angebot bei Cablecom bedeutend kleiner als bei Swisscom. Dies ist aus Sicht von Bischofberger nicht gravierend. Denn man lege den Fokus auf ein attraktives Angebot. «Viel wichtiger als ein grosses Angebot ist die Hilfe, den passenden Film zu finden.» Blockbuster und Serien seien beispielsweise stark gefragt.
In den wachsenden Markt mit Filmen auf Abruf drängt auch die ausländische Konkurrenz. Apple ist dabei nach Einschätzung des Schweizer Film-Anbieters Hollystar bereits die Nummer zwei hinter Swisscom.
Schlagzeilen machte jüngst der Online-Videodienst Netflix, der bis Ende Jahr in der Schweiz Fuss fassen will. Das US-Unternehmen mit weltweit bereits über 48 Millionen Kunden kündigte jüngst einen «niedrigen» Abopreis an. Für eine Flatrate können Netflix-Abonnenten unbeschränkt Filme schauen.
Bei der Swisscom-Tochter Teleclub zeigt man sich bereit für den Konkurrenzkampf. Noch dieses Jahr prüfe man Flatrate-Angebote für Filme, Serien und Dokumentationen, sagte Heinzelmann von Teleclub. Details gab er aber nicht preis.
Cablecom sieht Netflix auch als Chance. «Als Anbieter von einer schnellen Internetverbindung können wir davon profitieren, dass unsere Kunden mehr Daten übers Internet abrufen», sagte Sprecher Bischofberger. Die Einführung einer Flatrate für Filme sei zur Zeit nicht geplant, aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen.
Die jüngsten Zahlen des Marktforschungsunternehmens Media Control zum Umsatz im Heimvideogeschäft zeigen den Trend hin zu Filmen auf Abruf und Downloads deutlich. Während der Umsatz mit DVDs im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent schrumpfte, wuchs das Geschäft mit Filmen auf Abruf und zum Herunterladen um 26 Prozent.
Allerdings steuerten die physischen Discs DVD und Blu-Ray mit insgesamt 212 Millionen Franken noch immer vier Fünftel des Gesamtumsatzes bei. Mit Filmen auf Abruf und Downloads setzte die Branche erst 46 Millionen Franken um.
Angesichts dieser im Auftrag des Schweizerischen Video-Verbands (SVV) erhobenen Zahlen mag die Heimkino-Industrie noch nicht von einem Untergang der DVD sprechen. «Die DVD ist nicht tot», sagte der Mitinhaber des Zuger Filmvertriebs Impuls Home Entertainment, Patrick Schaumlechner.
Im Gegenteil: Schaumlechner ist überzeugt, dass die DVD-Verkäufe kurzfristig wieder stabilisiert werden könnten. Dazu brauche es aber mehr Engagement des Detailhandels. Statt die Filme aus den Regalen zu verbannen, müsse der Handel wieder mehr Verkaufsfläche zur Verfügung stellen. «Unser Produkt ist ein Impulskauf», sagte Schaumlechner, der Filme sowohl auf DVD wie auch auf Abruf vertreibt. Die Kunden entschieden sich oft beim Stöbern für einen Film.
Auch der Versandhändler Cede.ch glaubt an eine Zukunft der DVD: «Es wird immer einen Markt geben für ein physisches Produkt», sagt Hermann Fehr, Leiter der Filmsparte beim Versandhändler. Insbesondere ältere Leute seien noch wenig vertraut mit Streaming und Download. (dsc/sda)