Mit Hilfe der App Snapchat haben Polizisten in der südfranzösischen Grossstadt Marseille eine gefangen gehaltene Jugendliche gerettet. Die Einsatzkräfte nutzten dafür die GPS-Ortung in der App, sagte ein Sprecher der Polizei am Sonntagabend. Die Jugendliche habe Verletzungen gehabt. Französische Medien berichteten, das Mädchen sei mehrfach vergewaltigt worden.
Die zwei Männer, die sich mit der 14-Jährigen in der Wohnung befanden, kamen demnach in Polizeigewahrsam. Die Justiz leitete Ermittlungen gegen die Männer ein, wie der Sender France 3 unter Verweis auf die Staatsanwaltschaft Marseille schrieb.
Den Berichten zufolge war das Mädchen aus dem Departement Ardèche von zu Hause weggelaufen. Am Freitagmorgen um 5 Uhr kontaktierte die eingesperrte 14-Jährige dann heimlich ihre Familie, die die Polizei alarmierte.
Das Mädchen selbst wusste laut Medienberichten allerdings nur, dass sie irgendwo in einer Wohnung in Marseille war. Sie wurde angeblich entführt, vergewaltigt, geschlagen und möglicherweise unter Drogen gesetzt.
Sie habe mit ihrem Handy ihre Mutter angerufen, als die Männer schliefen. Das Problem: Sie konnte nicht sagen, wo genau sie sich befand und konnte darum auch gegenüber der Polizei keine Angaben zum Aufenthaltsort machen.
Eine junge Hilfspolizistin hatte dann laut Medienberichten eine Idee und fragte die junge Frau, ob sie auf Snapchat sei, dem bei Teenagern so beliebten sozialen Netzwerk.
Als die Polizei ihren Standort in einem mehrstöckigen Gebäude ermittelt hatten, wagte die junge Frau nicht, sich zu bewegen, aus Angst, die Männer aufzuwecken. Sie traute sich auch nicht, in der fremden Wohnung Licht zu machen.
Die Sicherheitskräfte durchstreiften daraufhin alle Stockwerke und klopften an die Haustüren, bis das Opfer sich via Handy-Nachricht bemerkbar machen konnte.
Wie der Sender BFMTV berichtete, ist die Jugendliche mittlerweile wieder bei ihrer Familie.
Dem Sender France Bleu zufolge stritten die beiden festgenommenen Männer ab, das Mädchen festgehalten zu haben. Sie hätten zudem ausgesagt, der sexuelle Kontakt sei einvernehmlich gewesen, das Alter des Mädchens hätten sie nicht gekannt.
Einer der beiden Männer soll laut Bericht versucht haben, «Elemente von seinem Handy zu löschen», bevor er festgenommen wurde, aber die Polizei hinderte ihn daran.
Eine Einwilligung zu sexuellen Praktiken kann in Frankreich unter dem Alter von 15 Jahren grundsätzlich nicht gegeben werden. Sexuelle Handlungen Erwachsener an Kindern unter dieser Altersschwelle sind strafbar.
(dsc/sda/dpa)