Kurz vor der Präsentation der neusten Geschäftszahlen sorgte gestern ein Bericht über Übernahmepläne von Alphabet für Aufsehen. Die Google-Mutter wolle den Fitnessband-Pionier Fitbit kaufen, berichtete unter anderem der US-Fernsehsender CNBC. Angaben zum Preis gab es zunächst nicht.
Die Gerüchte trieben den Börsenwert des Unternehmens auf mehr als 1,4 Milliarden Dollar hoch, der Handel mit der Fitbit-Aktie an der Wallstreet wurde vorübergehend ausgesetzt, sie schloss am Montag mit einem Plus von 30 Prozent.
Google entwickelt das speziell auf Smartwatches ausgerichtete Betriebssystem Wear OS und lizenziert es an Hersteller wie Fossil. Es ist vom Android-System abgeleitet, das den Smartphone-Markt dominiert.
Doch bei Computer-Uhren konnte das Android-Lager bisher nicht die Apple Watch einholen, obwohl Geräte verschiedener Hersteller auf dem Markt sind.
Fitbit gilt als Pionier auf dem Markt für sogenannte Wearable, wie manager-magazin.de schreibt. Das US-Unternehmen habe sich mit US-amerikanischen Krankenversicherern zusammengetan und Firmenübernahmen auf dem Gesundheitsmarkt getätigt, um seine Einnahmequellen zu diversifizieren. Analysten glaubten, dass ein Grossteil des Wertes von Fitbit in den gesammelten Gesundheitsdaten liegen könnte.
Mit der möglichen Übernahme bekäme der Suchmaschinenriese Google im Smartwatch-Bereich einen Fuss auf den Markt. Zwar arbeite Google mit LG zusammen, dessen moderne Armbänder mit Software des Internetkonzerns betrieben werden. Doch habe Google mit eigenen Hardware-Produkten bislang keine starke Präsenz im Bereich der Wearables aufbauen können.
Fitbit wäre laut Manager-Magazin nicht der erste Deal, den Google im Bereich der Wearables anstrebt: «Die Fossil Group hatte im Januar bekannt gegeben, dass sie ihre Patente im Zusammenhang mit der in Entwicklung befindlichen Smartwatch-Technologie für 40 Millionen US-Dollar an Google verkaufen wird.»
Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat im vergangenen Quartal sein Geschäft deutlich ausgebaut. Die Gewinnerwartungen der Wall Street verfehlte das Unternehmen aber.
Der Alphabet-Umsatz stieg im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 40.5 Milliarden Dollar, während der Gewinn von 9.2 auf knapp 7.1 Milliarden Dollar zurückging. Vor einem Jahr hatten allerdings positive Effekte der US-Steuerreform das Ergebnis in die Höhe getrieben.
Nach wie vor war es mit einem Umsatz von knapp 34 Milliarden Dollar (plus 17 Prozent) vor allem das Werbegeschäft von Google, das bei Alphabet das Geld einbringt. Andere Google-Erlöse – dazu gehört zum Beispiel das Geschäft mit den Pixel-Smartphones oder vernetzten Lautsprechern – wuchsen zugleich im Jahresvergleich um mehr als 38 Prozent auf 6.4 Milliarden Dollar.
Die anderen Alphabet-Bereiche, wie zum Beispiel die Roboterwagen-Firma Waymo oder das Lieferdronen-Projekt Wing, verschlingen nach wie vor viel Geld bei schmalen Umsätzen. So legten ihre Erlöse lediglich von 146 auf 155 Millionen Dollar zu. Der operative Verlust weitete sich unterdessen von 727 auf 941 Millionen Dollar aus.
Das weiterhin robuste Wachstum der Werbeerlöse dürfte zugleich die Kartellwächter in Washington sowie die Staatsanwälte von 50 US-Bundesstaaten interessiert haben, die jüngst Wettbewerbsermittlungen gegen den Internet-Konzern angestossen hatten. Sie prüfen unter anderem, ob der Marktführer einen unfairen Vorteil gegen kleinere Rivalen erlangte.
Die Alphabet-Aktie gab im nachbörslichen Handel zeitweise um rund ein Prozent nach. Analysten hatten mit über 12 Dollar Gewinn pro Aktie gerechnet, tatsächlich kamen gut 10 Dollar heraus.
(dsc/sda/dpa)