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Elon Musk schreibt Gastartikel für Chinas Internet-Zensoren

200107 -- SHANGHAI, Jan. 7, 2020 -- Tesla CEO Elon Musk poses with Tesla China-made Model 3 vehicle owners during a ceremony in Shanghai, east China, Jan. 7, 2020. U.S. electric carmaker Tesla officia ...
Januar 2020: Elon Musk posiert mit chinesischen Tesla-Besitzern zum Start der Gigafactory in Schanghai.
Bild: www.imago-images.de
Analyse

Musk sieht die Redefreiheit in Gefahr – nun schreibt er für den grössten Zensor der Welt

Elon Musk bezeichnet sich als «Absolutisten der freien Rede». Trotzdem hat der streitbare Tesla-Chef als erster Ausländer einen Gastartikel im Magazin der chinesischen Zensurbehörde veröffentlicht. Dass Musk das Regime in Peking hofiert, ist indes nichts Neues.
19.08.2022, 06:0311.11.2022, 16:58
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Elon Musk kuschelt mit Chinas Zensurbehörde – und das nicht zum ersten Mal. Der umtriebige Tesla-Chef hat als erster Ausländer einen Gastartikel für das offizielle Magazin der chinesischen Cyberspace-Behörde verfasst. Diese reguliert unter anderem Chinas umfassende Internet-Zensur. «Ich danke Ihnen für die Einladung», beginnt Musk. «Ich freue mich, mit meinen chinesischen Freunden einige meiner Gedanken über meine Visionen für Technologie und die Menschheit zu teilen.»

Seine mehrseitige Abhandlung in der Juli-Ausgabe von «Zhongguo Wangxin» («China Cyberspace») wurde auf Englisch übersetzt und online veröffentlicht.

Der Artikel wurde von den Autoren des Newsletters Pekingnology übersetzt.
Der Artikel wurde von den Autoren des Newsletters Pekingnology übersetzt.bild: beijingchannel

Dass der selbsternannte Retter der Meinungsfreiheit und Demokratie für Chinas oberste Internetwächter in die Tasten haut, ist bemerkenswert. In keinem Land der Erde wird die Internetfreiheit so mit Füssen getreten wie in China. Noch im April begründete der reichste Mensch der Welt seinen angestrebten Twitter-Kauf mit der vermeintlich gefährdeten Meinungsfreiheit. Musk nennt sich «einen Absolutisten der freien Rede». Er kritisierte, das soziale Netzwerk würde die Redefreiheit einschränken. «Nun aber schreibt er für den wohl grössten Zensor weltweit», konstatiert die NZZ.

Zensur in Echtzeit

Die Cyberspace Administration of China überwacht chinesische Internet-Konzerne von Alibaba bis Tencent im Hinblick auf die Datensicherheit und zensiert das chinesische Internet. Die Zensurbehörde «verschickt in Echtzeit detaillierte Anweisungen an die Moderatoren der chinesischen sozialen Netzwerke», schreibt die NZZ. Sie sorgt dafür, dass auf chinesischen Online-Plattformen Kritik an der Regierung – etwa während des chaotischen Corona-Lockdowns in Schanghai – im Keim erstickt wird.

Elon Musk bei Gesprächen mit chinesischen Regierungsvertretern Anfang 2019. Tesla ist in China dick im Geschäft.
Elon Musk bei Gesprächen mit chinesischen Regierungsvertretern Anfang 2019. Tesla ist in China dick im Geschäft.bild: keystone/MARK SCHIEFELBEIN

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Musk von China instrumentalisieren lässt: Im vergangenen Jahr nahm er an Xis Weltinternetkonferenz teil, die von der staatlichen Cyberverwaltung, den obersten Internetwächtern Chinas, veranstaltet wird. Musks Anwesenheit schmückte die Propaganda-Show der staatlichen Internet-Zensoren.

Den Bückling vor Peking beherrschen auch Apple-Chef Tim Cook und die Top-Manager von Google und Facebook. Bereits 2017 pilgerten sie zu diesem Treffen der Internet-Giganten nach China, um bei Xi nicht in Ungnade zu fallen.

Tesla nur mit Billigung der Regierung in China

In seinem Artikel betont Musk den Nutzen seiner Unternehmen Tesla, Neuralink und SpaceX für die Menschheit und ruft China zu einer umfassenden Zusammenarbeit auf.

Er schreibt, was Peking hören will.

Musks Gastbeitrag ist somit auch angesichts des amerikanisch-chinesischen Wirtschaftskrieges bemerkenswert. Während sich Facebook und Google ganz, respektive grösstenteils aus China zurückgezogen haben, laufen die Geschäfte für Tesla im Reich der Mitte prächtig. China ist der weltgrösste Markt für Elektroautos und Teslas Werk in Schanghai ist ein Kernstück der Wachstumspläne von Musks E-Auto-Konzern. Das macht Tesla, mehr noch als Apple, im höchsten Masse von Chinas Machthabern abhängig. Beide Unternehmen produzieren in China und setzen einen Grossteil ihrer Produkte auch dort ab.

«Als Tesla vergangenes Jahr zunächst nicht wie verlangt chinesische Kundendaten lokal speichern wollte, gab der Konzern nach einer offenbar orchestrierten Medienkampagne bald nach und tat wie geheissen. Auch Datenregulierung ist eine Kernaufgabe der Cyberspace Administration, für die Musk nun seinen Beitrag schrieb.»
NZZnzz

Dass Musk Präsident Xi Jinping hofiert, ist nichts Neues: Letztes Jahr lobte er Chinas «wirtschaftlichen Wohlstand» zum 100. Jahrestag der Kommunistischen Partei. Es handelte sich wohl um eine Charmeoffensive. Denn kurz zuvor waren Tesla-kritische Artikel in den staatlichen Zeitungen erschienen. Das sei «ein sanfter Hinweis an Tesla, dass das Unternehmen nur mit grosszügiger Billigung der Regierung in China Autos bauen und verkaufen darf», schrieb der China-Korrespondent der NZZ.

Musk hat den Wink offenbar verstanden. Während er gerne gegen US-Präsident Joe Biden stichelt, spurt er, wenn Peking befehligt.

Ein Beispiel: Corona-Skeptiker Musk tobte, als seine Tesla-Fabrik in den USA wegen der Corona-Pandemie temporär schliessen musste. Er beschimpfte die Corona-Ausgangssperren in Kalifornien öffentlich als «faschistisch». Als der weit härtere Corona-Lockdown in Schanghai Teslas Werk stilllegte, hielt er sich mit Kritik auffällig zurück.

Musks Artikel irritiert in den USA

Musk steht wegen seiner Nähe zu Peking in der Kritik. Angesichts der wachsenden Spannungen zwischen China und den USA wird es für Tech-Bosse zunehmend schwieriger, ihre Geschäfte in China aufrechtzuerhalten. «Es würde mich verblüffen, wenn Musk nicht innerhalb eines Jahres vor einem Kongressausschuss sitzt und über seine Beziehung zu China ausgefragt wird», sagte Tech-Analystin Kendra Schaefer gegenüber Bloomberg.

In seinem Beitrag wiederholte Musk im Übrigen sein vertrautes Mantra: «Ich möchte alles tun, was wir können, um den Einsatz von Technologie zu maximieren, um eine bessere Zukunft für die Menschheit zu erreichen.»

Seine grösste Hoffnung sei, «dass die Menschen eine sich selbst versorgende Stadt auf dem Mars errichten». Tesla-Roboter seien gedacht, um in Millionen von Haushalten zu dienen, «wie zum Beispiel beim Kochen, Rasenmähen und bei der Pflege von älteren Menschen».

Ein Vertreter von Tesla China bestätigte, dass Musk den Gastbeitrag verfasst hat, lehnte eine darüber hinaus gehende Stellungnahme jedoch ab.

Eiertanz der Tech-Konzerne in China

In this Oct. 10, 2018 photo released by China's Xinhua News Agency, Apple CEO Tim Cook, center, talks with Qu Zhangcai, left, and Liu Zhipeng, right, founders of the Xichuangzhu software app, dur ...
2016 fädelte Apple-Chef Tim Cook angeblich einen Multimilliarden-Deal ein, damit der iPhone-Hersteller ungestört in China geschäften konnte.Bild: AP/Xinhua

Für die Tech-Konzerne wird China zum Minenfeld. Apple verlagert seine Produktion schrittweise nach Indien und Vietnam, will Xi aber auf keinen Fall vor den Kopf stossen. Apple habe zuletzt seine in Taiwan ansässigen Lieferanten dazu aufgefordert, das «Made in Taiwan»-Label zu verschleiern, um China nicht zu verärgern, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung «Nikkei» vor einigen Tagen.

Apple kooperiert seit Jahren mit Chinas Zensurbehörde und speichert die Nutzerdaten chinesischer iCloud-Nutzer seit 2018 auf den Servern einer chinesischen Staatsfirma, um weiter im Land geschäften zu können.

Taiwan hin, Uiguren her: Wenn Peking befiehlt, verschwinden unliebsame Apps schneller aus dem App Store, als Tim Cook seinen Kontostand prüfen kann.

Menschenrechtsorganisationen sind deshalb seit Jahren besorgt. Denn nicht nur Bürgerrechtler oder Angehörige von Minderheiten oder Religionsgruppen stehen im Fadenkreuz der Internetwächter, sondern auch normale Bürger bekommen das repressive Regime zu spüren.

Google wurde in China sukzessive aus dem Markt gedrängt. China will heimische Suchmaschinen, die sich leichter kontrollieren lassen. 2018 flog auf, dass Google für die Rückkehr auf den chinesischen Markt am «Projekt Dragonfly» arbeitete, sprich heimlich eine zensierte Such-App für Android-User in China entwickelte. Als die eigenen Mitarbeiter davon Wind bekamen, gab es heftige Proteste. Angeblich wurden die Pläne danach fallen gelassen.

Microsoft soll der chinesischen Regierung ein modifiziertes Windows-Betriebssystem zur Verfügung stellen. Es ermögliche den Behörden, eigene Verschlüsselungstechniken einzusetzen. Diese Spezialversion soll dem Windows-Konzern die Tür zu chinesischen Behörden öffnen.

Auch Mark Zuckerberg versuchte sein Glück in China. Nachdem die Expansion mit Facebook gescheitert war, gab er seine Avancen gegenüber der Kommunistischen Partei auf und ist «zum Kritiker des Regimes geworden», schreibt die NZZ.

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Welcome to China – das denkt das Internet über China
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Wenn schon ein Solarkraftwerk, warum dann nicht auch gleich in Form von Pandas?
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131 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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der stoische Zyniker
19.08.2022 06:35registriert Juli 2021
Trump und Musk haben echt viel gemeinsam wenn ich so darüber nachdenke.
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Ichsagstrotzdem
19.08.2022 06:43registriert Juni 2016
Nicht Staaten, sondern Geld und Unternehmen regieren die Welt. Die westliche Bevölkerung schätzt und kämpft zu wenig für demokratische Werte. Werden wir diese Errungenschaft daher wieder verlieren? Wann wird es für Tesla, Apple und Google nicht mehr rentabel sein, unsere Datenschutzverordnungen einzuhalten?
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James McNew
19.08.2022 07:27registriert Februar 2014
Ach, Redefreiheit. Musk glaubt doch an nichts, ausser, dass für ihn keine Regeln gelten sollen. Ein libertärer Milliardär, der ein Bub geblieben ist. Solche Leute haben heute leider tatsächlich Macht… der Geldadel halt.
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Wollen wir wirklich mehr Milei und Musk?
Der Neoliberalismus versucht ein Comeback.

Der Ökonom Simon Kuznets ist der Vater des Bruttoinlandprodukts. Von ihm stammt auch das Zitat: «Es gibt vier Arten von Ländern: entwickelte, unterentwickelte, Japan und Argentinien.» Japan und Argentinien sind tatsächlich abwechslungsweise makroökonomisch gesehen entweder Vor- oder Schreckbild.

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