Das US-Medium The Information hat am Dienstag eine journalistische Bombe platzen lassen. Demnach steckt der US-Konzern Apple mit China unter einer Decke. Niemand Geringeres als Apples CEO Tim Cook habe mit dem Regime in Peking eine geheime Vereinbarung geschlossen.
Demnach wurde bereits 2016 eine bislang unter Verschluss gehaltene Vereinbarung mit Vertretern der chinesischen Regierung getroffen, berichtet The Information und beruft sich auf Insider und geleakte interne Dokumente.
Das Ziel von CEO Tim Cook sei es gewesen, behördliche Massnahmen gegen sein Unternehmen zu verhindern. Im Zuge einer Vereinbarung habe Apple den Chinesen Investitionen in Höhe von 275 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Im Gegenzug sicherte China dem US-Konzern «Unterstützung und Hilfe» staatlicher Stellen zu.
Das Übereinkommen galt gemäss The Information zunächst für fünf Jahre. Im Mai 2021 hätte es sich automatisch um ein weiteres Jahr verlängert, sofern keine Seite die geheime Vereinbarung aufgekündigt hätte. Anscheinend hätten sich die Vertragspartner dagegen entschieden.
Cook habe die Fünfjahresvereinbarung, über die zuvor nicht berichtet wurde, während des ersten von mehreren persönlichen Besuchen in China geschmiedet.
Apple habe laut Bericht zugesagt, chinesischen Zulieferern bei der Entwicklung fortschrittlichster Produktionstechniken zu helfen, mehr Hardware-Komponenten aus China zu beziehen und bei der Fortbildung von Arbeitern zu helfen.
Auch der Ausbau von Forschungseinrichtungen, Verkaufsgeschäften (Apple Stores) und Projekten rund um erneuerbare Energien sei auf Cooks China-Agenda gestanden.
Dem Deal waren erhebliche Probleme vorausgegangen, wie Beobachter in Erinnerung rufen: Anfang 2016 sei Apple plötzlich auf massiven Gegenwind aus China gestossen. Das war, noch bevor Donald Trump US-Präsident wurde und mit der Wirtschaftsgrossmacht China auf Konfrontation ging.
Apple habe in China in den vergangenen Jahren wirtschaftlich besser abgeschnitten als die meisten vergleichbaren amerikanischen Techkonzerne, konstatiert Ars Technica. Seit Oktober sei Apple der umsatzstärkste Handyhersteller in China.
Der Bericht von The Information mache deutlich, dass dies zum grossen Teil auf Cooks Lobbyarbeit, Geschäftsabschlüsse und Beziehungsaufbau zurückzuführen sei.
Laut Bericht macht China – wo das iPhone extrem populär ist – 19 Prozent des Gesamtumsatzes von Apple aus. Gemäss der Marktforschungsfirma Counterpoint Research ist Apple kürzlich sogar zur grössten Smartphone-Marke geworden.
Inwiefern spätere Zugeständnisse wie der Rauswurf von VPN-Apps aus dem chinesischen App Store und der Transfer von iCloud-Daten chinesischer Nutzer in chinesische Rechenzentren ebenfalls zu den geheimen Vereinbarungen gehören, bleibt gemäss Medienberichten unklar.
Zur Erinnerung: Im Mai 2021 berichtete die «New York Times», dass Apple weitreichende Zugeständnisse gemacht habe im Hinblick auf Datenschutz, Sicherheit und Zensur, um chinesische Regierungsbehörden nicht zu verärgern. Apple wies dies zurück und führte zur Verteidigung an, man müsse sich an die im Land geltenden Gesetze halten.
Bei Twitter sorgt nun der Enthüllungsbericht für heftige Reaktionen, insbesondere bei amerikanischen Usern. Apple habe Technologie nach China transferiert, von Sklavenarbeit profitiert und sich für die chinesische Regierung eingesetzt, kommentierte der Wirtschaftsexperte Matt Stoller. Tim Cook sollte sich «als ausländischer Lobbyist registrieren lassen».
Eine Stellungnahme von Apple liegt nicht vor.
Der US-Apple-Blog iMore kommentiert: