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Proteste gegen Tesla und den verrückten König Musk – das steckt dahinter

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Staatsabbau mit der Kettensäge: Elon Musk posiert bei einem Treffen mit dem argentinischen Präsidenten Javier Milei.Bild: keystone

Musk zerlegt die US-Behörden – Aktivisten treffen ihn dort, wo es am meisten schmerzt

In den USA formiert sich der Widerstand gegen Elon Musk und seine radikalen DOGE-Rotstiftler. Nun wird erstmals auch Tesla von einer landesweiten Protestwelle getroffen. Das Unternehmen wird nervös.
21.02.2025, 17:5221.02.2025, 17:52
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epa11903627 Demonstrators gather in Washington Square Park during a protest against recent Trump's administration policies and actions in New York, New York, USA, 17 February 2025. Rallies have b ...
Proteste gegen Musk und Trump in New York am vergangenen Montag.Bild: keystone

Am Samstag wollen sie wieder protestieren. Gegen Musk. Gegen Tesla. In den USA planen Aktivisten auch an diesem Wochenende landesweit Kundgebungen vor Tesla-Showrooms. Bereits am vergangenen Wochenende fanden in verschiedenen US-Städten grössere Demonstrationen gegen Musks DOGE-Behörde (Department of Government Efficiency) sowie kleinere Protestaktionen vor Tesla-Ausstellungsräumen statt.

Während Elon Musk und seine Gefolgsleute die Bundesregierung nach Behörden durchkämmen, die sie «in den Holzhäcksler werfen» können, wächst auf den Strassen der Protest gegen den reichsten Menschen der Welt, der – ohne demokratisch gewählt zu sein – eine nie gekannte Machtfülle erlangte. Musks DOGE-Team feuerte in den vergangenen Wochen mit Trumps Segen Tausende Staatsangestellte fristlos und richtete ein beispielloses Chaos in den US-Behörden an. Weitere Zehntausende Staatsbedienstete sollen noch entlassen werden. Nun aber regt sich Widerstand gegen den «verrückten König Musk».

«Elon Musk kann zum Mars fliegen, wir brauchen deine Nazi-Autos nicht.»
Thousands Protest Trump at Not My President s Day March in NYC Protesters hold a rally and march against U.S. President Donald Trump, the GOP Congress, and unelected oligarchs . Protests are being hel ...
Über zehntausend Menschen protestierten am Montag in New York gegen Trump und Musks DOGE-Behörde.
Bild: www.imago-images.de
epa11903803 Demonstrators protest against US President Donald Trump?s policies and executive orders during the US holiday, Presidents? Day at San Francisco City Hall in San Francisco, California, USA, ...
Anti-Musk-Demo in San Francisco.Bild: keystone
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Demonstranten versammeln sich vor einem Tesla-Autohaus in Decatur, Georgia.Bild: keystone
People protesting Elon Musk's actions in the Trump administration hold signs outside a Tesla showroom in Seattle on Thursday, Feb. 13, 2025. (AP Photo/Manuel Valdes)
Protestaktion gegen Musk vor einem Tesla-Ausstellungsraum in Seattle.Bild: keystone
Presidents Day, National Day of Protest Rally in Washington, United States - 17 Feb 2025 A lady holds a sign with a drawing of Elon Musk during the rally. Thousands of protestors in D.C took part in t ...
Auch in Washington protestierten Tausende gegen Musk.Bild: www.imago-images.de

Von New York bis San Francisco gingen diese Woche Tausende Menschen gegen Musks Einmischung in die Politik auf die Strassen. Allein in New York versammelten sich am vergangenen Montag mehr als 10'000 Menschen, um gegen die Demontage der US-Behörden zu demonstrieren.

«Zieht dem verrückten König den Stecker.»

Viele hielten Schilder hoch, auf denen Trumps Regierung mit Faschisten verglichen und vor einer Oligarchie der Tech-Milliardäre gewarnt wurde. Multimilliardär und Tesla-Chef Musk «sollte nicht das Schicksal unserer Demokratie entscheiden, indem er unsere Verwaltung Stück für Stück auseinandernimmt», sagte eine Demonstrantin laut BBC. Ein anderer Teilnehmer erklärte, er gehe auf die Strasse, weil er befürchte, dass «wir einen faschistischen Putsch erleben».

Ein anderer meinte, es sei offensichtlich, «dass Musk Interessenkonflikte habe und seine Anti-Regulierungs-Haltung ihm persönlich und finanziell zugutekommt». Musks DOGE-Team nahm mehrere Behörden ins Visier, die Branchen regulieren, in denen seine Unternehmen X, Tesla und SpaceX tätig sind.

Andere Demonstrierende trugen Schilder mit Botschaften wie «Zieht dem verrückten König den Stecker» oder «Präsident Trump, sagen Sie Ihrem Handlanger, dass wir keinen von euch gewählt haben. Wir sind das Volk».

Wut auf Musk trifft Tesla

Nebst Kundgebungen gegen Trump und Musks DOGE-Leute kommt es vermehrt zu kleinen Protestaktionen, die sich direkt gegen Musks Autokonzern Tesla richten.

Protestors outside the Tesla Manhattan Showroom. "Don't buy swastikars" (📹 @sandibachom.bsky.social ) #3E #EndOligarchy #TeslaTakeover #TeslaProtests

[image or embed]

— Anonymous (@youranoncentral.bsky.social) 15. Februar 2025 um 19:12
Menschen skandieren «Don't buy swasticars» vor einem Tesla-Showroom in New York (Swastika = Hakenkreuz).

Aktivisten rufen seit Tagen auf der X-Alternative Bluesky unter den Hashtags #TeslaTakeover und #TeslaTakedown zum Protest vor Tesla-Ausstellungsräumen auf. «Verkauft eure Teslas, werft eure Aktien weg, schliesst euch den Streikposten an», heisst es in einem Protestaufruf.

Ihr Motto:

«Tesla zu schaden bedeutet, Musk zu stoppen, und Musk zu stoppen wird helfen, Leben und unsere Demokratie zu retten.»
Filmemacher Alex Winter («The Panama Papers»)bluesky

Die Teilnehmer der Anti-Tesla-Proteste wollen Druck auf den Konzern ausüben, um so indirekt Musk zu schaden. Das Kalkül: Sinkende Verkäufe und schwindendes Vertrauen in die Marke bringen Tesla-CEO Musk in Bedrängnis, dessen Vermögen und Kreditwürdigkeit stark vom Wert der Tesla-Aktie abhängen.

A person protesting Elon Musk's actions in the Trump administration holds a sign outside a Tesla showroom in Seattle on Thursday, Feb. 13, 2025. (AP Photo/Manuel Valdes)
Aktivisten rufen dazu auf, keine Tesla-Autos zu kaufen, da dies der Tesla-Aktie und somit Musk am meisten schade.Bild: keystone

Dem Protest angeschlossen hat sich auch Tesla-Kenner Edward Niedermeyer: Da die Macht von Musk nicht von der Wahl in ein öffentliches Amt herrühre, sei der Tesla-Boykott das einzige Mittel, um ihm Einhalt zu gebieten.

«Es ist nicht einfach, es ist nicht garantiert, aber wir haben die Möglichkeit, einen grossen Teil des Vermögens von Elon Musk zu vernichten.»
Tesla-Kenner Edward Niedermeyerarstechnica

Niedermeyer argumentiert, dass Tesla überbewertet sei. Erhebliche Verluste könnten die Anleger zum Verkauf zwingen, was einen Rückgang des Aktienkurses zur Folge hätte. «Es ist nicht einfach, es ist nicht garantiert, aber wir haben die Möglichkeit, einen grossen Teil des Vermögens von Elon Musk zu vernichten.» Und «jeder Tesla-Verkauf, der verhindert wird, jeder Dollar, der nicht für die Wartung eines Tesla ausgegeben wird, jeder Dollar, der nicht an der Supercharger-Ladestation aufgeladen wird – all das verschlechtert das Geschäft weiter», sagte Niedermeyer.

Tesla wird nervös

Tesla schweigt. Aber hinter den Kulissen rumort es. Laut «Washington Post» haben hochrangige Tesla-Mitarbeiter in einem internen Meeting angedeutet, dass es für die Zukunft des Unternehmens besser wäre, wenn Musk zurücktreten würde. Im gesamten Unternehmen wachse die Frustration über den CEO, der sich aufgrund seiner Rolle in der Trump-Regierung zunehmend von Tesla entfernt habe.

Offene Kritik gebe es aber kaum: «Innerhalb von Tesla finden die meisten Gespräche über Unzufriedenheit mit dem CEO im Stillen während des Mittagessens oder in privaten Nachrichten statt», schreibt das WSJ. Wegen Musks Nähe zu Trump, der auf fossile Energie setzt, zweifelten Mitarbeiter zunehmend an Teslas offiziellem Ziel: «der Beschleunigung des Übergangs der Welt zu nachhaltiger Energie».

Auch das Vertrauen der Anleger schwindet: Die Tesla-Aktien sind im letzten Monat um zwölf Prozent gefallen. Die Gründe dafür sind die weltweit eingebrochenen Tesla-Verkäufe und schwache Verkaufsprognosen für das gesamte Jahr. Es kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass Musk und seine radikale DOGE-Behörde Teslas Image bei linksliberalen Menschen, die offener für Elektroautos sind, nachhaltig schädigen. Die Tesla-Verkäufe sind nicht nur im demokratisch geprägten Kalifornien rückläufig, in Europa brechen sie regelrecht ein.

Wie stark Musk dem Ansehen von Tesla und den Verkaufszahlen schadet, lässt sich nicht exakt beziffern. Die Anti-Musk-Proteste werfen aber ein Schlaglicht auf die Risiken für die Automarke durch seine enge Bindung an Trump und dessen rechtsgerichtete Agenda.

«Jeder, dem die Demokratie am Herzen liegt, sollte sich schämen, einen Tesla zu fahren.»
Emily Johnston, KlimaaktivistinWSJ

Während die meisten Protestaktionen bislang friedlich verliefen, kam es laut dem E-Auto-Portal Electrek auch zu Vandalismus, wobei die Fassaden von Tesla-Showrooms mit antifaschistischen Sprüchen beschmiert wurden. In der Westschweiz haben Linksradikale gar dazu aufgerufen, Tesla-Geschäfte in Brand zu setzen.

Abschliessend sei gesagt: Die Kundgebung der letzten Tage sind weit von einer Massenbewegung entfernt. Grosse Teile der US-Bevölkerung stehen hinter Musk und Trump. Bei der ersten Amtseinführung Donald Trumps vor acht Jahren hatten bis zu einer halben Million Menschen für Frauenrechte demonstriert. Dagegen sind die aktuellen Proteste ein laues Lüftchen.

Musk posiert mit Kettensäge – und will damit die Bürokratie absägen

Video: watson/lucas zollinger
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Das sind Donald Trumps neue Kabinettsmitglieder
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Das sind Donald Trumps neue Kabinettsmitglieder
Elon Musk soll als Leiter der neu erschaffenen Behörde «DOGE» die Verwaltung effizienter machen.
quelle: keystone / evan vucci
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Einmaliger Gebrauch: Sanders erklärt Musks Endplan
Video: extern
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270 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P.
21.02.2025 18:16registriert August 2018
Musks DOGE-Team feuerte in den vergangenen Wochen mit Trumps Segen Tausende Staatsangestellte fristlos und richtete ein beispielloses Chaos in den US-Behörden an. Weitere Zehntausende Staatsbedienstete sollen noch entlassen werden.

Endlich passiert was. Super, das sie gezielt gegen Tesla vorgehen.

Musk will Krieg. Musk bekommt Krieg.

Ich bin für volle Eskalation.
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desarts
21.02.2025 18:12registriert August 2022
"Musks DOGE-Team feuerte in den vergangenen Wochen mit Trumps Segen Tausende Staatsangestellte fristlos und richtete ein beispielloses Chaos in den US-Behörden an..."

Tesla wird Schmerzen haben.

Ein anderer Aspekt der Entlassungen ist ebenso wichtig:
Die Entlassungen im Bereich Weltraum und Energie zielen darauf ab, dass sich SpaceX schöne fette Aufträge sichern kann. Das ist Korruption in Reinkultur ☝️
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G. Mächlicher
21.02.2025 18:06registriert Mai 2018
Vielleicht wird ja aus dem lauen Lüftchen noch ein Hurrican...ich setz es mal auf meine politische Wunschliste
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