Was Michael Carturan in den letzten drei Wochen erleben musste, tönt wie aus einem schlechten Film. Am 6. Mai kam der 28-jährige Italiener in New York City an und begab sich freiwillig in die Luxuswohnung des Kryptoinvestors John Woeltz. Dieser nahm seinem Gast sämtliche elektronischen Geräte und den Pass ab und befahl ihm, die Passwörter zu seinen Kryptokonten zu verraten. Als Carturan dies verweigerte, begann der Horror.
Nach Aussagen des Opfers hielt Woeltz ihm eine Pistole an den Kopf. Er drohte, den Italiener und seine Familie umzubringen, schlug auf ihn ein, auch mit der Pistole, und versetzte ihm Stromstösse. Doch Carturan blieb mehrere Tage hartnäckig. Mit einem Komplizen hielt Woeltz sein Opfer im fünften Stock über das Geländer. Noch immer redete Carturan nicht. Nach drei Wochen Gefangenschaft und Folter gelang es ihm schlussendlich, sich aus der Luxuswohnung zu befreien und sich einem Verkehrspolizisten anzuvertrauen.
Der 37-jährige John Woeltz wurde verhaftet und auch ein mutmasslicher Komplize aus der Schweiz, William Duplessie, stellte sich nach Verhandlungen den Behörden. In der 8-Zimmerwohnung, die Woeltz für mindestens 30’000 Dollar pro Monat im teuren Viertel NoLIta (North of Little Italy) mietete, fanden die Behörden Polaroid-Fotos der kriminellen Handlungen.
Dies ist nur der jüngste Fall, bei dem ein Kryptobesitzer beinahe gewaltsam um sein Vermögen gebracht wurde. Doch mit den steigenden Kursen von Bitcoin und Co. nehmen auch solche Meldungen zu. Es handelt sich dabei um sogenannte «Schraubenschlüsselattacken» – «Wrench Attacks». Dies, weil sich Schraubenschlüssel bestens als Folterinstrumente eignen.
Spektakulär verlief auch ein Fall in Paris, der vor ein paar Wochen von Passanten gefilmt worden war. Vermummte Entführer versuchten, am helllichten Tag die Tochter des Krypto-Unternehmers Pierre Noizat (Co-Gründer von Paymium) zu entführen. Dass die Frau mit ihrem kleinen Sohn unterwegs war, hielt die Gangster nicht von ihrem Vorhaben ab – glücklicherweise scheiterte es.
Weniger Glück hatte der Vater eines Krypto-Millionärs, der ebenfalls mitten in Paris am helllichten Tag in einen Lieferwagen gezogen wurde. Die Entführer forderten von seinem Sohn zwischen 5 und 7 Millionen Euro. Das Opfer konnte zwar lebend gefunden werden, doch die Täter hatten ihm einen Finger abgetrennt.
Nur noch neun Finger hat auch David Balland. Balland ist der Co-Gründer der bekannten Firma Ledger. Ledger stellt kleine Geräte her, mit denen Kryptovermögen sicherer verwaltet werden können.
Balland und seine Frau befanden sich in ihrem Haus in Zentralfrankreich, als sie im Januar 2025 von Entführern übermannt wurden. Diese forderten ein Lösegeld von 10 Millionen Euro. 36 Stunden später gelang es der Polizei, das Ehepaar aus den Fängen der Gangster zu retten. Ballands kleiner Finger der linken Hand fehlte indes bereits. Er war mit einer Axt abgetrennt worden.
Die französische Polizei meldete in den letzten Stunden 24 Festnahmen im Zusammenhang mit Entführungen von Krypto-Vermögenden. Doch die Regel bleibt: Über Kryptovermögen redet man nicht.
Dann macht es ja gar keinen Spass
Übrigens, wie erkennt man einen Bitcoin Jünger? Er sagt es dir