Ein gigantischer Roboter versucht, uns mit seinen Klauen zu fangen, und treibt uns durch ein Höhlensystem, wo wir mit rasender Geschwindigkeit auf Schienen dem Wüterich davoneilen. Wir springen herum, rennen an Wänden entlang, hüpfen in letzter Sekunde den gierigen Metallfingern davon und retten uns erneut kurz in Sicherheit bis die Achterbahnfahrt weitergeht.
Es ist einer dieser Momente, wo wir nicht nur die opulenten Animationen bestaunen, sondern auch respektvoll anerkennen, dass bei diesem Tohuwabohu auf dem Bildschirm die Technik jederzeit mitspielt und alles wie aus einem Guss daherkommt. Das harmonische Tänzchen zwischen Hardware-Leistung und optischen Schauwerten bringt uns immer wieder zum Staunen.
Auch wenn auf dem Bildschirm noch so viel passiert, noch so viele Gegner herandüsen, noch so viele Dimensionssprünge vollzogen und noch so viele Interaktionen getätigt werden, alles geschieht ohne Murren und Knurren und die Übergänge könnten sanfter nicht sein.
Alles ist also ganz, ganz schön geworden. Doch um was geht es überhaupt?
Ratchet und Clank werden in ihrer Heimatwelt zu einer grossen Party eingeladen, wo die Masse die beiden Helden ausgiebig feiert und einfach mal Danke sagen möchte für all das, was sie in den vergangenen Abenteuern geleistet haben. Doch der ewige Antagonist Dr. Nefarious mag den Ruhm seinen Erzfeinden natürlich überhaupt nicht gönnen und wird zum Party-Crasher.
Es kommt schliesslich zu einem interdimensionalen Unfall: Plötzlich werden Spalten zu einer anderen Realität aufgerissen und die beiden Helden direkt hineingezogen. Auf der anderen Seite wartet dann nicht nur ein besonders böser Bösewicht auf sie, sondern auch die Widerstandskämpferin Rivet, die gegen eine Roboterarmee kämpft. Die Helden vereinen sich schliesslich und machen sich auf die Suche nach sehr wichtigen Objekten, um das Dimensionschaos zu beseitigen.
Es folgt ein Rennen gegen die Zeit, eine Vielzahl von Planeten werden angeflogen, massenweise Gegner weggeputzt und vertraute Figuren aus dem Ratchet-Kosmos warten auf ihren Auftritt. Es gibt Storytwists und generell viele Überraschungen, die dafür sorgen, dass die Spielzeit wie im Rausch vergeht.
Im jüngsten Abenteuer dieser langlebigen Spielreihe wird geballert, geschnetzelt, gehüpft, gerannt und geflogen. Wie es sich gehört, gibt es jede Menge abstruse Waffen zum Kaufen und Aufmotzen. Egal, ob man die Feinde aus sicherer Entfernung wegpusten möchte oder doch lieber in den Nahkampf ziehen will, für jede Spielvariante gibt es die nötige Werkzeug- und Auflevel-Unterstützung.
Damit das alles nicht in Stumpfheit ausartet, gibt es Abschnitte, wo ein fahr- und steuerbarer Untersatz wartet. Mit einer Rennschnecke über die Sümpfe rasen oder auf einem drachenartigen Wesen in der Luft für Sicherheit sorgen - die spielerische Abwechslung ist Trumpf.
Wir stellen uns den Gegnerhorden, erkunden einladende Gebiete nach versteckten Objekten und machen Dimensionssprünge, um kleine Rätsel zu lösen. Dazwischen lernen wir neue Figuren kennen, treffen aber auch auf längst bekannte Charaktere, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Jeder Planet, jeder Levelabschnitt überzeugt mit seiner Eigenständigkeit und lässt uns immer wieder über den Ideenreichtum staunen. Vom durchgeknallten Freizeitpark bis zum düsteren Forschungslabor mit Alien-Wesen ist alles dabei.
Wem das alles übrigens zu schwierig ist und zu schnell geht, kann auf eine Zeitlupenfunktion zurückgreifen. Gerade in den herausfordernden Hüpf-Rennpassagen oder bei Bosskämpfen eine willkommene Gelegenheit, um Nerven zu sparen.
So perfekt und wunderschön sich das alles anhört und auch spielt, «Rift Apart» muss sich auch kleine Kritikpunkte gefallen lassen ...
Egal, ob man Ratchet oder Rivet steuert, ein Unterschied zwischen den beiden Spielfiguren ist kaum spürbar. Macht eigentlich durchaus Sinn, da es sich ja um «verwandte» Figuren handelt. Doch ein paar spielerische, fühlbare Abweichungen wären dann doch eine nette Sache gewesen.
Auf den ersten Blick wollen ein paar Minimissionen für eine weitere Abwechslung sorgen. Diese können jedoch auch etwas sauer aufstossen. Denn diese Spiele im Spiel vollziehen einen Immersionsbruch und brauchen teilweise viele Nerven und Geduld:
Als Clank muss man in einem begrenzten Knobelareal dafür sorgen, dass der Energiefluss in einem System gewährleistet wird und sich ein Tor öffnet. Dazu sammelt man diverse Kugeln, die mit unterschiedlichen Fähigkeiten an bestimmten Stellen eingesetzt werden. Das hört sich verwirrend an und ist es auch.
In anderen kurzen Abschnitten wird ein kleiner Spinnenroboter gesteuert, der innerhalb eines Computersystems Jagd auf Viren macht und dort fröhlich herumballert. Da ist plötzlich unten einmal oben und die Suche nach den Viren-Schleudern kann zur Geduldsprobe werden. Für die einen sicherlich eine weitere nette Abwechslung, für die anderen ein unnötiger Zeitvertreib.
Das Spiel kann gegen Ende zudem nicht verbergen, dass ihm doch langsam aber sicher die Puste und die Ideen ausgehen. Die Gegnerwellen mit den immer gleichen Standard-Robotern häufen sich und das Spiel hechelt zu einem Schlussakt, der gefühlt ewig nicht erscheinen möchte.
Fazit: «Ratchet & Clank: Rift Apart» spielt sich hervorragend, wird spannend erzählt und der audiovisuelle Genuss wird stets ohne Einbrüche von der Technik getragen. Es kann noch so hektisch auf dem Bildschirm werden und noch so schnell zwischen den Dimensionen gewechselt werden, alles bleibt im Flow.
Auch dieses neue Abenteuer hat wieder viel Humor und Szenen für die Ewigkeit im Gepäck. Nebst witzigen Dialogen und Situationskomik spielt sich einiges im Hintergrund ab. Gerade wenn man sich in einer Roboter-Bar aufhält, ist es ratsam, sich die einzelnen Nischen etwas genauer anzusehen. Besonders in solchen Momenten, wo kleine Figürchen herumwuseln und miteinander agieren, fällt wieder einmal auf, wie organisch dieses Videospiel aufgebaut ist und wie viel Mühe sich Insomniac Games da gemacht hat.
Gegen Ende geht dem Spiel aber spürbar die Puste aus. Da wiederholen sich die Gegnerwellen und ein definitiver Schlussakt lässt etwas gar lange auf sich warten. Die Mini- und Knobelspiele sind zudem ein zweischneidiges Schwert: Auch wenn sie für noch mehr spielerische Abwechslung sorgen, sie brauchen teilweise Nerven und Geduld und sind ein Immersions-Killer.
Wer über diese kleinen Kritikpunkte hinwegsehen kann, bekommt mit «Rift Apart» aber ein hervorragendes Videospiel mit viel Entwickler-Liebe serviert, das bestens unterhält und intensiv verzücken mag.
«Ratchet & Clank: Rift Apart» ist ab dem 11. Juni für Playstation 5 erhältlich. Freigegeben ab 7 Jahren.