Russland droht Wikipedia mit Sperre – wenn weiter über Kriegsopfer informiert wird
Russlands Zensurbehörde droht, die gesamte Wikipedia im Land zu sperren, wenn die Online-Enzyklopädie nicht Informationen über die Opfer russischer Soldaten und militärische Gewalt gegen Zivilisten löscht. Dies berichtete «Vice» in einem in der Nacht auf Mittwoch publizierten Artikel.
Wie der Bellingcat-Forscher Aric Toler am Dienstag via Twitter publik machte, erhielten die russischen Wikipedia-Autoren die Warnung des «Föderalen Dienstes für die Überwachung von Kommunikation, Informationstechnologie und Massenmedien», besser bekannt als Roskomnadzor. Gleichzeitig wurde ihnen gedroht, dass die ganze Wikipedia-Website gesperrt werde, wenn sie nicht kooperierten.
Begründung: Der betreffende Wikipedia-Artikel verstosse gegen russisches Gesetz. Die Zensurbehörde zitierte ausdrücklich die Auflistung russischer Militäropfer sowie ukrainischer Zivilisten und Kinder als falsch – und fordert die Betreiber der Website auf, diese Informationen zu löschen.
Nicht der erste Zensurversuch
Ein Wikipedia-Autor erzählte «Vice», dass dies nicht die erste Drohung von Roskomnadzor sei. Sie hätten im Laufe der Jahre bereits ein paar Dutzend erhalten. Diese seien auf Wikipedia (auf Russisch) öffentlich dokumentiert.
Zum Zeitpunkt des Berichts führte der Wikipedia-Artikel «Russische Invasion in der Ukraine (2022)» laut «Vice» Zahlen der Opfer sowohl der russischen als auch der ukrainischen Regierung auf, die allerdings stark variierten:
- «Die Ukraine behauptet, dass 352 Zivilisten getötet und 1684 verwundet wurden und mehr als 110 ukrainische Soldaten getötet wurden; Russland behauptet, dass 200 ukrainische Soldaten getötet wurden und zwei russische Soldaten.»
- Die Ukraine behauptet, dass es 5710 russische Militäropfer und 200 Gefangene gegeben habe.
Am Dienstag hatte die gemeinnützige Stiftung, die hinter dem Wikipedia-Projekt steht, eine Erklärung zur Unterstützung des freien Zugangs zu Informationen während des Ukraine-Kriegs veröffentlicht. In dieser Erklärung heisst es:
Quellen
(dsc)
