Obwohl Schweizer Spiele-Entwickler seit Jahren mit zahlreichen bemerkenswerten Titeln auf sich aufmerksam machen, bekamen sie vom Bund bisher wenig Unterstützung. 1.5 Millionen Franken pro Jahr stellt Pro Helvetia zur Verfügung und damit hat es sich. Das könnte sich nun ändern. Eine Gruppe von Nationalräten um Jacqueline Fehr (SP) hat im Parlament einen Vorstoss eingereicht, der den Bundesrat auffordert, zu klären, wie die Politik positiven Einfluss auf die Entwicklung der hiesigen Game-Industrie nehmen könnte.
Wie das geschehen soll, da gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Der Bericht soll unter anderem beantworten, welche Fördermassnahmen es braucht, wie Games als Medium kulturell berücksichtig werden und welche Rolle Steueranreize und -befreiungen spielen. Bei letzterem sieht Mitunterzeichner Lukas Reimann von der SVP grosses Potential, allerdings weniger für die lokalen Firmen. «Es ist immer eine gute Massnahme, um internationale Firmen in die Schweiz zu locken», erklärt der Nationalrat auf Anfrage von watson. Ruedi Noser von der FDP hält nichts von Steuergeschenken für die lokale Game-Branche: «Die hat sich auch ohne staatliche Hilfe gut entwickelt, denen muss man nicht unter die Arme greifen.» Noser sieht den grössten Nutzen des Berichts darin, mehr Licht auf die Branche zu werfen. «Es hilft, wenn die Leute merken, dass es in der Schweiz nicht nur Banken und Versicherungen gibt.»
In erster Linie sollen Daten erhoben werden, sagt Jacqueline Fehr. «Wir wollen herausfinden, wer dazu gehört, wo sie sind und wo ihre Bedürfnisse liegen». Dazu setzt man auf enge Zusammenarbeit mit der Branche.
Dass immenses Potential in der Branche steckt, darin ist man sich einig. «Der Game-Markt bietet viel Potential und attraktive Arbeitsplätze für junge Leute», so Reimann. Obwohl bisher nur wenigen Schweizer Entwicklern der internationale Durchbruch gelungen ist, gibt sich Reimann ambitioniert: «Das Ziel ist es, die Japaner und Chinesen hinter uns zu lassen.»
Und wie sieht es bei den Politikern mit eigener Spielerfahrung aus? Reimann muss eingestehen, dass er kaum Zeit für Games findet. «Früher reichte es ab und zu für eine Runde ‹Sim City›». Bei Noser sieht es anders aus: «Was heisst ab und zu? Ich habe Kinder zwischen 10- und 15-Jahren. Wir spielen jeden Teufel von ‹Minecraft› über Hockey- bis zu Rennspielen.» Bei Fehr sind es ebenfalls die Kinder, die den häuslichen Spielkonsum nach oben treiben, sie persönlich pflege ein unbelastetes Verhältnis zu Games.
First photos from last night’s SGDA «Swiss Game Award» at #LudiciousFest. Congrats to the folks at @ifgames_ch! pic.twitter.com/L76XWIhf0Z
— Swiss Game Devs SGDA (@SGDAch) 19. September 2014
Dass sich endlich etwas tut in der Schweiz, ist auch Matthias Sala, Präsident des Schweizer Game-Entwickler-Verbands (SGDA) zu verdanken. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, die lokale Branche aus dem Schattendasein zu befreien. Über die politische Aufmerksamkeit freut er sich entsprechend: «Endlich zeigt die Politik Interesse an uns. Das Ausland, zum Beispiel die nordischen Staaten, sind uns da weit voraus.» Durch die Aufnahme aufs politische Parkett erhofft sich Sala einen Schneeballeffekt. «Wenn Games ernst genommen werden und so aus der Hobby-Ecke rauskommen, wird der Beruf populärer, mehr Leute entwickeln Spiele, bessere Titel entstehen, mehr Arbeitsplätze entstehen, mehr Geld wird umgesetzt und mehr Geld wird in der Schweiz investiert.»
Bis der Bundesrat den geforderten Bericht erstellt hat, wird es noch eine Weile dauern. Aber schon jetzt ist klar: Die Schweizer Game-Branche befindet sich im Aufwind. Und die Zeichen stehen gut, dass sich die Schweizer Game-Branche auch weiterhin erfolgreich behaupten kann.