Digital
Schweiz

Schweizer Politiker nutzten dienstliche E-Mail-Konten für private Zwecke

Schweizer Politiker sollen dienstliche E-Mail-Konten für private Vergnügen genutzt haben

Gemäss einer Untersuchung des Techunternehmens Proton agieren Mitglieder des eidgenössischen Parlaments beim Surfen zu unvorsichtig. Im Darknet stünden entsprechende Daten zum Verkauf.
24.06.2025, 08:5424.06.2025, 11:00
Mehr «Digital»

Schweizer Politikerinnen und Politiker gehen einer neuen Untersuchung des Schweizer Techunternehmens Proton und der US-Firma Constella Intelligence zufolge offenbar zu sorglos mit ihren Login-Daten um.

Angeblich sind bei rund 16 Prozent der Schweizer Bundespolitiker persönliche Informationen im Darknet gelandet, darunter auch Passwörter. Wer genau betroffen ist, will Proton allerdings nicht verraten. Die Angaben lassen sich deshalb nicht unabhängig überprüfen.

Die Bundeskanzlei hält fest, man könne nicht bestätigen, dass auch persönliche Daten von Mitgliedern der Landesregierung (Bundesrat) betroffen seien.

Wo ist das Problem?

Dienstliche E-Mail-Adresse für private Vergnügen genutzt

Laut dem Unternehmen landeten Daten im Darknet, weil Schweizer Parlamentsmitglieder ihre offiziellen Geschäfts-E-Mail-Adressen bei Drittanbieterplattformen wie Dropbox oder LinkedIn verwendet haben. Insgesamt seien 44 E-Mail-Konten betroffen.

Im Blog-Beitrag von Proton steht, es gebe Hinweise darauf, dass einige Schweizer Politiker ihre offizielle E-Mail-Adresse genutzt hätten, um sich bei Erotik- und Dating-Plattformen anzumelden.

Ausserdem ergab die Untersuchung «78 offengelegte Passwörter», die mit den E-Mail-Konten verknüpft waren, darunter 58 im Klartext.

Die Parlamentsdienste erklärten laut «Tages-Anzeiger», dass keine offiziellen E-Mail-Konten von Bundespolitikern kompromittiert worden seien. Die entsprechenden Konten würden einem «obligatorischen mehrstufigen Sicherheitsverfahren» unterliegen und würden regelmässig auf Malware überprüft. Die National- und Ständeräte könnten ihre digitale Korrespondenz zudem freiwillig mit einem Zertifikat verschlüsseln und signieren.

In einschlägigen Foren im Darknet, aber auch im normal zugänglichen Web, handeln Cyberkriminelle seit Langem mit User-Daten, die zuvor bei anderer Gelegenheit gestohlen und geleakt wurden. Häufig werden die potenziell wertvollen Informationen in Sammlungen zusammengefasst und an alle Interessierten verkauft.

Was hilft?

Wer seit vielen Jahren das immer gleiche Passwort verwendet, muss tatsächlich damit rechnen, dass eigene Online-Konten kompromittiert werden.

Wer einzigartige Passwörter verwendet und diese über einen Passwort-Manager verwaltet, sollte sicher sein. Insbesondere dann, wenn bei den Online-Diensten die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktiv ist. Denn so können Angreifer selbst dann nicht in fremde Konten eindringen, wenn sie die Login-Daten kennen.

Quellen

(dsc)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die bösartigsten Computer-Attacken aller Zeiten
1 / 16
Die bösartigsten Computer-Attacken aller Zeiten
Der Lösegeld-Trojaner «WannaCry» geht als bislang grösste Ransomware-Attacke in die IT-Annalen ein. Früher war aber nicht alles besser, im Gegenteil! Wir zeigen dir eine Auswahl der schlimmsten Malware-Attacken ...
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wasserpistolen gegen Massentourismus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
30 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Methylphenidate ftw
24.06.2025 09:17registriert Oktober 2022
Sogar mit einer Unimail Adresse schaffe ich es als Studentin Privat und "Geschäftlich" zu trennen. Das zeugt ehrlich gesagt nicht gerade vom Verantwortungsbewusstsein der Parlamentarier*innen.
410
Melden
Zum Kommentar
avatar
insert_brain_here
24.06.2025 09:33registriert Oktober 2019
Und wieviele der Helden haben nicht nur ihre Parlamentsmailadresse als Login sondern auch noch das gleiche Passwort verwendet? Das ist ja schliesslich “sicher” 🤡
290
Melden
Zum Kommentar
avatar
sunshineZH
24.06.2025 09:15registriert November 2018
Dachte zuerst es sei 1. April...so blöd kann man doch nicht sein 😅
280
Melden
Zum Kommentar
30
Nach massivem Cyberangriff auf Adecco: Junge Hacker und Betrüger vor Gericht
An der Spitze des kriminellen Netzwerks stand ein jugendliches «Computergenie». Vorläufige Bilanz: Es soll mehr als 72'000 Opfer geben, darunter viele Arbeitnehmer, aber auch Banken und Versicherungen.

In Lyon, der drittgrössten Stadt Frankreich, hat am Montag ein aussergewöhnlicher Prozess begonnen: 14 junge Hacker und Betrüger stehen wegen eines massiven Datenlecks beim Stellenvermittler Adecco und zahlreicher Online-Betrügereien vor Gericht. Mehr als 72'000 Menschen und zahlreiche Institutionen wurden zum Opfer, der Schaden geht in die Millionen.

Zur Story