Als die Bagdad-Korrespondentin der «Washington Post» dieser Tage aus den Ferien in die irakische Hauptstadt zurückkehrte, «knisterte es beim Öffnen des Koffers». «Beim näheren Hinsehen stellte sich heraus, dass die Kunstfasern eines Kopftuchs geschmolzen waren und nun an der Oberseite des Koffers klebten», schrieb Louisa Loveluck in einem Beitrag über die Hitzewelle im Irak.
«In unserem Büro war der Türgriff so heiss, dass man sich beim Anfassen Brandblasen an den Händen holte», fügte sie hinzu. Eine gerade noch eiskalte Wasserflasche sei binnen weniger Minuten bereits lauwarm gewesen.
Mit 51,7 Grad Celsius hatte Bagdad Ende Juli einen neuen Hitzerekord erreicht und die vor vier Jahren erreichte Marke von 51,0 Grad um 0,7 Grad übertroffen. Die Millionenstadt am Tigris liegt in einer der sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde. Verschärft wird die Lage durch häufige Stromausfälle, sodass die Menschen auf Generatoren angewiesen sind, um ihre Kühlsysteme während der Hitze in Betrieb halten zu können.
«Jedes Jahr wird es im Zweistromland heisser», betont Jos Lelieveld, Experte für das Klima im Nahen Osten und im Mittelmeerraum am Max-Plank-Institut in Hamburg: «Und wenn die Temperaturen über 50 Grad Celsius steigen, dann wird es lebensbedrohlich.»
Neben den steigenden Temperaturen werde der Irak in den kommenden Jahren vor allem vom Anstieg des Meeresspiegels sowie verheerenden Staub- und Sandstürmen betroffen sein, sagt der irakische Umweltexperte Azzam Alwalsh. Trotzdem seien sich die Entscheidungsträger der «Abgründe, vor denen sie stehen, nicht einmal bewusst oder denken über Lösungen nach». Sie liessen es zu, dass Hitze die Lebensgrundlagen der Menschen langsam ruiniere.
Einer der Gründe für die steigenden Temperaturen in Bagdad ist das Verschwinden des Grüngürtels um die irakische Hauptstadt. Während des Irak-Krieges, der 2003 begann, hatte die amerikanische Armee die Palmen gefällt, um zunächst schiitische Kämpfer und später Terroristen des sogenannten «Islamischen Staats» daran zu hindern, sich in den Palmenhainen zu verstecken.
Am letzten Wochenende hatte ein Unfall in einem Kraftwerk in der südlichen Provinz Basra zu einem landesweiten Stromausfall geführt. Betroffen waren vor allem die zentralen Provinzen des Landes, in denen sich die Menschen den teuren Generatorenstrom nicht leisten können. Wenn die Hitze für sie unerträglich wird, steigen sie in ein Auto, um die Klimaanlage zu nutzen – sofern sie eines besitzen. Der zusätzlich negative Effekt für die Umwelt wird dabei natürlich ignoriert. (bzbasel.ch)
Die Luftfeuchtigkeit trägt eine Menge dazu bei, wie die Hitze (oder auch Kälte) empfunden wird. Ich steckte 51 Grad in der Wüste besser weg, als 36 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Beides ist heftig, btw.
Wieviele? Wahrscheinlich weniger als wir denken.