... Patrick Thévoz, 32 Jahre alt, Ingenieur und CEO des Lausanner Start-ups Flyability. Das Robotics Spin-off der ETH Lausanne stellt stosssichere und schlagresistente Indoor-Drohnen her. Das Unternehmen schaffte es 2017 auf den dritten Platz des Schweizer Top 100 Startup Awards. Thévoz stammt aus dem waadtländischen Nyon und gründete Flyability 2014 zusammen mit Adrien Briod, Spezialist in Robotertechnik und heutiger CTO der Firma. Bevor Flyability mit einem Umsatz von über 10 Millionen zum Shootingstar der Schweizer Drohnen-Szene wurde, kratzten Thévoz und Briod ihre ganzen Ersparnisse zusammen, um ihre ersten zwei Praktikanten zu bezahlen.
... eigentlich aus der Life-Science-Industrie, wo er einige Jahre lang als Consultant arbeitete. Nach einer einjährigen Weltreise, frisch zurück in der Romandie, begann er mit Briod an Schreibtischen der ETH Lausanne an einer neuartigen Drohne zu tüfteln. Denkanstoss waren die Katastrophen in Fukushima und Haïti wenige Jahre zuvor. «Wir dachten: Wie können wir vermeiden, dass Feuerwehrleute und andere Helfer ihr Leben riskieren müssen, um aus einsturzgefährdeten Häusern Menschen zu retten?», sagt Thévoz.
... deshalb nun eine Drohne, die an die unzugänglichsten Stellen herankommt. Dem fliegenden Roboter gab er den Namen «Elios».
Thévoz und Briods Innovation liegt in der patentierten Mechanik und den Flugkontrollalgorithmen des Flugroboters. «Elios» ist kleiner und leichter als die meisten Konkurrenzprodukte, hat eine HD- und Wärmebildkamera, kann bei Bedarf auch einfach über den Boden rollen und ist nur schwer zu zerstören. Ausserdem schützt ein elastischer Käfig «Elios» vor Zusammenstössen – und die Menschen vor ihm.
Kollidiert die Drohne mit einem Hindernis, stösst sie sich federleicht ab und setzt ihren Kurs unbeirrt fort. Durch Kontrollalgorithmen lernt der Flugroboter ausserdem aus den Kollisionen. Inspirieren liessen sie sich dafür von fliegenden Insekten, wie Thévoz im Gespräch erzählt: «Und zwar von deren Fähigkeit, weiterzufliegen, nachdem sie mit Dingen zusammengestossen sind.»
Inzwischen setzten mehrere Schweizer Polizeikorps und Feuerwehrzentralen auf «Elios», sowie mehrere Spezialeinheiten in Europa und dem Nahen Osten. Denn um heikle Situationen zu erkundschaften, ist ein Roboter besonders geeignet. Äusserst begeistert von «Elios» zeigte sich so auch die Anti-Terroreinheit der französischen Polizei. Sie bezeichneten die Drohne «als bahnbrechendes und einzigartiges Produkt».
Doch «Elios‘» primärer Einsatzbereich liegt nicht in Katastrophengebieten. Er inspiziert für Techniker nur schwer zugängliche oder zu gefährliche Räume in Kernkraftwerken, Minen oder Ölanlagen und sammelt Daten, die den Kunden zur Analyse ihrer Einrichtungen dienen. Was ihre Kunden brauchen, seien nicht Drohnen, sondern die Gewissheit, dass ihre Anlagen störungsfrei funktionieren. In diesem Bereich des Inspektionsgeschäfts ist Flyability Marktleader – und das in der ganzen Welt.
... mindestens 25'000 Franken für eine Drohne samt Pilot-Schulung und Ersatzteilen. Einmalige Ausgaben, die sich langfristig finanziell und personell auszahlen würden, sagt Thévoz. Über 400 dieser Geräte hat das junge Unternehmen bereits in alle Kontinente verkauft.
... die Zukunft seiner Firma im Bereich autonomes Fliegen. Sein Ziel: «Irgendwann soll der Angestellte im Kernkraftwerk nur noch auf einen Knopf drücken müssen, damit «Elios» die Anlage inspiziert. Das Programm soll ihm dann Veränderungen in Bezug auf das Vorjahr melden.» Ausserdem will der Unternehmer seinen Kundenstamm ausbauen. «Erst kürzlich hatten wir Test-Flüge mit Air-Glaciers.»
... alle möglichen Ideen umsetzten. Drohnen üben auf viele eine gewisse Faszination aus. So sind auch die Inputs, die Thévoz erhält, oft waghalsig: «Ein Kunde riet mir kürzlich, wir sollten «Elios» doch auf den Mars schicken (lacht).»
Andere Ideen könnten zwar gegebenenfalls umgesetzt werden, jedoch fehle der Markt dafür. So beispielsweise ein wasserfester «Elios», der zu den in einer Grotte eingeschlossenen thailändischen Fussballmannschaft hätte gelangen können.
... es muss kein langer Weg sein von den Pulten einer Hochschule bis zum Unternehmen mit 70 Personen. Doch die Aufgaben eines Start-up-CEOs ändern sich im Laufe der Zeit: «Früher musste ich am Sonntagabend noch in aller Eile das Büro putzen, damit mein Team am Montag arbeiten konnte. Heute stehen andere Prioritäten an», sagt Thévoz schmunzelnd.
... dass Co-Gründer Adrien Briod sein Cousin ist.