Letzten Frühling lancierte Google als Antwort auf den Erfolg von ChatGPT den Chatbot Bard. Der Name wurde in Anlehnung an Shakespeares Übernahme und die keltische Bezeichnung für Dichter gewählt. Doch nun ist Bard bereits Geschichte. Der Chatbot heisst nun Gemini – gleich wie das Sprachmodell, auf dem er beruht.
Gemini verweise besser auf die vielfältigen Möglichkeiten, die weit über das Verfassen von Texten hinausgehen, erläutert Martin Bäuml, der am Google-Sitz in Zürich die Entwicklung von Gemini leitete, die Namensänderung.
Dass der Dichter Bard oft etwas zu assoziativ und fantasievoll ans Werk ging, nennt er nicht als Grund. Er sagt aber, dass die sogenannten Halluzinationen der künstlichen Intelligenz, womit das freie Erfinden von Fakten gemeint ist, weiterhin ein ungelöstes Problem bleibt. «Wenn man will, dass die künstliche Intelligenz beim Produzieren von Texten kreativ vorgeht und nicht nur Zitate aneinanderreiht, kann man das nicht ganz vermeiden», sagt Bäuml.
In der neuesten Version seines Chatbots, die Google eben als Gemini Pro lanciert hat, gibt es die Funktion «Antwort überprüfen». Klickt man darauf, werden in einem Text jene Stellen grün untermalt, für die es im Internet verschiedene Quellen gibt, und orange solche, für die keine expliziten Belege gefunden wurden.
«Diese Funktion wurde massgeblich in Zürich entwickelt», sagt Bäuml. Überhaupt habe die Schweiz bei der Weiterentwicklung von Gemini eine zentrale Rolle gespielt. Noch immer arbeiten rund 5000 Menschen in den Google-Gebäuden in Zürich, was den Standort zu einem der wichtigsten ausserhalb der USA macht.
Um Gemini daran zu hindern, «Fake News» in politisch heiklen Themenbereichen in die Welt zu setzen, weigert sich der Chatbot, gewisse Anfragen zu beantworten. Wer etwa wissen will, mit welchen Argumenten Hamas-Sympathisanten das Massaker an den Israelis am 7. Oktober rechtfertigen, erhält zur Antwort, dass der Konflikt zwischen Israel und dem Gaza-Streifen komplex sei und sich die Situation schnell ändere.
Für aktuelle Informationen soll man deshalb besser die Google-Suchmaschine verwenden. Doch auch Fragen nach der Entstehungsgeschichte der Hamas will Gemini nicht beantworten. Zu gross ist offenbar Googles Angst, hier in die Antisemitismus-Falle zu tappen.
Knapp ein Jahr nach der Lancierung seiner KI-Funktionen will Google nun auch damit Geld verdienen. Um auf das neuste und grösste Sprachmodell, Gemini Ultra, zuzugreifen, zahlt man monatlich 17 Franken. Dafür gibt es weitere Extras, wie 2 Terabyte Speicherplatz in der Cloud. Erst in den USA ist eine App verfügbar, welche Gemini aufs Handy bringt, so wie ein Bildgenerator, mit dem KI-Fotos erstellt werden können.
Auch hier ist Google restriktiver als die Konkurrenz. Der Befehl, ein Foto von Biden und Trump zu generieren, die sich umarmen, wird nicht ausgeführt. «Wir sind derzeit noch eher vorsichtig und wolle verhindern, dass unser Tool für Fake News missbraucht werden kann», sagt Bäuml.
Er selber nutzt Gemini täglich im beruflichen und privaten Alltag. Beim Programmieren nehme Gemini ihm und seinem Team schon rund zehn Prozent der Arbeit ab. Gemini hilft also nun, sich selber weiterzuentwickeln. Er nutze Gemini aber etwa auch, um Ferien zu planen.
Gute Idee, denken wir und bitten Gemini, um Unterstützung, um unsere Frühlingsferien auf Sizilien zu organisieren. Rasch erhalten wir ein Programm nach unseren Bedürfnissen. Auf den ersten Blick sieht das sehr gut aus. Bei genauerem Hinschauen erkennen wir, dass eines der Hotels auf Sardinien liegt.
(aargauerzeitung.ch)