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Ethos-Studie: So ernst nehmen Swisscom, UBS und Co. den Datenschutz

ZUM AERZTEZENTRUM OBERHASLI STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES NEUES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- Medical practice assistants at the Oberhasli Medical Centre at work on the computer, photographed on 13 Au ...
Beim Datenschutz machen die Schweizer Firmen Fortschritte, doch es gibt noch viel Luft nach oben.Bild: KEYSTONE

Swisscom top, Ems-Chemie Flop – so ernst nehmen Schweizer Firmen den Datenschutz

Die meisten Unternehmen sind im digitalen Raum aktiv. Dabei stellen sich viele ethische Fragen – etwa zum Umgang mit Kundendaten und mit künstlicher Intelligenz. Nicht alle agieren gleich umsichtig.
20.12.2023, 19:5720.12.2023, 19:57
Ann-Kathrin Amstutz / ch media
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Mitarbeiterin X arbeitet in der Forschungsabteilung eines grossen Pharmakonzerns. Sie soll Daten zu Patientinnen und Patienten, Krankheiten und Wirkungen von Medikamenten beschaffen. Dabei bedient sie sich auch bei Datenplattformen, wo Private ihre Angaben selbst hinterlegt haben. Es ist jedoch nicht klar, ob sie einer Verwendung für die Forschung und auch dem Verkauf der Daten zugestimmt haben. Ist das Vorgehen in Ordnung?

Dies ist eine Frage aus dem Reich der digitalen Verantwortung. Mit solchen oder ähnlichen ethischen Problemen sehen sich Angestellte von Firmen konfrontiert, die im digitalen Raum aktiv sind. Nicht alle nehmen ihre Verantwortung gleich ernst, wie eine Studie der Anlagestiftung Ethos zeigt, die CH Media exklusiv vorliegt. Doch immerhin nimmt das Bewusstsein für ihre Verantwortung bei den Firmen zu.

Was wurde in der Studie untersucht?

Zum dritten Mal hat Ethos die 50 Schweizer Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert (SMI Expanded) in einem Ranking bewertet. Geprüft werden dabei sieben Fragen oder Grundsätze:

  • Hat die Firma einen Kodex für die digitale Verantwortung?
  • Wie transparent ist sie bezüglich digitaler Praktiken?
  • Hält sie die höchsten Standards bei Datenschutz und -verarbeitung ein?
  • Befolgt sie ethische Grundsätze für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI)?
  • Schliesst sie aus, dass von ihr erhobene Daten nicht zu Überwachungszwecken oder für sonstige heikle Aktivitäten verwendet werden?
  • Wie gut begleitet sie Menschen in Jobs, die durch Automatisierung gefährdet sind?
  • Trägt sie dazu bei, den ökologischen Fussabdruck der digitalen Technologie zu reduzieren?

Wo liegen die Probleme?

Bei den Antworten zeigt sich: Die Schweizer Firmen haben teils noch viel Luft nach oben. So haben erst 8 der 50 Unternehmen ethische Grundsätze für den Einsatz von KI formuliert.

Nur ein Bruchteil ergreift Massnahmen, um Voreingenommenheit und Vorurteile bei der Datenverarbeitung zu verhindern. Das ist für Ethos ein schlechtes Resultat, zumal es «eines der wichtigsten, wenn nicht das zentrale Thema» der digitalen Verantwortung betreffe.

Durchzogen ist das Fazit auch beim Datenschutz: Zwar gibt es Verbesserungen, und 31 Firmen versichern, standardmässig so wenige Daten wie möglich zu speichern.

Dennoch kann erst die Hälfte der Firmen von sich behaupten, Daten nur mit einer freien und informierten Zustimmung zu sammeln. Das ist deutlich zu wenig und genügt auch nicht den Anforderungen des neuen Datenschutzgesetzes, das per 1. September in Kraft getreten ist.

Und das Erfreuliche?

Positives gibt es dagegen beim Umweltbewusstsein zu vermelden. 40 der 50 analysierten Unternehmen sagen, sie würden Massnahmen ergreifen, um die Umweltauswirkungen der von ihnen verwendeten Technologien zu begrenzen.

Auch bei der Cybersicherheit machen sie vorwärts. So geben 42 der 50 Unternehmen an, dazu eine Strategie entwickelt zu haben – fast dreimal so viele wie noch 2021.

Welche Firmen schneiden besonders gut oder schlecht ab?

Swisscom top, Ems-Chemie Flop

Insgesamt erreichen die Firmen im Schnitt 27.5 von maximal 100 Punkten.

Oben aus im Ranking schwingt die Swisscom mit 91 Punkten. Auf das Podest schaffen es zudem die Zurich Versicherung und der Industriekonzern Georg Fischer mit 78 respektive 76 Punkten.

Am anderen Ende der Skala liegt das Chemieunternehmen Ems mit 6 Punkten, der Chip- und Sensorenhersteller Ams mit 8 Punkten und der Vermögensverwalter Partners Group mit 8.5 Punkten. Im Durchschnitt erreichten die Firmen einen Wert von 27.5 Punkten.

Wie wurde untersucht?

«Die 50 grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz (SMI Expanded) hatten drei Monate Zeit, um einen Fragenkatalog von ungefähr 100 Fragen zu beantworten. Parallel dazu wurde für jedes Unternehmen derselbe Fragebogen ausgefüllt, und zwar ausschliesslich auf der Basis öffentlich zugänglicher Informationen (Websites, Geschäftsberichte, Nachhaltigkeitsberichte, Verhaltenskodizes usw.).»
quelle. ethos.ch

Die Bewertung basiert einerseits auf öffentlich zugänglichen Informationen, andererseits auf den Antworten der Unternehmen zu einem Fragebogen. Doch nur 16 haben die Fragen vollständig beantwortet, 8 zumindest teilweise und 26 gar nicht.

«Am beunruhigendsten ist vielleicht die Tatsache, dass die Kluft zwischen den Unternehmen, die das Ausmass der Herausforderungen und die Vorteile einer gewissen Transparenz erkannt zu haben scheinen, und den anderen immer grösser wird.»
quelle: ethos.ch

Was lernen wir daraus?

Trotz niedriger Rücklaufquote und viel Luft nach oben bei der Punktzahl bezeichnet Ethos die Resultate als «ermutigend». Seit der ersten Erhebung 2021 sei der Schnitt markant gestiegen.

«Auch wenn in den letzten drei Jahren unbestreitbare Fortschritte erzielt wurden, bleibt noch viel zu tun. Insbesondere sind die Schweizer Unternehmen immer noch sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, wichtige Themen wie Datenschutz und künstliche Intelligenz öffentlich zu kommunizieren. Es ist auch bedauerlich, dass Nestlé, Novartis und Roche, die drei grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz, trotz der Bedeutung dieser Herausforderungen, insbesondere in ihren Tätigkeitsbereichen, auch weiterhin nicht an der Ethos-Umfrage teilgenommen haben.»
Vincent Kaufmann, Direktor der Ethos-Stiftung
Swisscom ernennt neue Chefin für Unternehmenskommunikation
Beim Telekomkonzern Swisscom kommt es zu einem Wechsel an der Spitze der Unternehmenskommunikation. Per Anfang Juni 2024 wird Myriam Käser den langjährigen Chef der Abteilung, Stefan Nünlist, auf seinem Posten ablösen.

Gleichzeitig wird Käser in die Konzernleitung aufgenommen, wie Swisscom am Dienstag mitteilt. Sie war in den vergangenen rund sechs Jahren in vergleichbarer Position beim Flugsicherungsunternehmen Skyguide tätig.

Nünlist, der über 20 Jahre an der Spitze der Unternehmenskommunikation war, wird Swisscom nicht verlassen, sondern innerhalb des Konzerns neue Aufgaben bei einem etwas reduzierten Pensum übernehmen. So sei er unter anderem für das Präsidium des Verwaltungsrates der Swisscom Tochter Cablex AG vorgesehen.

(awp/sda)

Quellen

(dsc/aargauerzeitung.ch)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
20.12.2023 21:48registriert Oktober 2019
Wie? Die GAV-kündigende, mit ausländischen Angestellten lohndrückende, sich selbst rekordhohe Dividenden gönnende SVP-Kronprinzessin foutiert sich um geltende Gesetze? Ich bin ja so was von überrascht…
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Es war einmal Franziska
20.12.2023 23:19registriert November 2021
Aha, Seven thinking steps denkt nicht an Datenschutz... wen wunderts?
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Rethinking
20.12.2023 22:37registriert Oktober 2018
EMS Chemie… Wen wunderts?

Schauen sich wohl vieles bei Putin ab…
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