Sie wollten hoch fliegen mit ihren Streamingdiensten und sind tief gefallen. Wie die «Financial Times» berichtet, haben die traditionellen Unterhaltungskonzerne Disney, Warner Bros Discovery, Comcast and Paramount dieses Jahr total 5 Milliarden Dollar verloren mit dem Versuch, den Branchenkönig Netflix vom Thron zu stossen.
«In den letzten vier Jahren hat die Unterhaltungsindustrie das Geld ausgegeben wie ein betrunkener Matrose», zitiert die «Financial Times» einen Analysten, welcher mit bildstarker Sprache die neue Situation beschreibt. «Jetzt beginnt sie endlich, den Kater zu spüren und das Gewicht der unbezahlten Rechnungen aus der Bar.»
Und es ist nicht bloss das Streaming, welches sich nicht wie erhofft entwickelt. «Die TV-Werbung bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, die Kosten für Sport steigen und das Filmgeschäft läuft nicht», wird ein weiterer Analyst zitiert. «Es läuft alles schief, was schief laufen kann.»
Nun da ihr Angriff auf Netflix krachend gescheitert ist, finden sich Disney & Co. auf ungewohntem Terrain wieder. Diese Unterhaltungsgiganten sind zuvor Jahrzehnte lang meist nur gewachsen. Auch Netflix wollten sie mit schierer Grösse besiegen, mit grösseren Plattformen, mehr Inhalten. Nun müssen sie kleiner werden, Geschäftsteile verkaufen, eigene Produktionen zurückfahren, Kosten streichen oder gar ihr Heil in Fusionen suchen.
Paramount wurde in den letzten Wochen durch die ihre bestimmende Aktionärin Shari Redstone ins Schaufenster gestellt. Es wurden erste Gespräche von Redstone mit Skydance bekannt – eine Filmproduktionsfirma, die kürzlich mit der Kinoproduktion «Top Gun: Maverick» einen Hit landete. Ein Analyst sieht solche Gespräche indessen keineswegs als Befreiungsschlag, sondern vielmehr als Ausdruck von «völliger Panik» in der Branche.
Der Warner-Konzern, zu welchem das berühmte Warner Bros. Filmstudio zählt, kommt dieses Jahr immerhin auf einen kleinen Gewinn. Aber ein funktionierendes Geschäftsmodell scheint dass Unternehmen im Streaming nicht zu haben. Es verlor in den letzten beiden Quartalen über 2 Millionen Abonnenten – wohl die Quittung dafür, dass der Streamingdienst die Gebühren erhöht und zugleich einige Serien gestrichen hatte. Nun wird auch Warner als Übernahme-Kandidat gehandelt.
Disney, der grösste traditionelle Medienkonzern, hat in den ersten neun Monaten zwar 8 Millionen Abonnenten hinzu gewonnen – aber zugleich mehr als 1.6 Milliarden Dollar verloren mit seinem Streaminggeschäft. Der Mickey-Mouse-Konzern baut sich nun um und streicht dafür 7000 Arbeitsplätze.
CEO Bob Iger hat laut darüber sinniert, ob einige der Geschäftsteile noch zu Disney passen. Sogleich schossen Spekulationen ins Kraut, er ziehe Verkäufe in Betracht – doch kein Deal kam zustande. Im Markt wurde dies als Desinteresse von Private-Equity-Firmen oder Tech-Konzernen gewertet, die demnach auch nicht wüssten, wie den alten Disney-Geschäften neuer Glanz zu verleihen wäre.
Damit sieht es derzeit so aus, als seien Disney & Co. im Kampf um den Streamingmarkt unterlegen. Netflix gewinnt. Der Streamingkönig kann sich von all dem aktuellen Elend der traditionellen Unterhaltungskonzerne abheben – vor allem dadurch, dass er Gewinn geschrieben hat.
Und in seinen letzten Quartalszahlen übertraf Netflix bei Weitem, was die Finanzmärkte zur Entwicklung der Abonnenten erwartet hatten: Das Unternehmen konnte 9 Millionen hinzugewinnen. Damit erreichte Netflix den stärksten Zustrom seit Anfang 2020, als die Pandemie für einen Sprung sorgte. Das Urteil der Analysten fällt klar aus: «Netflix zieht der Konkurrenz davon.» (aargauerzeitung.ch)
Endlos fragmentieren und immer mehr verlangen geht einfach nicht auf. Der Konsument hat ein beschränktes Budget, das nicht immer grösser wird. Und er spart als erstes bei sowas, weil eigentlich braucht man es überhaupt nicht.
Jetzt versuchen alle mit Preiserhöhungen gegenzusteuern, was natürlich die Situation noch schlimmer macht.
Einsehen wollen sie es trotzdem alle nicht 🤷🏻♂️