Film
Panorama

Der Mann, der selbst nie Horrorfilme schaute: «Scream»-Regisseur Wes Craven ist tot

An Krebs gestorben: Horrofilm-Regisseur Wes Craven.
An Krebs gestorben: Horrofilm-Regisseur Wes Craven.Bild: LUCAS JACKSON/REUTERS

Der Mann, der selbst nie Horrorfilme schaute: «Scream»-Regisseur Wes Craven ist tot

Wes Craven, Regisseur von Horrorklassikern wie «Scream» oder «Nightmare – Mörderische Träume» (A Nightmare on Elm Street), ist tot. Craven starb am Sonntag in seinem Haus in Los Angeles, wie sein Management bestätigte. Craven wurde im 76 Jahre alt. Er litt an Krebs.
31.08.2015, 05:4131.08.2015, 08:40
Mehr «Film»

Der Mann metzelte vermutlich mehr Menschen als alle anderen Regisseure nieder, aber er tat es mit Stil: Wes Craven war ein Klassiker des Horrorgenres. Dabei guckte er aus einem einfachen Grund selbst keine Horrorfilme.

Wes Craven wusste, was die Leute wollen: «Blut! Es ist immer Blut. Da schreien die Leute», sagte er vor ein paar Jahren. «Das hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert.» So simpel das Rezept klingt, so erfolgreich wurde Craven damit.

Der Amerikaner wurde zum erfolgreichsten und einflussreichsten Horrorregisseur unserer Zeit, der das Genre revolutioniert hat und gleich mehrere Klassiker schuf. Jetzt ist er mit 76 in seinem Haus in Los Angeles gestorben. Craven litt an Krebs.

Dass aus ihm einer der wichtigsten Regisseure der letzten Jahrzehnte wurde, war wirklich nicht vorhersehbar. Craven wuchs in Cleveland, Ohio – Grossstadt, aber doch Provinz – in einer Familie strenggläubiger Baptisten auf: Alkohol, Tabak, Kartenspiel waren verboten – und Kino auch. Der junge Wesley studierte Literatur und Psychologie an der renommierten Johns-Hopkins-Universität. Nach Hollywood kam er eher aus Versehen. Aber er blieb und erfand ein ganzes Filmgenre neu.

«Scream» – der Titel ist auch bei der neusten Ausgabe der Kult-Horrorfranchise Programm.
«Scream» – der Titel ist auch bei der neusten Ausgabe der Kult-Horrorfranchise Programm.Bild: AP/Fox

Rache!

«Last House on the Left» hiess sein erstes Werk, frei nach einem Film von Ingmar Bergman. Er schrieb das Buch und führte Regie: Ein paar junge Männer vergewaltigen und ermorden zwei Mädchen und die Eltern nehmen blutige Rache. Das war und blieb das Rezept des Wes Craven und wurde dutzendfach kopiert: Rache! Die Rache von Opfern oder deren Angehörigen an Tätern. Und die Täter, die zu Opfern werden, sind meistens Teenager – genau wie die Konsumenten dieser Filme.

Das gilt auch für die «Nightmare»-Filme: Junge Leute träumen davon, von einem Massenmörder gejagt zu werden – und einige werden tatsächlich im Traum ermordet. Der Film kostete 1984 gerade einmal 1.8 Millionen Dollar und spielte das 15-fache ein. Neun Filme wurden insgesamt gedreht, eine Fernsehserie und diverse Comics und Ähnliches folgten. Und Hauptfigur Freddy Krüger, der Mann mit den Klingenhänden, der vom Täter zum Opfer zum Täter wurde, wurde zur Kultfigur.

Höhepunkt und Ende der Horrorwelle – dachten nur Leute, die nicht Wes Craven waren. 1996 kam «Scream», und schon war die Angst wieder da. 15 Millionen kostete der Film, das 17-fache spielte er ein. Kein Wunder, dass «Scream 2» nicht einmal ein Jahr später kam. Und dann noch «Scream 3» und «Scream 4» und in diesem Jahr sogar «Scream» als Fernsehserie.

Drew Barrymore, Courteney Cox, Neve Campbell, David Arquette, Rose McGowan, Liev Schreiber, Patrick Dempsey, Jenny McCarthy – keiner war sich zu schade für die Metzelfilme. Und die Maske des Mörders ist heute auf jeder Halloween-Party zu sehen.

Neve Campbell in «Scream 4»: Sie und viele andere Stars spielten in der stilbildenden Horrorfilm-Serie von Wes Craven mit. 
Neve Campbell in «Scream 4»: Sie und viele andere Stars spielten in der stilbildenden Horrorfilm-Serie von Wes Craven mit. Bild: AP/Dimension Films/The Weinstein Company

Angst!

Horror-Fachmänner unter sich: Wes Craven mit Stephen King.
Horror-Fachmänner unter sich: Wes Craven mit Stephen King.Bild: Getty Images North America

«Als Horrorfilm-Macher sage ich: Ich werde euch die absolute Wahrheit zeigen, und sie ist blutig und scheusslich und gefährlich», sagte Craven einmal. Und so wurde bei ihm zerstückelt, zerschlitzt und erhängt, aufgegessen und gefoltert, alles schön blutig. Er konnte auch anders. 1999 drehte er mit Meryl Streep das Melodrama «Music of the Heart».

Der Film erzählt die wahre Geschichte einer Lehrerin, die nach einer gescheiterten Ehe Kinder in Harlem für Geigenunterricht begeistert und dabei auch wieder zu sich selbst findet. Aber nein, so richtig wollte das keiner sehen. Die Leute wollten Blut von Craven.

Und selbst? Selbst mochte der Altmeister des Horrors keinen Horror. Die Filme der Kollegen guckte er nicht und selbst «Alien» oder Mel Gibsons Bibelverfilmung «Die Passion Christi» schaute er nicht. Der Grund, gab er selbst zu: Er bekomme Angst. (trs/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!