Nach den Drohungen von Hackern wegen des Films «The Interview» hat eine erste Kinokette in den USA laut Medienberichten die Vorführungen des Streifens abgesagt. Das landesweit operierende Unternehmen Carmike Cinemas entschied sich den Publikationen «The Hollywood Reporter» und «Variety» zufolge zu dem Schritt, nachdem das Hollywood-Filmstudio Sony Pictures am Dienstag Kinobesitzern freigestellt hatte, ob sie den Film in ihren Sälen zeigen wollten. Die flächendeckende Premiere des Films sollte mit Seth Rogen und James Franco am 25. Dezember sein.
Sonys Ankündigung kam nur Stunden, nachdem eine Gruppe von Hackern am Dienstag ominöse Drohungen gegen Kinos ausgestossen hatte und sie davor warnte, den Film zu zeigen. Besucher sollten jenen Kinos fernbleiben, die die Komödie über einen geplanten Mordanschlag der CIA auf den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un zeigen, hiess es in einer Erklärung der Gruppe namens Guardians of Peace (Hüter des Friedens). In Anspielung auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 forderte sie auch Bewohner von Häusern in der Nähe der Kinos auf, diese zu verlassen. «Die Welt wird voller Angst sein. Denkt an den 11. September 2001», hiess es.
Laut US-Heimatschutzministerium gab es «keine glaubhaften Geheimdienstinformationen», die einen Anschlag auf Filmtheater nahelegten. Man nehme die Drohungen aber sehr ernst. In New York und Los Angeles sollten möglicherweise die Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden.
Die Gruppe veröffentlichte zudem weitere Daten, die sie Sony Pictures gestohlen hatte und erklärte, es sei der Beginn eines «Weihnachtsgeschenks». Sony Pictures bringt auch «The Interview» heraus. Die Premiere im New Yorker Landmark Sunshine Cinema ist für Donnerstag angesetzt, im Rest der USA soll der Film an Weihnachten anlaufen. In Los Angeles wurde der Film bereits vergangene Woche erstmals gezeigt.
Es war bereits spekuliert worden, dass Nordkorea hinter dem Angriff stecken könnte, bei dem neben privaten E-Mails und Drehbüchern unter anderem fast 50'000 Sozialversicherungsnummern, Gehälter und andere persönliche Informationen von Angestellten gestohlen wurden. Das FBI ermittelt, wollte aber nicht kommentieren, ob die Regierung in Pyongyang als Urheber vermutet werde. Diese hatte im Sommer erklärt, die Veröffentlichung des Films stelle einen «kriegerischen Akt dar, den wir niemals tolerieren werden», und hatte mit «erbarmungsloser» Vergeltung gedroht.
Carmike Cinemas betreibt in den USA 278 Kinos und ist das erste Unternehmen, das die Ausstrahlung des kontroversen Films zurückzieht. Die im Bundesstaat Georgia ansässige Firma ist die viertgrösste Kinokette der USA. Die drei noch grösseren Kinobetreiber Regal, AMC und Cinemark äusserten sich bislang nicht dazu, wie sie mit «The Interview» umgehen wollen. (sza/sda)