In der weit verzweigten Finanzaffäre um die reichste Frau Frankreichs geht es insbesondere um den Vorwurf der «Ausnutzung der Schwäche» der heute 92-Jährigen. Die zehn Angeklagten sollen der seit 2006 an Demenz leidenden Multi-Milliardärin über Jahre hinweg insgesamt mehrere hundert Millionen Euro aus der Tasche gezogen haben.
Vor Gericht stehen frühere Vermögensverwalter, Anwälte, Bedienstete und Bekannte der alten Dame, aber auch der langjährige Vertraute von Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und einstige Schatzmeister der konservativen Partei UMP, Eric Woerth.
Nicht vor Gericht erschien am Montag der einstige Krankenpfleger Bettencourts, Alain Thurin. Er habe am Sonntagnachmittag versucht, sich in einem Wald in der Nähe seines Hauses im Grossraum Paris zu erhängen, teilte der stellvertretende Staatsanwalt Gérard Aldigé in Bordeaux mit. Aus Polizeikreisen hiess es, der 64-Jährige schwebe «zwischen Leben und Tod».
Auf den Fortgang des Prozesses hat der Suizidversuch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen. Sollte Thurin überleben, aber nicht dem Prozess beiwohnen können, so würde sein Fall abgetrennt und später gesondert verhandelt.
Das Vermögen von Liliane Bettencourt, der Erbin des Kosmetikkonzerns L'Oréal, die seit Oktober 2011 entmündigt ist, wird auf mehr als 30 Milliarden Euro geschätzt. Ein Teil der Angeklagten hatte sich bereit erklärt, Millionenbeträge an die Familie zurückzuzahlen. Der Prozess wird ihnen dennoch gemacht. (whr/sda/afp)